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Prozess Schweigen nach grausamem Mord

Eine Hochschwangere wird angezündet und stirbt einen qualvollen Feuertod. Der Vater des toten Kindes steht nun vor Gericht.

08.10.2015, 23:01

Berlin (dpa) l Es war ein kleines Mädchen, das Maria P. in wenigen Wochen hätte bekommen sollen. Doch die junge Frau aus Berlin wurde angezündet und verbrannte mit dem ungeborenen Baby. An einem kalten Januarmorgen dieses Jahres wurde ihre verkohlte Leiche in einem Waldstück im Südosten Berlins entdeckt. Die beiden Männer, die die 19-Jährige grausam ermordet haben sollen, zeigen sich am Donnerstag vor dem Landgericht in der Hauptstadt unbewegt und fast regungslos.

In dem nüchternen Gerichtssaal B 129 fragt Richterin Regina Alex zum Prozessauftakt rund acht Monate nach der Tat, ob sich die Angeklagten zu den Vorwürfen äußern wollen. „Nein“, sagen sowohl der Vater des toten Kindes als auch sein Kumpel. Dann schweigen die beiden 20-Jährigen wieder, blicken wie ins Nichts. Ihnen gegenüber sitzt ein Bruder der Getöteten als Nebenkläger. Er trägt eine schwarze Sonnenbrille.

Was in der Mordanklage zusammengefasst ist, hat selbst erfahrene Ermittler erschüttert. Die mutmaßlichen Täter ohne Beruf sollen demnach die 19-Jährige am Abend des 22. Januar mit einem Schlagstock verprügelt, mit einem Brotmesser in Bauch und Seite gestochen, mit Benzin übergossen und einem Feuerzeug in Brand gesteckt haben. Die junge Frau sei bei Bewusstsein gewesen und habe noch geatmet, als sie angezündet wurde, hieß es. Ankläger Martin Glage geht davon aus, dass mit der Tat die Geburt des Kindes verhindert werden sollte.

Maria sei arglos in einem geliehenen Transporter in den einsamen Wald im Stadtteil Köpenick mitgefahren, so der Staatsanwalt. Die werdende Mutter habe wohl gehofft, dass sich ihr Ex-Freund nun zu dem Kind bekenne und ein gemeinsames Leben doch noch möglich sei.

Die mutmaßlichen Täter wirken sehr unterschiedlich. Fast kindlich und schmächtig der Kindsvater im blau-weiß gestreiften Hemd; der andere kräftiger und größer mit Tätowierungen. Sie sitzen neben ihren Anwälten getrennt voneinander. Bei einer Verurteilung droht ihnen lange Haft. Bei Vernehmungen sollen sie jeweils den anderen beschuldigt haben. Im Gerichtssaal sehen sie sich nicht an.

Der Angeklagte mit den Tätowierungen, der selbst Vater sein soll, zeigt auch keine Regung, als ein Bruder seiner Freundin als Zeuge aufgerufen wird. Der sagt, ja, einen Schlagstock habe ihm der Freund seiner Schwester mal gezeigt.

Auch der Besitzer des Transporters erscheint als Zeuge. Er habe den Wagen dem 20-Jährigen (mit den Tätowierungen) an jenem 22. Januar geliehen, sagt der 53-Jährige. Er kenne ihn fast von Geburt an, sie hätten lange im selben Haus gewohnt. Als sein Auto an dem Abend nicht rechtzeitig zurück war und er dann auch niemanden am Handy erreichen konnte, habe er den Transporter bei der Polizei als gestohlen gemeldet.

Als er auf der Rückfahrt zufällig seinen Wagen mit den beiden auf einem Parkplatz entdeckte und ihnen sagte, er sei bei der Polizei gewesen, seien sie ganz schockiert gewesen. Beide hätten blass und ängstlich ausgesehen. Später habe er noch eine fremde CD mit „Schreierei“ und brutalen Worten darauf gefunden und dies der Polizei gemeldet. Der Verteidiger des Kindsvaters, Olaf Franke, moniert, dass keine Fingerabdrücke gesichert worden seien.

Es dürfte eine langwierig Suche nach der Wahrheit werden, wenn die Angeklagten nicht ihr Schweigen brechen. Opferanwalt Roland Weber zeigt sich aber zuversichtlich. Die Spurenlage sei „relativ gut“. Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.