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Handwerk Betriebe suchen händeringend Nachwuchs

Viele ältere Meister brauchen geeignete Nachfolger für ihren Betrieb. Doch die Suche gestaltet sich schwierig.

28.02.2017, 12:00

Halle/Magdeburg (dpa/sa) l In Sachsen-Anhalt suchen etliche Handwerksbetriebe mit Meisterpflicht in den kommenden Jahren einen geeigneten Nachfolger. Im Kammerbezirk Magdeburg ist den Angaben zufolge rund jeder fünfte Betriebsinhaber eines meisterpflichtigen Gewerks derzeit älter als 60 Jahre. Etwa acht Prozent sind sogar älter als 66 Jahre. Im Kammerbezirk Halle sieht es ähnlich aus. Dort ist vor rund einem Jahr knapp jeder vierte Betriebsleiter über 60 Jahre alt gewesen. Im Norden des Landes gibt es rund 7950 Betriebe mit einem meisterpflichtigen Gewerk. Im Süden des Landes waren es vor einem Jahr rund 8800.

"Viele der älteren Inhaber hoffen darauf, ihr Unternehmen in den nächsten Jahren an einen Nachfolger übergeben zu können", sagte die Sprecherin der Handwerkskammer Magdeburg, Anja Gildemeister. Einige Unternehmen würden jedoch trotz guter finanzieller und wirtschaftlicher Lage keine geeigneten Kandidaten finden. "Die Ursachen sind breit gestreut", erklärte der Sprecher der Handwerkskammer Halle, Jens Schumann. Zum einen nahm die Zahl der Schulabgänger deutlich ab. Von den verhältnismäßig wenigen Heranwachsenden entschieden sich jedoch immer mehr für ein Studium statt fürs Handwerk, so dass potenzielle Bewerber fehlten. "Zum anderen haben einige Handwerke durchaus Imageprobleme", sagte Schumann.

Das betrifft vor allem Bäcker und Fleischer. "Frische Brötchen mögen viele, aber in der Nacht zu arbeiten, lässt sich mit der Lifebalance vieler junger Menschen nicht mehr vereinbaren", erklärte Schumann. Andere Berufe seien "aus der Mode" gekommen – wie Uhrmacher, Schneider oder Schuhmacher. Den Kammern zufolge sind die Zahlen neuer Handwerksmeister seit Jahren rückläufig.

Die Handwerkskammer Magdeburg wies darauf hin, dass Betriebsübernahmen für junge Handwerksmeister oft nicht attraktiv genug oder zu risikobehaftet seien. Daher forderten die Kammern seit längerer Zeit eine Meistergründungsprämie. "Wir freuen uns, dass die Landesregierung dieser Forderung nachgekommen ist und hoffen, dass bald die ersten Fördermittel fließen können", sagte Gildemeister.

Den Angaben zufolge gibt es Handwerksberufe mit Meisterpflicht, ohne Meisterpflicht sowie handwerksähnliche Gewerbe. Zu den meisterpflichtigen Gewerken gehören unter anderem auch Maurer, Betonbauer, Straßenbauer, Konditoren oder Orthopädieschuhmacher.