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Studie Spermienzahl sinkt bei Europäern

Den Negativtrend gibt es auch bei Amerikanern und Australiern. Der durchschnittliche Mann ist aber weiter zeugungsfähig.

25.07.2017, 23:01

Jerusalem (dpa) l Die Anzahl der Spermien von Männern aus Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland geht zurück. Die Spermienanzahl pro Milliliter Sperma sei bei Männern aus westlichen Ländern zwischen 1973 und 2011 um 52,4 Prozent gesunken, berichten Forscher nach der Auswertung Tausender Studien. Bei der Gesamtzahl der Spermien pro Spermaprobe betrage der Rückgang sogar 59,3 Prozent. Die Studie der Wissenschaftler um Hagai Levine von der Hebrew University in Jerusalem ist im Fachmagazin „Human Reproduction Update“ veröffentlicht. „Angesichts der Bedeutung der Spermien für die männliche Fruchtbarkeit und die menschliche Gesundheit ist diese Studie ein dringender Weckruf für Forscher und Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt“, so Levine.

Die sinkende Spermienzahl sei aber womöglich nur die Spitze des Eisbergs, so Mayerhofer. Bedenklich sei der Trend, auf den die Arbeit hinweise: eine Zunahme von Hodentumoren, Kryptorchismus (Bauchhoden) und anderen Problemen sowie ein Zusammenhang mit allgemeiner Morbidität und Mortalität. Die Wissenschaftler um Levine hatten zunächst 7518 Studien mit Daten zur Spermienanzahl in zwei Datenbanken gesichtet. Dann schlossen sie anhand eines strikten Auswahlkatalogs zahlreiche Studien aus, beispielsweise solche, die bei Männern durchgeführt wurden, die zeugungsunfähig waren oder chronische Erkrankungen hatten. Am Ende werteten die Wissenschaftler 244 Spermienzählungen aus 185 Studien aus, die an knapp 43.000 Männern durchgeführt worden waren.

Die Untersuchung liefere eine gute Diskussionsgrundlage, sagt Stefan Schlatt vom Universitätsklinikum Münster, der nicht an der Studie beteiligt war. Die aufgezeigte Tendenz sei allerdings nur ansatzweise bedenklich: „Wenn man sich die konkreten Zahlen ansieht, liegen sie immer noch weit über den Werten, die die Weltgesundheitsorganisation als Untergrenze der Zeugungsfähigkeit angibt.“

Als Ursachen für die Abnahme der Spermienanzahl stehen laut Schlatt zahlreiche Gründe in Verdacht: von der zu warmen Windel bei Säuglingen über Aspirin bis zum Handy in der Hosentasche.