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Alte Aktien „Reichsbankschatz“ unterm Hammer

Historische Wertpapiere, die in der deutschen Reichsbank lagerten, werden als Sammlerstücke versteigert - etwa am Freitag in London.

17.11.2016, 23:01

Berlin (dpa) l Nach dem Berliner Mauerfall vor 27 Jahren hat er für wilde Spekulationen gesorgt – und in der Sammlerszene für Unruhe: Der „Reichsbankschatz“. Fast 60 Jahre lang schlummerte er in Ost-Berlin in unterirdischen Tresoren. Im Sommer 2003 gelangte er dann an die Öffentlichkeit, als die ersten von rund 30 Millionen Alt-Aktien aus der Zeit vor 1945, die zu DDR-Zeiten in Kellern der ehemaligen Reichsbank lagerten, unter den Hammer kamen.

Seit 2009 ist es wieder stiller geworden um die historischen Wertpapiere von der Mitte des 19. Jahrhunderts und älter bis 1945. Auch scheint der ganz große Hype um die begehrten Alt-Aktien und Anleihen inzwischen etwas verflogen. Doch in- und ausländische Sammler dürften dieser Tage wieder mit dicken Lettern das Wort „Reichsbankschatz“ in ihren Kalendern vermerkt haben.

Heute werden erstmals ausländische Papiere aus den Alt-Beständen der Reichsbank versteigert. In London bietet das Auktionshaus „Spink“ etwa 700 000 alte Aktien und Anleihen aus Österreich an – von Kaiser Franz Joseph I. und „Sissi“ beziehungsweise aus der Zeit von 1855 bis 1945. Auftraggeber ist das deutsche Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen.

Der „Reichsbankschatz“ war nach dem Zweiten Weltkrieg von der DDR übernommen worden. Die Berge alter Aktien und Anleihen lagerten noch Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung in den dicken Tresoren der früheren Reichsbankzentrale in Berlin. Dort residiert heute das Auswärtige Amt.

Vor einer Verwertung wurden später die Papiere aussortiert, die von Alteigentümern beansprucht wurden. Die für „kraftlos“ erklärten, teils edel gestalteten Farbdrucke haben also nur Sammlerwert und werden schrittweise verwertet.

Spink-Experte Peter Christens erwartet für die Papiere aus Österreich eine „gute Nachfrage“: Er rechne mit einem fünfstelligen Euro-Betrag als Erlös. Kein Vergleich zu den Auktionen deutscher Alt-Papiere. Österreich sei ein kleinerer Sammlermarkt als der deutsche, die Preise daher eher überschaubar.