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Volksstimme-Interview mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer vor U-21-EM-Qualifikationsspiel gegen Island (Fast) nur gute Erinnerungen an die Sportstadt Magdeburg

26.02.2010, 05:19

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Wernigerode PZS: WR Prio: höchste Priorität IssueDate: 25.02.2010 23:00:00
Als Matthias Sammer am 24. August 1985 in seinem ersten Oberligaspiel mit Dynamo Dresden 3:2 beim FCM gewann, stand der Mittelfeldmotor der Sachsen kurz vor seinem 18. Geburtstag. Nun gastiert der 42-Jährige als Sportdirektor des mächtigen DFB erneut in der Elbestadt. Kurz vor dem EM-Qualifikationsspiel der U 21 gegen Island am Dienstag (17.45 Uhr/MDCC-Arena/live im DSF) beantwortete Sammer die Fragen von Volksstimme-Redakteur Klaus Renner.

Volksstimme: Herr Sammer, welche Erinnerungen verknüpfen Sie mit Magdeburg?

Matthias Sammer: Meinen ersten Einsatz bei Dynamo Dresden in der DDR-Oberliga, bei dem wir mit 3:2 das glücklichere Ende für uns hatten. Dann gab es in der WM-Qualifikation im April 1989 ein bitteres 0:2 gegen die Türkei. Doch auch über meine Zeit als Spieler hinaus schätze ich an Magdeburg die einmalige Stimmung im Stadion. Als DFB-Sportdirektor denke ich nur zu gern an den Sommer 2009 zurück, als unsere U 17 in Magdeburg Europameister wurde, und an das 1:1 in den Play-Offs gegen Frankreich, das uns die Tür zur EM-Endrunde und später zum Titelgewinn öffnete.

Ich hoffe nun, dass aller guten Dinge drei sind und wir mit einem Sieg über Island doch noch die Tür zur EM-Teilnahme offen halten.

Volksstimme: Bedeutende Spiele der Nachwuchsteams oder der Hallenpokal der Bundesliga-Frauen – der DFB ist oft in Magdeburg zu Gast. Was spricht Ihrer Meinung nach für Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt?

Sammer: Magdeburg ist eine Sportstadt, das ist bundesweit bekannt. Fußball, Handball, Kanu, Rudern, Schwimmen – es gibt viele Traditionen. Auch infrastrukturell sind mit dem wunderschönen neuen Stadion und der Bördelandhalle hervorragende Rahmenbedingungen gegeben. Mit großer Freude erinnere ich mich an die große Unterstützung beim U-17-Finale, als wir Holland 2:1 besiegten. Ich hoffe, das wird auch am Dienstag wieder so sein.

Volksstimme: Die U 21 hat in der Qualifikationsgruppe erst sieben Punkte aus den bisherigen vier Spielen auf ihrem Konto und ist derzeit Dritter. Nur die sieben Gruppenersten und die vier besten Zweiten erreichen die Play-off-Runde. Wie beurteilen Sie die Aussichten der deutschen "Fohlen"?

Sammer: Nach der Heimnieerlage gegen Tschechien und dem Unentschieden in Nord-irland besitzen wir keine so gute Ausgangsposition. Deshalb müssen wir unsere noch ausstehenden vier Gruppenspiele unbedingt gewinnen. Ich vergleiche die Situation mit einem Marathonlauf: Wir haben den Start verschlafen, liegen derzeit im Mittelfeld und brauchen jetzt einen starken Schluss-Spurt.

Volksstimme: Mit Marcel Schmelzer von Borussia Dortmund steht ein waschechter Magdeburger im Aufgebot der U 21 – ein Hinweis auf die gute Nachwuchsarbeit?

Sammer: In Magdeburg wird von jeher eine gute Nachwuchsarbeit geleistet. Und was Marcel Schmelzer betrifft: Er hat immerhin Dede aus der Stammformation von Borussia Dortmund verdrängt. Das unterstreicht, was bei kontinuierlicher Entwicklung und bescheidenem Auftreten möglich ist. Wie ich ihn kenne, hat er seine Wurzeln nicht vergessen und wird bestimmt zahlreiche Fans anlocken.

Volksstimme: Die Partie in Magdeburg wird am Dienstag um 17.45 Uhr angepfiffen. Wäre ein späterer Spielbeginn nicht attraktiver?

Sammer: Vor allem im "U-Bereich" müssen wir zu kinder- und jugendfreundlichen Zeiten spielen, denn wir wollen auch möglichst viele junge Zuschauer begrüßen. Ich erinnere mich an meine Jugendzeit, als ich Augenzeuge eines Jugend-Länderspiels zwischen der DDR und der seinerzeit von Berti Vogts trainierten BRD in Pirna wurde. Es war für mich als Zuschauer ein unvergessliches Erlebnis. Und wer von der Arbeit kommt, schafft es ebenfalls noch rechtzeitig ins Stadion – also eine Super-Anstoßzeit für alle.

Volksstimme: Wie darf man sich die Vorbereitung der Mannschaft auf das Qualifikationsspiel vorstellen?

Sammer: Die Abstellungs-periode der UEFA für die U-21-Spieler ist gelinde gesagt unglücklich. Alle spielen am Wochenende noch in der Bundesliga, die letzten sind sogar noch am Sonntag ab 17.30 Uhr bei Bayern gegen den HSV im Einsatz – und schon zwei Tage später findet das EM-Qualifikationsspiel in Magdeburg statt. Das ist das Los der U 21, aber wir sind das gewohnt. Einige reisen schon am Sonn-abend Abend an. Trainer Rainer Adrion gelingt es, das Training sehr individuell zu steuern.

Volksstimme: Wie viele Personen gehören zum DFB-Stab, der in Magdeburg Station macht?

Sammer: Der Cheftrainer, der Co-Trainer, der Torwarttrainer, zwei Fitness-Trainer, zwei Physiotherapeuten, ein Internist, ein Orthopäde, der Teammanager, der Pressesprecher – da kommt schnell eine komplette Mannschaft hinter der Mannschaft zusammen.

Volksstimme: Wann werden Sie anreisen?

Sammer: Ich werde ab Sonnabend in Magdeburg sein.

Volksstimme: Welche der Spieler, die am Dienstag aufgeboten werden, könnten am ehesten den Sprung in die DFB-Auswahl von Jogi Löw schaffen?

Sammer: Da halte ich mich zurück, um keinen falschen Zungenschlag zu machen. Aber die U 21 ist gespickt mit Spielern aus der 1. und 2. Bundesliga. Viele von ihnen gehören in die Stammformationen ihrer Vereine wie beispielsweise Marcel Schmelzer, Stefan Reinartz (Bayer Leverkusen) oder Felix Bastians (SC Freiburg). Das war früher nicht immer so. Es ist unfassbar, wie viel Qualität in dieser Mannschaft steckt.