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Außenseiter Atlético gewinnt ersten Liga-Titel seit 1996

17.05.2014, 19:04
Atlético Madrid wurde nach 18 Jahren wieder spanischer Meister. Foto: Andreu Dalmau
Atlético Madrid wurde nach 18 Jahren wieder spanischer Meister. Foto: Andreu Dalmau EFE

Barcelona - Die Sensation in der spanischen Fußball-Meisterschaft ist perfekt: Außenseiter Atlético Madrid gewann erstmals seit 1996 wieder den Titel der Primera División.

In einem echten Finale verteidigten die Schützlinge von Trainer Diego Simeone am 38. und letzten Spieltag durch ein 1:1 (0:1) bei Verfolger und Titelverteidiger FC Barcelona den ersten Platz erfolgreich und gewannen ihren zehnten Ligatitel.

Eine Woche vor dem Champions-League-Finale in Lissabon gegen Stadtrivale Real konnten die Gäste vor 98 760 Zuschauern im ausverkauften Camp Nou das Führungstor der Hausherren durch Alexis Sánchez (34.) mit einem Kopfballtor von Diego Godín (48.) verdient ausgleichen.

Nach dem Abpfiff sprang Simeone auf die Tribüne, um seinen extra aus Argentinien angereisten Vater lange zu umarmen. Dann sagte der 44-Jährige aus Buenos Aires, der beim letzten Titel 1996 als Profi dabei war, dem spanischen TV strahlend: "Die Freude, die ich spüre, kann man gar nicht beschreiben. Unser Rezept? Arbeit, Arbeit, Arbeit. Und keine Kompromisse. Unser Erfolg zeigt, dass im Fußball verschiedene Wege zum Erfolg führen können."

Simeones Landsmann Gerardo Martino verkündete unterdessen das Ende seiner Arbeit in Barcelona. Der 51-jährige, im Juli 2013 als Nachfolger des zurückgetretenen und im April an Krebs gestorbenen Tito Vilanova verflichtet, konnte im "schrecklichen Jahr" Barças nur den wenig bedeutsamen Supercup holen.

Atlético beendete die Liga mit einem Drei-Punkte-Vorsprung vor den mit einem viermal größeren Etat operierenden "Superreichen" Barça und Real Madrid (beide 87 Zähler). Real besiegte zum Abschluss Espanyol Barcelona 3:1 (0:0).

Für den neuen Meister gab es aber auch einen Wermutstropfen: Die "Colchoneros" (Matratzenmacher) müssen vor dem CL-Finale um den Einsatz von Nationalelf-Stürmerstar Diego Costa und Spielmacher Arda Turan bangen. Beide Leistungsträger schieden in Barcelona schon in der ersten Hälfte in der 15. und der 23. Minute verletzt aus. Costa weinte auf der Bank hemmungslos. Simeone weiß: "Unsere Ärzte werden in den nächsten Tagen kaum schlafen können."

In einer sehr spannenden, wenn auch nicht hochklassigen Partie waren die Hausherren in der 34. Minute durch ein Traumtor von Sánchez in Führung gegangen. Aus spitzem Winkel knallte der Chilene nach Vorlage von Lionel Messi den Ball mit rechts ins linke obere Toreck von Torwart Thibaut Courtois. Nach der Pause startete Atlético einen furiosen Sturmlauf. Zunächst traf Villa nur 40 Sekunden nach Wiederanpfiff den Pfosten, und in der 48. köpfte der uruguayische Innenverteidiger Godín nach einer Ecke den Ausgleich.

Erstmals seit der Saison 2003/2004, als Valencia Meister wurde, konnte keiner der beiden Top-Clubs Barcelona und Real Madrid den Titel erringen. Mit zehn Titeln liegt Atlético allerdings noch weit hinter Rekordchampion Real (32 Titel) und Barcelona (22).

Die Barcelona-Fans pfiffen ihr Team, bei dem Messi erneut blaß blieb, aus. "Bei uns wird es große Veränderungen geben", kündigte Clubboss Josep Bartomeu schon kurz nach dem Remis an.

Für Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque gab es nach dem Saisonfinale ebenfalls keinen Grund zum Jubeln. Neben Costa wurde mit Barcelonas Mittelfeldmann Sergio Busquet ein zweiter wichtiger Akteur der "La Roja" knapp einen Monat vor Beginn der WM in Brasilien (57. gegen Alex Song) verletzt ausgewechselt.

Verletzungssorgen gab es auch bei Real. Weltfußballer Cristiano Ronaldo musste beim Aufwärmen wegen erneuter Probleme im linken Oberschenkel passen und wurde kurzfristig aus dem Kader genommen. Torjäger Karim Benzema ging unterdessen in der 68. Minuten vom Feld, offensichtlich hat sich der Franzose eine Zerrung im Oberschenkel zugezogen. Laut Real-Trainer Carlo Ancelotti kann Ronaldo im Champions-League-Finale aber spielen. Es sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, man habe nichts riskieren wollen.