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Bierbranche Brauerei-Konzern schluckt Rivalen

In der Bierbranche bahnt sich eine gigantische Übernahme an. Von dem Deal ist auch die Harzer Brauerei Hasseröder betroffen.

13.10.2015, 23:01

Magdeburg l Fast jedes dritte Bier, das weltweit verkauft wird, soll künftig aus den Brauereien eines Konzerns kommen. Der belgisch-brasilianische Weltmarktführer Anheuser-Busch InBev einigte sich mit der Nummer zwei, SABMiller aus Großbritannien, am Dienstag auf eine Mega-Übernahme. Das neue Gebot liegt bei rund 92 Milliarden Euro.

Das Milliardengeschäft wäre der bisher größte Deal in diesem Jahr und eine der größten Übernahmen in der Wirtschaftsgeschichte. Gemeinsam wären beide Unternehmen Ende 2014 auf einen globalen Marktanteil von mehr als 30 Prozent gekommen. Mit dem Kauf kämen SAB-Marken wie Foster‘s und Pilsner Urquell zu AB Inbevs Biersortiment mit Marken wie Beck‘s, Budweiser und auch Hasseröder hinzu.

Welche Auswirkungen die Fusion auf die Brauerei in Wernigerode haben könnte, war am Dienstag nicht abzusehen. „Mögliche Folgen wären, dass nach der Fusion Märkte überprüft und möglicherweise einige Marken zur Refinanzierung verkauft werden“, sagte Biermarkt-Experte Niklas Other vom Fachmagazin „Inside Getränke“ der Volksstimme. Schon vor dem Milliardendeal habe AB Inbev geplant, das deutsche Geschäft zurückzufahren.

Denn der umkämpfte Biermarkt schrumpft seit Jahren. Versuche, die Marke Hasseröder in einem höheren Preissegment zu etablieren, gelangen nicht. Viele Biertrinker waren offenbar nicht bereit, mehr als zehn Euro für einen Kasten zu bezahlen. „Die Preissensibilität der Verbraucher ist extrem stark ausgeprägt“, erklärte Hasseröder-Sprecher Oliver Bartelt. Die Absätze hätten sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wieder stabilisiert. „Die Mengenverluste sind deutlich geringer als noch im Vorjahr“, so Bartelt. Im August habe Hasseröder ein zweistelliges Wachstum verzeichnet und sei nach wie vor Marktführer in Ostdeutschland bei den Pilsmarken.

Nach der Fusion mit SABMiller könnte Hasseröder erneut auf den Prüfstand kommen. „Wir arbeiten in einem rückläufigen Markt. Für Hasseröder müssen wir daher einen Weg finden, Menge und Preis auf einem vernünftigen Niveau auszubalancieren“, sagte Bartelt.

Ob die Behörden dem Geschäft ihren Segen geben werden, steht noch aus. Die EU-Kommission wollte die Megafusion der Bierriesen zunächst nicht kommentieren. Es liege bislang keine Anmeldung zur Genehmigung vor, teilte das Büro von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager mit. Die Fusion dürfte allerdings schon aufgrund ihrer Größenordnung auf dem Tisch der EU-Kommission als oberster Kartellbehörde Europas landen.

Der Druck in der Branche ist indes groß: In den Industrieländern geht der Bierdurst allmählich zurück, nur durch Zukäufe kommen die Unternehmen noch zu bedeutendem Wachstum. Verändertes Konsumverhalten und eine breitere Angebotspalette belasten die Standardsorten. Unter anderem bieten die Konzerne auch verstärkt Mischgetränke und Nischensorten an. SABMiller ist neben Afrika auch im asiatisch-pazifischen Raum stark, AB Inbev in Mittel- und Südamerika.