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Die Analyse Deutsche Bank heilt alte Wunden

Deutsche-Bank-Chef John Cryan konnte 2016 einen großen Teil der Altlasten abhaken und kann nun den Blick allmählich nach vorne wenden.

02.02.2017, 23:01

Frankfurt/Main l Es war Herbst, als der Patient Deutsche Bank plötzlich beatmet werden musste: Das US-Justizministerium verlangte für Verfehlungen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt eine Strafzahlung von 14 Milliarden Dollar. Das war mehr Geld, als der Chefbanker der Deutschen Bank, Vorstandsboss John Cryan, überhaupt zurückgelegt hatte. Die Auseinandersetzung mit der US-Behörde hatte ernsthaft Anlass zur Sorge über den Bestand des Geldhauses gegeben. Sogar über eine Finanzspritze vom Bund wurde spekuliert. Die Deutsche Bank wankte. Wie stark die Situation das operative Geschäft belastete, macht ein Blick in den am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht deutlich. In fast allen Bereichen, so heißt es, war die Kundenaktivität wegen der Unsicherheit gesunken.

Als John Cryan in Frankfurt vor die Presse tritt, gibt es auf den ersten Blick noch immer Grund zur Sorge: Wieder einmal hat die Deutsche Bank einen Milliardenverlust eingefahren. Gegenüber dem Rekordminus von 6,8 Milliarden Euro aus dem Jahr 2015 besserte sich die Lage allerdings. Im vergangenen Jahr stand nur noch ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank liegt zwar noch immer im Krankenbett, Lebensgefahr besteht aber nicht mehr.

Das liegt auch daran, dass John Cryan den Streit mit dem US-Justizressort um die faulen Hypotheken inzwischen gelöst hat: Das größte Rechtsrisiko für das Geldhaus konnte er mit einer Strafzahlung von rund sieben Milliarden Dollar beilegen. Teilweise ist das auch für dubiose Aktiengeschäfte in Russland gelungen. Eine Auseinandersetzung, die der Bank Existenzsorgen bereiten müsste, ist nicht mehr übrig. Cryan kann und muss nun nach vorne schauen.

Denn trotz der ermutigenden Signale fehlt der Bank ein Rezept, um langfristig Geld zu verdienen. Erfolge bei der Digitalisierung, die Cryan besonders betonte, werden nicht ausreichen, um Investoren auf Dauer zufriedenzustellen. 2017 wird ein Jahr, indem Cryan strategisch wichtige Entscheidungen treffen muss, etwa zur Zukunft der Postbank. Eigentlich wollte die Deutsche Bank ihre Privatkunden-Tochter abstoßen. Doch lassen sich am Markt momentan wohl keine vernünftigen Preise erzielen.

2016 war ein Jahr der Altlasten-Bereinigung, viele Fragen zur Vergangenheit hat die Deutsche Bank beantwortet. Antworten zur Zukunft sucht das Geldhaus nach wie vor.