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Kriegsbeute Die Suche nach dem Goldzug

Zwei Hobbyhistoriker graben in Polen nach einem angeblichen deutschen Panzerzug aus dem Zweiten Weltkrieg. Fragen und Antworten:

17.08.2016, 23:01

Walbrzych/Warschau (dpa) l Seit rund einem Jahr leben die Einwohner des niederschlesischen Walbrzych (Waldenburg) in Anspannung: Liegt vor ihrer Stadt ein deutscher Panzerzug mit Kriegsbeute der Nationalsozialisten? Das glauben die Hobbyschatzsucher Andreas Richter und Piotr Koper. Sie haben mit den Grabungsarbeiten nach dem vermeintlichen Zug begonnen.

Worum geht es im Fall des angeblichen Goldzuges?

Mit Bodenradar wollen Hobbyhistoriker Piotr Koper und Andreas Richter in Niederschlesien einen deutschen Zug in einem unterirdischen Tunnel geortet haben. Mit ihrem angeblichen Fund lösten sie ein regelrechtes Schatzfieber aus. Es könne sich um einen deutschen Panzerzug mit Nazigold aus dem Zweiten Weltkrieg handeln, spekulieren Einwohner und Medien.

Gerüchte um den Zug kursieren seit den 70er Jahren. Nazis sollen damit gegen Kriegsende Gold und anderes Raubgut vor der nahenden Sowjet-Armee in Sicherheit gebracht haben. Beweise dafür gibt es nicht. Einige Experten meldeten auch an den Bodenaufnahmen des deutsch-polnischen Schatzgräber-Duos Zweifel an. Koper und Richter wollen nun für Klarheit sorgen und graben nach dem Zug – bislang ohne Durchbruch. Die Arbeiten sind zunächst bis Ende August vorgesehen.

Wo wird der Zug vermutet?

Den mutmaßliche Zug soll dem Duo zufolge in Südwestpolen auf Kilometer 65 der Bahnstrecke zwischen Wroclaw (Breslau) und Walbrzych (Waldenburg) liegen. Im nahegelegenen schlesischen Eulengebirge gibt es viele unterirdische Gänge. Dort hatten die Nazis unter dem Namen „Projekt Riese“ ein monströses Stollensystem bauen lassen – für welchen Zweck, ist bislang unklar.

Die Stollenanlage, die nie fertiggestellt wurde, haben Häftlinge aus dem Konzentrationslager Groß-Rosen errichtet. Die Arbeit kostete Tausende von ihnen das Leben. Die Schatzsucher erwarten bei ihren Grabungen, auf Leichen von Zwangsarbeitern zu stoßen. Sie vermuten, dass der Tunnel, den sie zu finden hoffen, ein Verbindungsstück zum „Projekt Riese“ gewesen sein könnte.

Warum dauert die Suche so lange?

Es dauerte ein Jahr, bis Koper und Richter nach dem angeblichen Zug graben durften. Im August 2015 meldeten die Schatzsucher den polnischen Behörden ihre Entdeckung, bis zum ersten Spatenstich mussten sie viele Anträge ausfüllen und Genehmigungen einholen. Als Ende Juni alle Papiere beisammen waren, ging es an die Vorbereitungen: Das Suchgebiet wurde abgesperrt, der Boden geebnet und Bäume gefällt.

Die anhaltende Aufregung um den Goldzug ist vor allem für die Stadt Walbrzych und Umgebung ein Glücksfall. Die Gerüchte zogen Neugierige in die Region. Hotels und Geschäfte sprangen auf den Hype auf und boten mitunter „Gold-Wochenenden“ und Goldzug-Shirts an.