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Couture Fashion Week Nackte Haut und schrille Hauben

Ein frischer Wind umweht die Pariser Haute Couture zu Beginn der Schauen für Herbst/Winter 2017/18. Das liegt auch an neuen Namen.

03.07.2017, 23:01

Paris (dpa) l Mit einer „Frischzellenkur“ gehen die Haute-Couture-Schauen für Herbst/Winter 2017 seit Sonntag in Paris an den Start. Einige neue Designer brachten gleich zu Beginn frischen Wind in das Mode-Spektakel, aber auch traditionsreiche Modehäuser wie Schiaparelli legten ungewohnten Drive an den Tag.

Chefdesigner Bertrand Guyon lieferte am Montag mit seiner Schau unter dem Titel „Shocking Society“ eine Hommage an die freigeistigen Frauen, die die Markengründerin Elsa Schiaparelli (1890-1973) einst umgaben. Superleichte lange Kleider aus mehrlagigem Tüll oder Organza erinnerten an den lockeren Lifestyle der 1970er Jahre. Stickereien mit Motiven von Picasso und leuchtende Farbverläufe verliehen der Luftigkeit Erdung. Als Brautkleider gab es einen komplett durchsichtigen Entwurf oder alternativ ein sexy Minikleid mit herzförmigem Umhang.

Das Duo AF Vandevorst (Filip Arickx und An Vandevorst) sorgte für einen avantgardistischen Look. Die beiden Belgier hatten bereits am Sonntag Flagge mit einem schrillen Styling gezeigt: Latex in Neonfarben, Animal Prints, Hauben aus Müllsäcken und Blazerjacken, die wie Nonnenschleier drapiert worden waren. Darunter verbarg sich dann aber durchaus tragbarer Alltagslook.

Gleich fünf neue Labels stehen auf dem Programm, darunter die bekannten US-Marken Proenza Schouler und Rodarte. Insgesamt werden 35 unterschiedliche Schauen innerhalb von vier Tagen über den Laufsteg gehen. Mit rasant geschwungenen wadenlangen Korsagen-Kleidern wartete das Duo Proenza Schouler ebenfalls am Sonntag zum Start der Modewoche auf. Jack McCollough und Lazaro Hernandez fertigen eigentlich nicht Couture, sondern Luxuskonfektion, doch ihre Entwürfe bewegen sich auf dem Niveau der „Hohen Schneiderkunst“. Über tadellosen Mänteln und sportlichen Stretch-Ensembles trugen die Models Leder-Bustiers. Zarte Spitze, aufgestickte Federn und lichte Blumendrucke vervollständigten diese perfekt harmonische Kollektion.

Allerdings zeigen Proenza Schouler und Rodarte nicht ihre Modelle für den nächsten Winter, sondern schon die für Frühjahr/Sommer 2018. Und auch nicht Haute Couture im eigentlichen Sinne, sondern besonders luxuriöses Prêt-à-Porter. Das ist ein Unterschied, wird doch die Haute Couture vorwiegend in Handarbeit und auf Maß geschneidert. Prêt-à-Porter hingegen kommt von der Stange. Das Ganze gleicht einem Kunstgriff, um die Entwürfe den Einkäufern früher als sonst zu zeigen. Die New Yorker Fashion-Week, auf der die beiden US-Marken sich sonst zu zeigen pflegen, findet regulär erst im September statt.