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Die Analyse Müller muss noch viele überzeugen

Mit der Strategie 2025 gibt der VW-Chef einen Kurs vor, der Europas größten Autobauer grundlegend verändern wird.

22.06.2016, 23:01

Der Blick von Matthias Müller wandert an diesem Mittwoch immer wieder über die Köpfe der Aktionäre hinweg durch die Hannoveraner Messehallen, nur selten ergreift der VW-Chef das Wort und mischt sich in die Diskussionen der Jahreshauptversammlung ein.

Es wirkt so, als ob Müller mit dem Dieselskandal längst abgeschlossen hat und sich nun lieber mit der Zukunftsstrategie beschäftigen möchte. Er zählt zu jenen Managern, die gerne weit vorausschauen, die sich für Innovationen begeistern können, die vor Herausforderungen nicht zurückscheuen.

Bis zu drei Millionen Elektrofahrzeuge will Müller 2025 produzieren lassen, schon ab 2020 sollen auf den Straßen auch selbstfahrende Autos fahren. Zweistellige Milliarden-Beträge will der 63-Jährige hierfür in den kommenden Jahren ausgeben.

Hätte es den Diesel-Skandal nicht gegeben, dann hätte sich Müller bei der Hauptversammlung in Hannover wohl die ein oder andere kritische Frage zu seiner kühnen Strategie gefallen lassen müssen. Doch offenbar haben sich die Aktionäre mehr von ihrer Wut über den Abgas-Betrug leiten lassen, verzichteten weitgehend auf Nachfragen.

Klar ist aber: Früher oder später wird die Zukunftsdebatte auf ihn zukommen. Manch einer wird dann fragen, ob es sinnvoll ist, sich so auf reine Elektromotoren zu versteifen, obwohl die E-Autos bislang kaum nachgefragt werden. An der Entwicklung der Brennstoffzelle will Müller zwar auch festhalten, doch bereits die Überlegung, eine eigene Batterieproduktion für mehr als zehn Milliarden aufzubauen, zeigt, dass andere Antriebsarten bei VW weniger auf der Agenda stehen.

Allzu schnell abhaken sollte Müller auch den Dieselskandal nicht. Er konnte zwar verkünden, dass der Fahrzeugrückruf inzwischen Fahrt aufnimmt. Doch die Endabrechnung ist noch längst nicht in Sicht, manche Milliarde muss VW wohl noch für den Skandal abschreiben. Viel Geld, das wiederum für Zukunftsinvestitionen fehlen wird.

Einerseits muss Müller aufpassen, dass er seinen kriselnden Konzern nicht mit allzu ambitionierten Plänen überfordert, andererseits wird er noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit der breitangelegte Konzernumbau vorankommt. Aber Müller ist eben ein Typ, der Herausforderungen liebt.