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Pisa-Studie Reformeifer hat nachgelassen

Schwache PISA-Ergebnisse deutscher Schüler haben eine Reformdynamik ausgelöst. Doch der Schwung ist verloren gegangen.

23.11.2016, 11:27

Berlin/Paris (dpa) l Der Koordinator für die PISA-Studien, Andreas Schleicher, hat die deutschen Bildungspolitiker davor gewarnt, bei ihrem Reformeifer für die Schulen nachzulassen. Es gebe gewisse Bremsspuren, sagte der Experte der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) der Deutschen Presse-Agentur. "Insgesamt hat diese Dynamik das Land wirklich nach vorn gebracht. Man muss aber leider sagen, dass der Schwung in den vergangenen Jahren wieder abgeflaut ist – und das ist langfristig sehr schade."

Am 6. Dezember werden die Ergebnisse der sechsten internationalen PISA-Bildungsstudie mit etwa 10.000 teilnehmenden 15-Jährigen aus Deutschland präsentiert. Das PISA-Debakel vor 15 Jahren mit miserablen Testergebnissen in Mathematik, Naturwissenschaften, Lese und Textverständnis hatte eine breite Reformdebatte ausgelöst.

"Die verbesserten Leistungen Deutschlands bei den PISA-Tests der Nuller-Jahre sollten Ansporn sein, so weiterzumachen", sagte Schleicher. "Es gibt keinen Grund, warum Deutschland sich nicht an den leistungsstärksten Bildungssystemen orientieren sollte. Aber dafür bleibt noch viel zu tun, gerade auch bei der Chancengerechtigkeit."

So zeigten PISA-Studien der vergangenen Jahre, dass "hierzulande weiterhin der Bildungserfolg zu stark vom sozialen Kontext abhängig" sei. Der Experte betonte: "Die Gruppe der leistungsschwachen Schüler ist für ein Land wie Deutschland immer noch zu groß." Dass sich eine Art negativer Flüchtlingseffekt auf künftige PISA-Resultate auswirke, sei "statistisch gar nicht möglich. Da ist der Anteil von Geflüchteten viel zu klein, um für ein Land wie Deutschland signifikante Veränderungen im Gesamtergebnis zu bewirken."