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Leichtathletik Reus kratzt mit Rekord an Schallmauer

Julian Reus könnte der erste Deutsche sein, der die 10-Sekunden-Schallmauer knackt. Aus der Region greifen drei Talente nach WM-Tickets.

Von Janette Beck 27.06.2016, 01:01

Zeulenroda/Mannheim/Magdeburg l Das Rekordrennen lieferte Julian Reus seinen Fans via Facebook-Video frei Haus, nur 80 Minuten später hätte er fast noch das „deutsche Double“ perfekt gemacht: In seiner Wahlheimat Thüringen knackte der Top-Sprinter zunächst seinen eigenen 100-Meter-Rekord, dann ließ der Mann mit der Startnummer 1 eine von ihm noch nie erreichte Zeit über 200 Meter folgen. Die 10,03 Sekunden gehen in die Rekordlisten des DLV ein, bei den 20,23 Sekunden fehlten 3/100 zur Bestmarke – außerdem blies der Rückenwind (2,3 m/Sek.) etwas zu heftig.

„Ich bin gut in Form, das ist wichtig für die EM in Amsterdam. Man sollte jetzt nicht davon ausgehen, dass ich da noch schneller laufe“, sagte der 1,76 Meter große und 76 Kilo schwere Sprinter. „Jetzt werde ich den Körper ein bisschen in Watte packen. Gesundbleiben ist das oberste Ziel in Richtung EM und dann Olympia in Rio.“

Einen herben Rückschlag musste der Hallenser Rico Freimuth hinnehmen: Der WM-Dritte musste beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen nach vier Disziplinen mit Wadenproblemen aufgeben, nachdem er schon den ersten Zehnkampf des Jahres Ende Mai in Götzis nach drei Fehlversuchen im Weitsprung vorzeitig beendet hatte. Der 28-Jährige wird wohl dennoch mit nach Rio fahren, da auch Pascal Behrenbruch (wird Vater) in Ratingen fehlte und Michael Schrader verletzungsbedingt passen musste.

Einen grandiosen Erfolg feierte der Hallen-EM-Zweite Abele in Ratingen. Der Ulmer setzte sich mit der Jahresweltbestleistung von 8605 Punkten vor dem früheren U-23-Europameister Kai Kazmirek von der LG Rhein/Wied (8323) durch. Das Duo machte damit die Qualifikation für Rio perfekt.

Im Siebenkampf der Frauen siegte die britische Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill mit sehr guten 6733 Zählern vor Carolin Schäfer (Friedrichstein/6476). Für Lilli Schwarzkopf (Ulm), die nach drei Disziplinen aufgab, platzte dagegen der Rio-Traum.

In Mannheim fand das zweitägige Schaulaufen der Junioren statt. Hier erreichte auch die Jagd nach den Tickets für die U-20-WM im Polen im Juli ihren Höhepunkt. Für die Asse aus der Region gab es Licht und Schatten. Hendrik Janssen (Jahrgang 1998/SCM) durfte sich über Platz zwei und erneuter WM-Norm im Diskuswurf freuen. Mit 59,91 Meter schrammte der 18-Jährige knapp an der 60-Meter-Marke vorbei und empfahl sich damit für den zweiten deutschen Startplatz in Bydgoszcz. Wie erwartet war Clemens Prüfer (Jg.97) das Maß der Dinge. Der Potsdamer, der die Weltrangliste mit 66,27 anführt, gewann mit 60,77.

Bester Deutscher im Speerwurf war der Haldensleber Norman Plischke. Mit 70,47 Metern (Rang drei) blieb der 18-Jährige nur 30 Zentimeter unter seiner persönlichen Bestweite, aber deutlich über der WM-Norm von 69 Metern. Damit kann der Schützling von Trainer Thomas Döde für die WM planen.

Gleiches gilt für SCM-Sprinter Thomas Barthel – zumindest was den Staffelstart betrifft. Hier lief es für den 17-Jährigen mit dem DLV-Quartett im zweiten Versuch am Sonntag richtig gut. Beim souveränen Sieg in 39,74 Sekunden (WM-Norm 40,50 sec) vor Großbritanien blieb die deutsche Sprintstaffel in der Besetzung Roger Gurski, Thomas Barthel, Deniz Almas und Manuel Eitel nur acht Hundertstel über dem Meetingrekord. Am Vortag hatte das DLV-Quartett gepatzt.

Gescheitert ist wohl Barthels Mission WM-Einzelstart. Zwar lief der Magdeburger im 100-Meter-Vorlauf in 10,50 Sekunden neue Bestzeit, doch die Staffelkollegen Eitel (Ulm/10,31) und Kurski (Rhein Wied/10,36) waren noch schneller. Im verregneten Finale inklusive Gegenwind kam der gebürtige Altmärker in 10,60 auf Rang vier. Eitel und Kurski hatten zugunsten der Staffel aufs Finale verzichtet. Es wann der Australier Jack Hale (Jg. 98/ 10,38; Vorlauf 10,21).

Karl Moritz Meier (Jg.97/SCM), mit einer 400-Meter-Hürden-Bestzeit von 53,15 Sekunden in Mannheim angereist, knallte in Führung liegend in die drittletzte Hürde, kam aus dem Rhythmus und erreichte nach 55,31 Sekunden das Ziel (Platz sieben). Es siegte der Franzose Florian Gouacide (Jg.97) in 51,38 Sekunden.

Am Freitagabend war SCM-Diskuswerfer David Wrobel beim Meeting in Zeulenroda in den Ring getreten. Im dritten Wettkampf innerhalb von fünf Tagen reichte es diesmal nur zu 60,88 Metern. Das bedeutete Rang drei hinter Olympiasieger Robert Harting (65,91) und Markus Münch (62,08).