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Islamismus Koran wichtiger als Gesetze

In einer Dunkelfeldstudie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen wird aufgezeigt, wie 300 befragte muslimische Schüler über Islamismus denken.

23.04.2024, 17:34
Ein Koran und das Grundgesetz liegen auf einem Tisch.
Ein Koran und das Grundgesetz liegen auf einem Tisch. Foto: imago

Einer Dunkelfeldstudie des renommierten Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) zufolge sagt eine Mehrheit muslimischer Schüler (67,8 Prozent): „Die Regeln des Korans sind mir wichtiger als die Gesetze in Deutschland“. Darüber berichtete gestern „BZ online“.

So glaubten rund 46 Prozent der Befragten, dass ein islamischer Gottesstaat die beste Staatsform sei. Ein entsprechender Staat ist der Iran. Auch der relativ kurzlebige Islamische Staat (IS), der sich in Teilen des Iraks und Syriens von 2014 bis 2019 in Form eines Terrorregimes etablieren und halten konnte, galt als islamischer Gottesstaat.

35,3 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie „Verständnis für Gewalt gegen Menschen, die Allah oder den Propheten Mohammed beleidigen“ haben, 21,2 Prozent der Befragten sagten, dass „die Bedrohung des Islam durch die westliche Welt rechtfertigt, dass Muslime sich mit Gewalt verteidigen.

Völlig neu sind die Erkenntnisse des KFN nicht. Bereits im Jahr 2010 hatte das KFN unter der damaligen Leitung des Kriminologen Christian Pfeiffer einen „signifikanten Zusammenhang zwischen Religiösität und Gewaltbereitschaft“ bei jugendlichen Muslimen aus Zuwandererfamilien gefunden, berichtete „Telepolis“.

Der Rechts- und Linksextremismus wird in der nicht repräsentativen Studie ebenfalls beleuchtet. „Auch im Jahr 2022 stellen rechtsextreme Einstellungen unter niedersächsischen Jugendlichen keine Seltenheit dar. Allerdings lassen sich unterschiedliche Trends ausmachen. So geht Ausländer*innenfeindlichkeit zurück. Waren es 2019 noch 10,1 %, die ausländer*innenfeindlichen Aussagen deutlich zustimmten, sind es 2022 nur noch 4,4 %. Damit erreichen ausländer*innenfeindliche Aussagen seit 2013 einen Tiefststand.“

Die am häufigsten ausgeführte rechte Straftat stellte das Sprayen von Hakenkreuzen oder Sprüchen wie „Ausländer raus“, so an eine Hauswand, dar. (UK)

Zur Studie

Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) führte zum fünften Mal eine Dunkelfeldstudie zur Jugendkriminalität durch. Hierbei wurden in dem Bundesland 8.539 Schüler (Durchschnittsalter 15 Jahre), darunter rund 300 muslimische, der neunten Klasse zu Tätern und Opfern in Bezug auf Eigentums- und Gewaltdelikte befragt. „Dunkelfeldstudie“ bedeutet, dass die Experten bislang unbekannte Felder eines Problems ausleuchten wollen.

In dem 193 Seiten umfassenden Forschungsbericht, der kürzlich unter demTitel „Niedersachsensurvey 2022“ veröffentlicht wurde, bilden das Verhalten aus Täter-und Opferperspektive bei Eigentums- und Gewaltdelikten, Faktoren der Jugendkriminalität sowie politischer Extremismus thematische Hauptschwerpunkte.

Im „Niedersachsensurvey 2022“ werden sowohl inhaltlich als auchmethodisch die vorherigen Befragungen fortgesetzt. Die Zahl von 300 befragten muslimischen Schülern aus einem Bundesland ist dabei nicht bundesweit repräsentativ. (VS)