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Biathlon: Zweifache Goldmedaillengewinnerin "vom Kopf her ganz schön müde" Neuner gibt der Staffel einen Korb – nur noch Olympia-Tourist

23.02.2010, 05:20

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 22.02.2010 23:00:00
Sie träumte von einem dreifachen Triumph, doch als Magdalena Neuner ihre zweite olympische Goldmedaille endlich um den Hals trug, sorgte sie für einen unerwarteten Paukenschlag. "Für mich war das heute mein letztes Rennen. Ich bin mit den Olympischen Spielen fertig", sagte sie knapp sieben Stunden nach ihrem Sieg im Massenstart-Rennen. Das bedeutet: Die heutige Staffel wird sie nicht laufen, obwohl sie offenbar fest davon ausgegangen war.

"Es war meine Entscheidung, nicht in der Staffel zu laufen. In den letzten Tagen war alles schon sehr, sehr viel für mich", sagte Neuner vor einem verdutzten Publikum im Deutschen Haus in Whistler zur Begründung. Am Nachmittag hat sich die Doppel-Olympiasiegerin noch ganz anders angehört. "Wir haben eine sehr, sehr gute Chance, in der Staffel zuzuschlagen. Ich glaube auch, dass es passt, ich habe ein sehr gutes Gefühl", sagte Neuner, zumal Simone Hauswald hinter der Russin Olga Saizewa Bronze geholt hatte.

Ihren Startverzicht auf die Staffel über 4x6 km begründete sie mit ihren bisherigen Erfolgen: "Nach drei Medaillen muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen. Und immerhin haben drei von uns fünf Olympia-Starterinnen noch keine Medaille. Es wäre traurig, wenn es dann wegen mir nicht klappen würde." Neuner hatte neben den zwei Goldmedaillen auch Silber im Sprint gewonnen.

Den Sinneswandel eineinhalb Tage vor dem Staffelrennen forcierte Bundestrainer Uwe Müssiggang in internen Gesprächen mit seinen Läuferinnen. "Wir haben zusammengesessen, und dann ist die Entscheidung getroffen worden", berichtete Magdalena Neuner - und behauptete außerdem tapfer lächelnd: "Für mich ist es die richtige Entscheidung. Ich wäre traurig, wenn die anderen drei, die noch keine Medaille haben, wegen mir am Ende leer ausgehen. Wir wollen doch alle zusammen feiern."

Müssiggang begründete seine Entscheidung mit dem hohen Risiko für Neuner, die vor ihren beiden Olympiasiegen als Wackelkandidatin für die Staffel gegolten hatte. "Die Lena hat hier so viel erreicht. Das Risiko, möglicherweise noch ein Negativ-Erlebnis zu haben, musste sie nicht eingehen", sagte er. Der künftige Frauen- und Männer-Chef ergänzte: "Lena hat in den letzten Tagen viel Glück gehabt. Das sollte man nicht ewig ausreizen." Zudem sei Martina Beck die bessere Staffelläuferin.

Die Staffel wird nun wohl in der Besetzung Andrea Henkel, Kati Wilhelm, Martina Beck und Simone Hauswald laufen. Zwei dieses Quartetts müssen sich allerdings noch steigern: Andrea Henkel wurde im Massenstart Neunte, Kati Wilhelm landete nach einer schwachen Schießleistung nur auf Platz 25.

Im Wirbel um den spektakulären Startverzicht ging der Jubel über Neuners zweites Olympiagold und Bronze von Simone Hauswald nahezu unter. Tief bewegt hatte das Duo die Medaillen-Zeremonie auf der Medal Plaza absolviert, Hauswald mit Tränen in den Augen die Nationalhymne mitgesungen. "Für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich bin so dankbar", sagte Hauswald. Meinung