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Investorensuche Mifa wieder auf dem Markt

Die Gläubiger des insolventen Fahrradbauers Mifa haben die Tür für Angebote weiterer Investoren geöffnet.

23.05.2017, 23:01

Halle/Sangerhausen l Gnadenfrist für Mifa: Die Gläubiger haben dem insolventen Fahrradhersteller am Dienstag noch etwas Zeit eingeräumt, um einen neuen Investor zu finden. Die Familie Puello spricht unterdessen mit dem Landkreis Mansfeld-Südharz über das alte Mifa-Werk. Im Ringen um den Fahrradbauer droht aber neue Konkurrenz.

Bei der Sitzung am Dienstag in Halle haben die Gläubiger auch die Tür für Angebote neuer Investoren geöffnet. Das erfuhr die Volksstimme aus Teilnehmerkreisen. Zuletzt war von dem Ausschuss ausschließlich auf die Karte Puello gesetzt worden: Die bayerische Familie plant, Mifa zu übernehmen und in einer Erlebnismanufaktur hochwertige Fahrräder und E-Bikes zu produzieren. Das Konzept der Familie sah bislang auch den Kauf der neu gebauten Werkshalle vor den Toren Sangerhausens vor. Eigentümer Heinrich von Nathusius verlangt aber rund 17 Millionen Euro. Bislang haben sich die Familien Puello und von Nathusius bei Verhandlungen nicht annähern können.

Die Familie Puello prüft unterdessen eine weitere Option: Nach Volksstimme-Informationen sprechen die Puellos derzeit mit dem Landkreis Mansfeld-Südharz über einen Kauf des alten Mifa-Geländes in der Innenstadt von Sangerhausen. Der Kreis hatte das Grundstück bei einer früheren Krise für 5,7 Millionen Euro erworben, um Mifa etwas Luft zu verschaffen. Mittlerweile ist die Fläche aber weit weniger wert: Ein neues Gutachten hatte ergeben, dass der Kreis damals zu viel Geld bezahlt hatte. Mansfeld-Südharz hat der Familie Puello einen sogenannten Miet-Kauf des Grundstücks angeboten. Das sagte ein Sprecher der Landrätin Angelika Klein (Linke).

Der neue Kurs der Familie soll nach Volksstimme-Erkenntnissen im Kreise der Gläubiger für Verunsicherung gesorgt haben. Das Konzept der Puellos sah bislang die Produktion im neu gebauten Werk an der Autobahn vor. Wie die Mifa-Produktion am alten Werk in der Innenstadt aussehen könnte, ist unklar. Ohnehin könnten nach dem Gläubiger-Beschluss Angebote anderer Investoren die Puello-Pläne zunichte machen.

Auch die Tür für Alt-Eigentümer Heinrich von Nathusius steht wieder offen: Nachdem ein erstes Angebot zur Fortführung des Betriebs von den Gläubiger abgelehnt wurde, könnte er nachbessern. Gegenüber der Volksstimme äußerte sich Heinrich von Nathusius am Dienstag aber nicht zu seinen weiteren Plänen.

In einer Wochen wollen die Gläubiger der Mifa erneut zusammentreffen. Am 31. Mai werde der Stand des Investorenprozesses geprüft und über das weitere Vorgehen entschieden. Bis dahin werde der Geschäftsbetrieb fortgeführt, teilte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Lucas Flöther mit.

Der Fahrradbauer Mifa aus Sangerhausen hatte Anfang Januar zum zweiten Mal binnen weniger Jahre Insolvenz angemeldet. Wegen der knappen Finanzlage musste der Fahrradbauer zuletzt die Belegschaft verkleinern. Von ehemals 520 Beschäftigten sind derzeit nur noch 130 bei Mifa tätig. Heinrich von Nathusius war mit seiner Familie im Dezember 2014 beim Fahrradbauer eingestiegen. Zuvor hatte er den Automobilzulieferer Ifa Rotorion in Haldensleben aufgebaut.