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New Yorker Metropolitan Opernhaus wird 50

Die New Yorker Metropolitan Oper gibt es schon seit 1880, aber erst mit dem Umzug in das elegante Gebäude am Lincoln Center vor genau 50 Jahren wurde die Met zu dem, was sie heute ist: Eines der weltweit führenden Opernhäuser. Gefeiert wird mit starbesetzter Gala.

Von Christina Horsten, dpa 15.09.2016, 14:00

New York (dpa) - Eigentlich begann alles mit der West Side Story, der echten West Side Story. In den 1940er und 50er Jahren bekämpften sich an der Westseite Manhattans die Gangs. Afro-Amerikaner gegen italienische Einwanderer gegen irische Einwanderer und andersherum.

San Juan Hill hieß das Viertel, ein Dorn im Auge des in New York wegen seiner Vorliebe für brachiale Betonklötze und Autobahnen ebenso berühmt-berüchtigten damaligen Chef-Stadtplaners Robert Moses.

Als ihn mehrere kulturelle Institutionen um Platz für neue Gebäude baten, sah er die Chance gekommen und ließ das Viertel abreißen. Zuvor wurde zwischen den geräumten Häusern als Kulisse die Geschichte von San Juan Hill noch zum Film. West Side Story bekam zehn Oscars.

Heute steht an dieser Stelle das Kulturzentrum Lincoln Center und in seinem Mittelpunkt die prachtvolle Heimat der Metropolitan Oper, die am Freitag (16. September) 50 Jahre alt wird. Mit Samuel Barbers Werk Antony and Cleopatra wurde die Bühne am 16. September 1966 feierlich eröffnet, nachdem die Metropolitan Oper zuvor rund 80 Jahre an anderen Spielstätten aktiv gewesen war. Das neue Haus der Metropolitan Oper eröffnet in einem Crescendo der Pracht, titelte damals die New York Times.

Zum Jubiläum plant die Metropolitan Oper, die von den New Yorkern liebevoll Met genannt wird, eine große Gala. Dabei sein sollen unter anderem die Stars Plácido Domingo, Renée Fleming und Anna Netrebko, die alle regelmäßig hier auf der Bühne stehen und von der Akustik des Saals mit den rotgepolsterten Stühlen und der goldenen Decke schwärmen. Das günstigste Ticket für die Gala im Mai nächsten Jahres kostet knapp 2000 Dollar (etwa 1770 Euro), ohne Cocktail-Empfang und Abendessen. Ein Tisch mit allem Drum und Dran ist für 150 000 Dollar zu haben.

Für die neue Spielzeit, die am 26. September mit Tristan und Isolde und wie immer mit der amerikanischen Nationalhymne eröffnet werden soll, gebe es aber natürlich günstigere Tickets, versichert Met-Chef Peter Gelb, den die Financial Times zum mächtigsten Mann der Opernwelt gekürt hat. 225 Aufführungen von 26 Opern, davon sieben neue Inszenierungen, stehen auf dem Programm, Karten sollen zwischen 25 und 480 Dollar kosten. Die Zuschauer werden von unserem stetig erweiterten Repertoire sicher stimuliert werden, sagt Gelb. Wir sind stolz auf unsere fünf Jahrzehnte hier im Lincoln Center.

Mit einem Jahresbudget von rund 300 Millionen Dollar gehört die Met zu den größten Kulturorganisationen der Welt, hat in jüngster Zeit aber auch mit sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen. Ein finanzieller Segen ist da das Live in HD-Programm der Oper, das einige Aufführungen in Kinosäle weltweit überträgt und die Branche verändert hat. Eine Revolution habe die Met damit angeführt, kommentierte die New York Times. Längst haben andere Kulturorganisationen nachgezogen.

Zum Jubiläum ihrer Heimat stehen der Met aber auch große Veränderungen bevor. Mehr als 40 der 50 Jahre am Lincoln Center war James Levine Chefdirigent und eine Art Synonym für die Oper. Aus gesundheitlichen Gründen hatte der beim Publikum extrem beliebte 73-Jährige, der zuletzt im Rollstuhl dirigiert hatte, den Posten im Mai abgeben müssen. Nachfolger wird nach einer Übergangsphase ab 2020 der Kanadier Yannick Nézet-Séguin.

An die West Side Story erinnert am Lincoln Center nichts mehr. Vor dem Springbrunnen auf dem zentralen Platz fotografieren sich Touristen, die Wohnungen in den umliegenden Hochhäusern kosten Millionen und zu den Aufführungen der Metropolitan Oper flanieren schick gekleidete Menschen.

The Metropolitan Opera