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Jahresbilanz Nordzucker schrammt an roten Zahlen vorbei

Trotz niedriger Weltmarktpreise hat sich Europas zweitgrößter Zuckerproduzent überraschend in den schwarzen Zahlen gehalten.

24.05.2016, 23:01

Braunschweig l Entspannt wirkt Hartwig Fuchs, als er am Dienstagmittag vor die Presse tritt. Bevor der Nordzucker-Chef die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentiert, will er zunächst einen Gruß an seine Tochter in Australien loswerden. Denn erstmals überträgt das Unternehmen seine Bilanzkonferenz auch im Internet. „Deshalb schaut jetzt auch meine Tochter vom anderen Ende der Welt zu“, erzählt Fuchs.

Die Zahlen, die der Manager dann präsentiert, wirken auf den ersten Blick nicht gerade verheißungsvoll: Der Konzernumsatz ist im Vergleich zum vorigen Geschäftsjahr um 14 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro eingebrochen, auch der Jahresüberschuss hat sich um ein Viertel auf 15 Millionen Euro verringert.

Tatsächlich befindet sich aber nicht nur Nordzucker, sondern die gesamte Zuckerbranche in Europa im Umbruch. 2017 läuft die Zuckermarktordnung, die die europäischen Produzenten stets mit Quoten bevorteilte, endgültig aus. Sämtliche Akteure müssen sich künftig am freien Weltmarkt behaupten. Obendrein kommt noch dazu, dass zuletzt weltweit mehr Zucker produziert als verbraucht wurde, so dass die Preise in den Keller rauschten und sich nach wie vor auf niedrigem Niveau befinden. Derzeit kostet eine Tonne EU-Quotenzucker 429 Euro. Zum Vergleich: Im April 2013 kostete sie noch fast 750 Euro. Der Weltmarktpreis für eine Tonne Zucker liegt derzeit sogar nur bei 396 Euro.

Unter dem Eindruck drastischer Gewinn- und Umsatzrückgänge hatte die Geschäftsführung vor einem Jahr noch damit gerechnet, das Geschäftsjahr mit roten Zahlen abzuschließen. Dass es dazu nun nicht kam, liegt nach Angaben des Unternehmens am harten Sparkurs, der auch noch nicht abgeschlossen ist. Bis 2017 will Nordzucker 50 Millionen Euro einsparen, dabei vorwiegend Arbeitsabläufe effizienter organisieren. Positiv aufs Geschäftsergebnis ausgewirkt habe sich zudem eine erfolgreich eingeklagte Zinsrückzahlung.

Wegen des vergleichsweise niedrigen Gewinns sollen sich die Nordzucker-Aktionäre wie im vergangenen Jahr mit einer niedrigen Dividende von zehn Cent pro Aktie zufriedengeben. Vor zwei Jahren bekamen sie noch 1,30 Euro, doch damals konnte Nordzucker auch noch einen Gewinn von 200 Millionen Euro ausweisen.

Anders als bei anderen Unternehmen handelt es sich bei den Anteilseignern nicht um irgendwelche Investoren. Von den rund 20 000 Aktionären ist jeder zweite ein Landwirt, der Zuckerrüben anbaut und an Nordzucker liefert. Rund 2000 Aktionäre kommen aus Sachsen-Anhalt, 700 von ihnen zählen zu den Rüben-Bauern.

Für das kommende Geschäftsjahr erwartet die Nordzucker-Führung einen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres. Weitere Einsparungen aus dem laufenden Effizienzprogramm, relativ niedrige Energiepreise und leicht verbesserte Zuckererlöse sollen den Gewinn unter dem Strich steigen lassen.

Erst mittelfristig erwartet Konzern-Chef Fuchs wieder stärkeres Wachstum. Bis 2022 soll die Zuckernachfrage um zwei Prozent auf 204 Millionen Tonnen wachsen, Nordzucker will deshalb international expandieren. „Wir sind sehr gut aufgestellt“, betont Fuchs. „Vor allem außerhalb der EU wird Wachstum möglich sein.“