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Funktionäre verhaftet Schwarzer Mittwoch für die Fifa

28.05.2015, 01:18

Zürich l Kurz vor dem Fifa-Kongress in Zürich sind hochrangige Funktionäre des Fußball-Weltverbandes von der Kantonspolizei Zürich festgenommen worden. Ihnen werden Geldwäsche, Bestechung sowie Korruption bei WM-Vergaben und TV-Rechten vorgeworfen. Die Volksstimme beantwortet die wichtigsten Fragen zum neuen Skandal.

Was ist passiert?
In Zürich sind sieben hochrangige Fifa-Funktionäre festgenommen und abgeführt worden. Darunter auch die beiden Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay). Die Polizeiaktion im noblen Fünf-Sterne-Hotel "Baur au Lac" glich einem Hollywood-Film. Die in Zivil gekleideten Beamten, die wegen eines Ersuchens aus den USA handelten, ließen sich an der Rezeption die Zimmerschlüssel geben und holten die Funktionäre aus ihren Zimmern. In einer weiteren, davon unabhängigen Justizaktion verlangte die Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts auf Geldwäscherei und Schmiergeldzahlungen bei den WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) die Aushändigung mehrerer Dokumente aus dem Fifa-Hauptquartier.

Findet die Präsidentenwahl trotzdem statt?
Zumindest will die Europäische Fußball-Union (Uefa) die Wahl verschieben lassen. Einen entsprechenden Beschluss hat das Uefa-Exekutivkomitee mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach während einer außerordentlichen Sitzung in Warschau gefasst. Bislang steht die Wahl, bei der Amtsinhaber Joseph S. Blatter in seine fünfte Amtszeit bestätigt werden möchte, für Freitag auf der Agenda des 65. Fifa-Kongresses. Herausforderer ist der jordanische Prinz Ali bin Al Hussein.

Worum geht es genau?
Laut Schweizer Bundesamt für Justiz (BJ) geht es bei den aus den USA arrangierten Verhaftungen um die Annahme von Schmiergeldern jenseits der 100-Millionen-Dollar-Marke aus den vergangenen 20 Jahren. Den sieben Festgenommenen, die in die USA ausgeliefert werden sollen, werden Geldwäsche, die Annahmen von Bestechungsgeldern sowie Korruption bei WM-Vergaben und TV-Rechten vorgeworfen. Die mutmaßlichen Bestecher sind Vertreter von Sportmedien und von Sportvermarktungsunternehmen. Als Gegenleistung sollen diese bei der Austragung von Turnieren in den USA und Lateinamerika die Medien-, Vermarktungs- und Sponsoringrechte erhalten haben. Im zweiten Verfahren der Bundesanwaltschaft geht es um "Unregelmäßigkeiten bei den Vergaben für die WM 2018 sowie 2022". Diese hatte die Fifa mit einer Strafanzeige selbst angestrengt.

Wer wurde verhaftet?
Das US-Justizministerium hat Anklage gegen neun Fifa-Offizielle wegen des Verdachts der Verschwörung und Korruption bestätigt. Von der Schweizer Polizei verhaftet wurden Jeffrey Webb, Eugenio Figueredo, Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Rafael Esquivel and José Maria Marin. Mediendirektor Walter De Gregorio bestätigte, dass Präsident Blatter und Generalsekretär Jérôme Valcke nicht zu den Beschuldigten gehören. Die Fifa hat inzwischen insgesamt elf Funktionäre vorläufig für sämtliche Aktivitäten gesperrt.

Die meisten der Festgenommenen widersetzen sich indes einer Auslieferung: Im Verhör bei der Kantonspolizei Zürich gaben sechs von ihnen an, sich mit rechtlichen Mitteln gegen die Überstellung an die US-Justiz wehren zu wollen. Dadurch müssen formelle Auslieferungsverfahren eingeleitet werden.

Welche Auswirkungen haben die Verhaftungen auf die Wahl?
Allein, weil zwei Vizepräsidenten icht auf ihrem Platz sitzen werden, kann die Veranstaltung nur zu einer gewaltigen Farce werden - sollte sie überhaupt stattfinden. Die Wiederwahl eines Präsidenten, aus dessen Führungsriege Personen verhaftet wurden, ist nur schwer vorstellbar. Aber bei der Fifa ist alles möglich.

Derweil erreichte der Skandal noch am Mittwochabend die höchste politische Ebene: Russland, WM-Ausrichter 2018, forderte die USA auf, den "illegalen, exterritorialen Gebrauch der US-Rechtsprechung" zu unterlassen, teilte das russische Außenministerium mit.