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Tabak-Atlas Jeder achte Todesfall durch Tabak

In Deutschland werden immer weniger Zigaretten geraucht. Ein Grund: Jugendliche greifen zur Wasserpfeife, was kaum weniger gefährlich ist.

03.11.2015, 23:01

Berlin (dpa) l Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat Daten über das Rauchen zusammengetragen. Das Ergebnis ist der „Tabakatlas Deutschland 2015“, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Es ist der zweite „Tabakatlas“ nach der Premiere im Jahr 2009.

Gibt es im Vergleich zum ersten „Tabakatlas“ neue Erkenntnisse?

Nach Einschätzung der Autoren ist Rauchen noch gefährlicher, als vor einigen Jahren angenommen wurde. Sie gehen davon aus, dass in Deutschland mehr als jeder achte Todesfall auf Tabakkonsum zurückzuführen ist: Nach den jüngsten Berechnungen sterben jährlich etwa 121.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Beim ersten „Tabakatlas“ vor sechs Jahren war man von 107.000 Toten ausgegangen.

Wie kommt es zu diesem Anstieg?

Das Rauchen wird nicht mehr nur für Lungenkrebs und diverse Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich gemacht. Auch tödliche Fälle von Leberkrebs, Darmkrebs, Tuberkulose und Typ-2-Diabetes werden mittlerweile auf den Tabakkonsum zurückgeführt.

Was hat sich im Vergleich zum „Tabakatlas 2009“ noch geändert?

Der Anteil der Raucher, der seit Jahren sinkt, ist weiter zurückgegangen. Mittlerweile liegt die Quote bei 29 Prozent. Dieser Rückgang ist allerdings vor allem darauf zurückführen, dass Deutschlands Jugendliche kaum noch zur Zigarette greifen. Ende der 90er Jahre rauchten knapp 30 Prozent der 12- bis 17-Jährigen, aktuell sind es lediglich rund 10 Prozent.

Leben die Jugendlichen also gesünder als früher?

Nicht unbedingt, denn die Statistik erfasst nur klassische Tabakprodukte wie Zigaretten. Was den Forschern gerade Sorge bereitet, sind die orientalischen Wasserpfeifen. Ein Drittel der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren hat schon einmal „Shisha“ geraucht, jeder zehnte innerhalb des letzten Monats. Die Krebsforscher warnen jedoch: Wasserpfeifenrauch birgt ein ähnliches Gesundheitsrisiko wie Zigarettenrauch.

Wie schneidet Deutschland im internationalen Vergleich ab?

Bei der staatlichen Prävention belegt die Bundesrepublik laut „Tabakatlas“ den vorletzten Platz in Europa. Neben Bulgarien ist Deutschland schließlich der einzige EU-Staat, in dem Außenwerbung für Zigaretten noch erlaubt ist.