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"Was sonst feiern?" Werder schielt nach Derbysieg auf Europa

Werder Bremen steht für viele unvergessene Europapokalabende. In puncto Europa herrschte an der Weser zuletzt meist Tristesse. Dank einer tollen Serie dürfen die Grün-Weißen nun wieder vom internationalen Geschäft träumen.

Von Lars Reinefeld und Michael Rossmann, dpa 17.04.2017, 09:57

Bremen (dpa) - Im Überschwang des prestigeträchtigen Derbysieges legten die Bremer Spieler für einen Moment sogar ihre gewohnte Zurückhaltung ab. Ausgelassen hüpften die Werder-Profis vor der Ostkurve und schmetterten mit ihren Fans das Lied vom Europapokal.

"Vielleicht wussten wir auch gar nicht, was da gesungen wird", sagte Fin Bartels nach dem hoch verdienten 2:1 (1:1) gegen den ungeliebten Nordrivalen mit einem Schmunzeln. "Ein bisschen feiern darf man das schon. Was will man sonst feiern, wenn nicht so einen wichtigen Derbysieg?"

In der Tat hatten die Grün-Weißen allen Grund für Partystimmung. Das Nachbarschaftsduell gewonnen, nun seit neun Spielen ungeschlagen, zweitbeste Rückrundenmannschaft hinter Bayern München und die Plätze für die Europa League tatsächlich im Visier - der Ostersonntag hätte für die Bremer nicht besser laufen können. "Es war ein sehr schöner Nachmittag", sagte Bremens Sportdirektor Frank Baummann.

Vor ein paar Wochen galt Werder noch als ganz heißer Kandidat auf den Abstieg, Trainer Alexander Nouri stand vor dem Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 vor dem Aus. Doch seitdem haben die Hanseaten keine Partie mehr verloren, inzwischen trumpft Werder im Stile eines Topteams auf. Der Sieg gegen den schwachen HSV hätte deutlich höher ausfallen können. Chancen für mehr Tore als die beiden Treffer von Max Kruse (41. Minute) und Florian Kainz (75.) waren da. Auch das frühe 0:1 durch Michael Gregoritsch (6.) warf die Bremer nicht aus der Bahn.

Platz sechs ist nun nur noch zwei Zähler entfernt, Rang sieben, der eventuell auch für die Europapokal-Teilnahme reicht, sogar nur einen Punkt. Zudem spricht das Momentum klar für das Nouri-Team. Während die Konkurrenz schwächelt und völlig unbeständig ist, überzeugen die Bremer mit beeindruckender Stabilität. "Der Zusammenhalt und das Auftreten als Einheit machen uns derzeit einfach so stark", sagte Kapitän Zlatko Junuzovic, der am kommenden Samstag im Spiel beim FC Ingolstadt allerdings gelbgesperrt fehlen wird.

Dort wollen die Bremer endgültig den "Deckel drauf machen" auf das Thema Klassenerhalt, wie Baumann es formulierte. Damit das geschieht und Werder auch im zehnten Spiel in Serie ungeschlagen bleibt, gelte es "keinen Deut nachzulassen". Nach den zwei freien Tagen, die Nouri seinen Spielern noch beim obligatorischen Kreis nach dem Spiel auf dem Rasen spendierte, will der Werder-Coach den Fokus sofort wieder auf das Wesentliche lenken.

"Wir haben noch nichts erreicht", sagte Nouri. "Solange rechnerisch noch nicht alles geklärt ist, lassen wir uns nicht verleiten." Doch auch dem Werder-Coach war die Genugtuung über den Sieg gegen den HSV anzumerken. Nach dem Schlusspfiff lief Nouri wie entfesselt auf den Platz und hob Derby-Held Florian Kainz in die Luft.

"Man hat schon gemerkt, dass eine besondere Anspannung da war. Auch auf dem Weg zum Stadion waren deutlich mehr Fans, die uns zugejubelt haben. Natürlich fühlt sich das sehr gut an", gab Nouri zu. Baumann brachte die ausgelassene Stimmung am Osterdeich so auf den Punkt: "Jeder Sieg tut gut, ein Derbysieg noch guter." Vor allem, wenn sich auf einmal ungeahnte internationale Perspektiven auftun.

Bericht auf bundesliga.de

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