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Bob Verloren auf der Autobahn

Keine Medaille für die MSC-Anschieber, Platz zwei als bestes Ergebnis: Die Mission Gold bei der Bob-WM im großen Schlitten ist gescheitert.

Von Daniel Hübner 22.02.2016, 00:01

Innsbruck/Magdeburg l Marko Hübenbecker war ganz außer Atem. Er rief laut durchs Telefon: „Hier ist der Loser des Tages.“ Er musste dabei allerdings auch hörbar ein wenig schmunzeln. Letztlich teilte sich der Anschieber vom Mitteldeutschen Sportclub (MSC) ja dieses Leid mit drei weiteren Kameraden im großen Schlitten, die da Nico Walther, Christian Poser und Eric Franke hießen. Aber so sehr ihr vierter Platz bei der Bob-Weltmeisterschaft in Innsbruck-Igls (Österreich) auch für Ernüchterung sorgte, so groß war auch die Akzeptanz für den verdienten Sieger Oskars Melbardis aus Lettland.

„Wir waren am Start eigentlich gut, aber wenn einem dann trotzdem sieben Hundertstelsekunden auf einer Bahn wie in Innsbruck auf den Weltmeister fehlen, dann reicht es eben auch nicht zum Titel“, stellte Hübenbecker nüchtern fest. Der 1270 Meter lange Eiskanal mit 14 Kurven wird gerne als Autobahn bezeichnet, alles hängt vom Start und der Anfangsgeschwindigkeit ab.

Die Mission Gold ist also gescheitert. Blech ist es geworden statt der vierten WM-Medaille für den MSC-Hünen, der mit diesem Schicksal allerdings nicht alleine war. Auch Kevin Korona stand verloren in Igls. Der 27-Jährige war im Schlitten von Maximilian Arndt angetreten, vom Titelverteidiger aus Oberhof also. Aber die Startzeiten des Teams ließen am Ende einen ernsthaften Kampf ums Podest wirklich nicht zu, nicht bei den ersten beiden Läufen bei Kälte und Schneefall am Sonnabend, nicht bei den Durchgängen drei und vier sowie 14 Grad Celsius und Sonne am Sonntag – nur Platz sieben. Johannes Lochner (Stuttgart) wurde Sechster.

Bester Deutscher mit zugleich den besten Anschiebern wie Thorsten Margis vom SV Halle war wie schon bei seinem Titelgewinn im Zweier Francesco Friedrich, der bis zur letzten Zwischenzeit im letzten Lauf die Hoffnungen auf den Titel nährte, aber nach zwei gravierenden Fehlern noch auf Platz zwei zurückfiel mit vier Hundertstel Rückstand auf Melbardis. Bronze sicherte sich der Schweizer Rico Peter.

Norman Dannhauer, der MSC-Trainer, wollte sich zum überraschenden Vorstoß von Melbardis von Rang sieben zur Halbzeit auf Rang eins nach vier Durchgängen nicht äußern, außer: „Er wird jetzt endgültig ein Volksheld in Lettland sein. Wir müssen zunächst alles in Ruhe analysieren.“ Dannhauer sah das Abschneiden auch „nicht als Mega-Katastrophe, weil die Startzeiten im Walther-Vierer gut waren“. Aber mehr vorgestellt hatte sich die deutsche Bobfamilie natürlich trotzdem. „Klar, wollten auch wir angreifen“, sagte der 29-jährige Hübenbecker.

Immerhin hatte er mit Walther (25/Oberbärenburg) zur Halbzeit noch auf Platz zwei mit 27 Hundertstel Rückstand auf Friedrich gelegen. So bleibt aber nur sein Blick nach vorn: „Wir wissen, was zu tun ist und müssen daran arbeiten.“ Denn im nächsten Jahr bei der WM in Sotschi (Russland) will er wieder „Winner des Tages“ sein.