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Erstklassiger Sport und Sensationsgier Halbzeitbilanz: Spiele der Zwiespältigkeit

22.02.2010, 05:22

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 21.02.2010 23:00:00
Todesschatten und unbeschwerte Leidenschaft: Die ambivalenten Vancouver-Spiele zwischen Sport-Begeisterung und Sensationsgier wecken Erwartungen auf einen emotionalen Endspurt bis zum Finale am 28. Februar.

"Diese Spiele werden für immer mit dem tragischen Tod verbunden sein, aber seit einer Woche sind sie absolut brillant", sagte IOC-Präsident Jacques Rogge, "erstklassiger Sport, ein tolles Publikum, Party überall in der Stadt und sehr hohe Einschaltquoten im Fernsehen." Die befürchtete Doping-Lawine ist ausgeblieben. Zumindest wurde bisher kein Athlet erwischt.

Ohne dem ideologischen Ballast der Peking-Spiele hatte sich die olympische Familie auf 17 entspannte Tage gefreut – doch nach dem Unfalltod des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili Stunden vor der Eröffnungsfeier trugen die weißen Spiele schwarz. "Wir mussten lange mit gewissen Dämonen ringen, aber die Atmosphäre ist phänomenal", sagte OK-Chef John Furlong. "Es sind stimmungsvolle Spiele mit unbeschwerter Lebensfreude, aber der tödliche Unfall wird für immer Teil dieser Spiele sein, und nur so wird man dieser Tragik gerecht", kommentierte IOC-Vize Thomas Bach.

Das Ringe-Spektakel 2010 könnte als die zwiespältigen Spiele in die Olympia-Geschichte eingehen. Im Spannungsfeld zwischen olympischen Idealen und Kommerz begegnen sich kanadische Selbstberauschung und gefährliche Rekordsucht. Freundlicher Pathos und Patriotismus auf der einen Seite, berechtigte Sicherheitsdiskussionen auf der anderen. Horror-Bilder im TV wie bei der Sturzserie im schnellsten Eiskanal der Welt oder bei der Damen-Abfahrt haben die Sucht nach Drama weltweit in die Kritik gebracht.