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Tourismus Mallorca will Krawall unterbinden

Der Ballermann macht immer wieder Negativ-Schlagzeilen. Bürgermeister Antoni Noguera will sich das nicht länger ansehen.

20.07.2017, 23:01

Palma (dpa) l Prügeleien zwischen Touristen, ein Hammer-Angriff, ein ins Koma geschlagener Deutscher – seit Wochen gibt es am Ballermann auf Mallorca immer wieder Krawall. Auslöser ist meist Alkohol, denn auch im Sommer 2017 boomt der Sauftourismus an der Playa de Palma. Dass viele ausschließlich auf die Baleareninsel reisen, um sich hemmungslos zu betrinken und zu feiern, ist auch an Souvenirständen zu sehen: T-Shirts mit Aufschriften wie „Ich bin nur zum Saufen hier“ gelten als Kassenschlager. Dem Image Mallorcas ist all dies wenig zuträglich, das weiß auch der neue Bürgermeister von Palma, Antoni Noguera. Er hat die negativen Schlagzeilen gründlich satt und lud deshalb die deutsche Konsulin Sabine Lammers zu einer Lagebesprechung ins Rathaus.

Bereits seit Wochen redet Noguera Klartext, nannte die sturzbetrunkenen Krawallmacher, ebenso wie die Neonazis, die sich bei Schlagerkonzerten Gehör verschaffen wollten, schlichtweg „Abschaum“, und betonte: „Diese Art von Urlauber ist hier nicht willkommen.“ Dabei ist der 38-jährige Sozial- und Jugendpädagoge erst seit Anfang Juli im Amt. In der kurzen Zeit hat er aber bereits deutlich gemacht, dass er das Image Palmas nicht länger beschmutzen lassen will.

„Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass Orte wie die Schinkenstraße und ihre Umgebung keine positiven Auswirkungen weder für die Stadt noch für den Tourismus haben“, betonte er nach dem Treffen mit der Konsulin. In der Straße, in der auch das berühmte Lokal „Bierkönig“ liegt, war Ende Juni eine Massenschlägerei unter Deutschen entbrannt, ein Großaufgebot der Polizei musste anrücken. Nur wenige Tage zuvor hatten Neonazis im „Bierkönig“ während eines Auftritts der Sängerin Mia Julia eine Reichkriegsflagge gehisst.

Auch im Juli kam es zu zwei gewalttätigen Zwischenfällen. In einem Fall wurde ein Deutscher ins Koma geprügelt, weil er versucht haben soll, einer Frau zu helfen. Sie war am frühen Morgen nach einer langen Partynacht von dem mutmaßlichen Täter an einem Imbiss belästigt worden. Im zweiten Fall wurde ein Urlauber ohne ersichtlichen Grund mit zwei Hämmern attackiert und leicht verletzt.

Noguera räumte ein, dass es sich bei den Sauf- und Krawall-Touristen um eine Minderheit handelt. „Wir sind nicht gegen den Tourismus, im Gegenteil. Aber wir wollen Urlauber, die in ihrer Zeit auf Mallorca den Strand und die Freizeit-Angebote genießen“, sagte er vor Journalisten. Zu diesem Zweck will er in Absprache mit Konsulin Lammers, die ihre Kooperation zusagte, entsprechende Kampagnen starten.

Vor allem sollen Feierwütige über die auf der Insel erwünschten Verhaltensregeln aufgeklärt werden. Details nannte Noguera zunächst nicht. Mit Blick auf Skinheads kündigte er aber bereits „null Toleranz“ an. Nicht nur die Stadt Palma, auch die Regionalregierung der Balearen will helfen, das Image aufzupolieren und das exzessive Trinken einzudämmen.

In Läden, die Eimer und Alkohol verkaufen, soll es zu diesem Zweck Inspektionen geben. Da der Verkauf von Spirituosen und Plastikbehältern aber im Prinzip nicht illegal ist, wird stattdessen geprüft, ob etwa Eiswürfelpackungen korrekt etikettiert sind. Zudem ist der Alkoholkonsum auf offener Straße an der Playa de Palma bereits seit vergangenem Jahr verboten. Bei Verstößen kann es zu Strafen bis zu 3000 Euro kommen. Die Kontrollen gelten bisher aber als ziemlich lasch.

Vom Sauftourismus genervt sind die Hotelbesitzer am Ballermann. Francisco Marín, Sprecher des Hotelierverbandes an der Playa de Palma (AHPP), hat eine Plattform aus Nachbarschaftsverbänden, Restaurants und Jacht-Clubs gegründet. „Damit wollen wir politischen Druck ausüben. Es kann nicht sein, dass es zwar Gesetze gibt, dass unzivilisiertes Verhalten aber dann nicht geahndet wird.“ Laut Marín hat sich das Problem verschlimmert. „Betrunkene hatten wir hier schon immer – aber jetzt dauert die Saison dieser Art von Tourismus von Jahr zu Jahr immer länger.“