Maschinenbau FAM unter Druck

Schwaches China, billiges Öl, niedrige Rohstoffpreise: Der Magdeburger Förderanlagenbauer FAM hat in Chile rund 400 Arbeiter entlassen.

20.01.2016, 23:01

Magdeburg l Bei der südamerikanischen Tochterfirma FAM América Latina sind im vergangenen Jahr 395 der 875 Mitarbeiter abgebaut worden. Das sagte FAM-Geschäftsführer Lutz Petermann im Gespräch mit der Volksstimme. Die Entlassungen seien eine Reaktion auf die Krise in der chilenischen Kupferindustrie gewesen. Petermann: „Aufgrund der niedrigen Rohstoffpreise haben viele Minen ihre Produktion drosseln oder stoppen müssen.“ Das traf auch das Magdeburger Unternehmen, das mit seinen Beschäftigten die Wartung der Förderanlagen in chilenischen Minen übernommen hatte. „Wir hatten 875 Mitarbeiter im Service in Chile. Heute sind es nur noch 480“, erklärte Petermann. Weltweit arbeiten damit derzeit 1490 Mitarbeiter für FAM, etwa 800 davon in Magdeburg.

Die Krise in Chile ist bezeichnend für viele Auftraggeber des Anlagenbauers. Die Preise für Kupfer und Öl befinden sich im Sinkflug. Beide Rohstoffe gelten weltweit als Konjunkturbarometer. Beispiel Kupfer: Noch im Mai des vergangenen Jahres wurde eine Tonne Kupfer für rund 6400 Dollar gehandelt, derzeit liegt das Metall bei etwa 4400 Dollar je Tonne. China ist größter Abnehmer von Industriemetallen, auch von Kupfer. Die gesunkene Nachfrage ließ den Preis fallen.

„Die Situation ist nicht einfach. Wir spüren, dass es weniger Projekte gibt“, sagte Lutz Petermann. Keine der Randbedingungen habe sich verbessert. Nicht locker lassen, ist die Marschroute für das neue Jahr, die der FAM-Chef aus Magdeburg heraus sendet. „Wir müssen die wenigen Chancen nutzen. Bei Kunden, die wir haben, und in den Ländern, in denen wir aktiv sind, werden wir uns bemühen müssen, viele kleine Aufträge einzusammeln“, erklärte er.

Petermann und FAM kennen sich aus mit Phasen, in denen es nicht so läuft wie gewohnt. Auch während der Zeit der weltweiten Finanzkrise, 2008 bis 2009, sei das so gewesen. „Damals gab es eine große Delle im Auftragseingang“, erinnert sich Petermann. Vorsorglich soll gespart werden. „Wir wollen Kosten senken“, so Petermann. Es gehe aber nicht darum, Beschäftigte abzubauen. Auf zwei bis drei Millionen Euro schätzt er das jährliche Einsparpotenzial. Auch Investitionen stehen auf dem Prüfstand. Während die neue Firmenzentrale im September bezogen werden soll, schiebt FAM weitere, bereits geplante Investitionen auf die lange Bank. Ursprünglich war geplant, 2017 mit dem Bau von neuen Hallen zu beginnen. 50 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. „Wir werden weiter investieren, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir damit 2017 beginnen werden“, erklärte Petermann.

Im Volksstimme-Gespräch kritisierte er zudem erneut die Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland. Petermann bezifferte den jährlichen Schaden, der durch entgangene Aufträge entsteht, auf rund 25 Millionen Euro. „Wir hatten vor drei Jahren eine ganze Reihe Hafenprojekte in Russland und der Ukraine. Die sind jetzt alle weg“, sagte Petermann.

FAM zählt weltweit zu den größten Anbietern von Tagebau-, Lager- und Umschlagtechnik. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Magdeburger einen Umsatz von 295 Millionen Euro.