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Drohnen Knöllchen am Himmel

Drohnen bevölkern zunehmend den Himmel, Berichte über Beinahe-Kollisionen häufen sich. Kon­trolleure gehen jetzt in die Offensive.

07.04.2016, 23:01

Hannover (dpa) l Seit unbemannte Fluggeräte preiswert und populär wurden, herrscht Wildwest-Stimmung am Himmel. Auflagen gibt es genug – allgemein bekannt sind sie aber den wenigsten Drohnenbesitzern. Lange konnten die Behörden nur hilflos zusehen, doch das ändert sich jetzt. „Die Meldungen über eklatante Verstöße häufen sich, da haben wir Handlungsbedarf gesehen“, sagt Silvana Reimann von der niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Ihre Behörde geht in die Offensive. Wegen Ordnungswidrigkeiten verschickt sie immer häufiger Knöllchen. Und die können jeweils mehrere Hundert Euro kosten.

Die örtliche Luftaufsicht ist in Deutschland Ländersache. „Die Dimension des Problems hat eindeutig zugenommen“, sagt Geschäftsbereichsleiter Bernd Mühnickel. Während in Berlin und Brüssel die große Politik über neue Reglementierungen für Drohnenbesitzer nachdenkt, herrschte bisher in vielen bundesdeutschen Amtsstuben angesichts der fehlenden Registrierungspflicht weitgehend Improvisation. Denn wem soll man Bußgeldbescheide schicken, wenn man in der Regel nicht mal weiß, wem die Drohne gehört? Hilfreich sind da die Drohnenbesitzer selber – sie stolpern zunehmend darüber, dass sie ihre Filme oder Bilder ins Internet stellen.

„Wir schauen uns oft die Bilder bei Google an und berechnen dann, wie hoch etwa die Wolkenunterdecke an dem Tag war“, sagt Reimann. Mit dieser Methode kann die Flughöhe der Drohnen ermittelt werden. Immer öfter erreichen die Behörde zudem Anzeigen und Beschwerden. Es melden sich auch Grundstückseigentümer, die vor dem Drohnenaufstieg nicht wie vorgeschrieben um Erlaubnis gefragt wurden.

„Alleine diese Woche sind fünf neue Anzeigen hereingekommen“, sagt Reimanns Kollege Maximilian Beck. Im Vorjahr gab es eine pro Monat. „Das steigt rasant an“, erklärt Beck, der sich im Internet Drohnen-Luftbilder mit professionellem Interesse anschaut. „Da wird eigentlich immer etwas falsch gemacht, weil sich die Betreiber der gesetzlichen Auflagen überhaupt nicht bewusst sind.“

Das gilt auch für den Anflugsektor des Flughafens Braunschweig, wo es nach Becks Angaben immer wieder zu Drohnen-Sichtungen kommt.

Erfahrungsgemäß zahlen die Angeschriebenen nach dem Ausfüllen eines Anhörungsbogens kommentarlos. Zumal viele moderne Drohnen auch über eine Art elektronisches Logbuch verfügen, über das sich die Flughöhe verfolgen lässt. Die Höhe der Geldstrafen liegt bisher bei 300 bis 450 Euro – der Gebührenrahmen für die Ordnungswidrigkeiten reicht aber bis zu 50 000 Euro.