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Präsidentschaftswahl Van der Bellen in Österreich vorn

Österreiches Grünen-Chef könnte neuer Präsident werden. Erste Hochrechnungen sehen den 72-Jährigen vorn.

04.12.2016, 16:35

Wien (dpa) l Die Präsidentenwahl in Österreich hat der ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen laut ORF-Hochrechnung praktisch gewonnen. Der 72-Jährige kommt auf 53,6 der Stimmen. Der Kandidat der ausländer- und europakritischen FPÖ, Norbert Hofer (45), erreicht 46,4 Prozent. Die Schwankungsbreite beträgt 1,2 Prozent. Damit liegt Van der Bellen laut Hochrechnung uneinholbar vorn. Seine Anhänger feierten den Wirtschaftsprofessor in einer ersten Reaktion mit lautem Jubel.

Hofer gestand seine Niederlage auf Facebook ein: "Ich bin unendlich traurig, dass es nicht geklappt hat. Ich hätte gerne auf unser Österreich aufgepasst", schrieb er. Van der Bellen äußerte sich noch nicht.

Die Hochrechnung berücksichtigt bereits die 700.000 Briefwahlstimmen, die erst am Montag ausgezählt werden. Die Wahl war international stark beachtet worden.

Der österreichische Bundespräsident kann im Gegensatz zu seinem deutschen Pendant die Regierung eigenmächtig entlassen. Van der Bellen hatte eine zurückhaltende Amtsführung angekündigt. Er gilt als glühender Europa-Fan.

Es war der dritte Anlauf für die Wahl des Staatsoberhaupts. Am 22. Mai hatte Van der Bellen zwar ganz knapp die Stichwahl gewonnen. Dieser Urnengang wurde aber nach einer Anfechtung der FPÖ vom Verfassungsgerichtshof wegen organisatorischer Schlampereien annulliert. Der neue Termin am 2. Oktober wurde verschoben, weil Kuverts für die Briefwahl nicht richtig klebten und eine erneute Anfechtung befürchtet werden musste.

Die Auszählung der 700.000 Briefwahlstimmen beginnt am Montag. Sie scheint wegen der eindeutigen Hochrechnung nun praktisch bedeutungslos.

Van der Bellen und der gelernte Flugzeugtechniker Hofer hatten sich in dem fast einjährigen Wahlkampf auch zahlreiche TV-Duelle geliefert. Mitunter war es dabei zu wenig staatsmännischen gegenseitigen Beschimpfungen gekommen. Der 72-jährige Wirtschaftsprofessor hatte Hofer immer wieder eine Neigung nachgesagt, Österreich aus der EU führen zu wollen. Hofer hatte unter anderem den angeblichen politischen Wankelmut seines Gegners thematisiert.

Erstmals in der jüngeren Geschichte Österreichs hatte es kein Kandidat der etablierten Volksparteien SPÖ und ÖVP in die Stichwahl geschafft. Der Kandidat der Sozialdemokraten sowie der Bewerber der Konservativen waren bereits im ersten Wahlgang mit historisch schlechten Ergebnis von jeweils rund elf Prozent deutlich gescheitert.

Der bisherige Bundespräsident Heinz Fischer war am 8. Juli 2016 nach zwölf Amtsjahren ausgeschieden. Seitdem hatte das dreiköpfige Nationalratspräsidium die Amtsgeschäfte übernommen. Der neue Bundespräsident soll – sofern es nicht erneut zum einer Wahlanfechtung kommt – am 26. Januar in der Wiener Hofburg vereidigt werden. Seine Amtszeit beträgt sechs Jahre.