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Kinderarmut Jeder Fünfte unter 18 lebt von Hartz IV

In Sachsen-Anhalt hat die Zahl der Kinder, die von Hartz IV leben müssen, wieder leicht zugenommen.

30.05.2017, 23:01

Halle l In Sachsen-Anhalt leben rund 73.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Hartz-IV-Familien. Das zeigt eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit in Halle anlässlich des Kindertags am 1. Juni. Die Zahl der jungen Hilfebedürftigen ist damit um 0,9 Prozent leicht gestiegen. 2015 waren knapp 1000 weniger betroffen.

Insgesamt lebt damit jeder Fünfte unter 18 Jahren von Hartz IV (21,5 Prozent). Im Bundesvergleich weisen nur Bremen und Berlin mit jeweils 30,5 Prozent höhere Quoten auf als Sachsen-Anhalt. Der Bundesschnitt liegt bei 14,1 Prozent.

Im regionalen Vergleich ist die Betroffenheit in Halle am höchsten, dort wächst fast jedes dritte Kind (32,7 Prozent) in einer Hartz-IV-Familie auf. Am niedrigsten ist die Quote mit 13,1 Prozent im Landkreis Börde.

Nach Angaben der Arbeitsmarkt-Experten lässt sich der jüngste Anstieg in Sachsen-Anhalt fast ausschließlich auf die wachsende Zahl hilfebedürftiger junger Ausländer zurückführen. 2016 waren knapp 11.000 betroffen, davon 6335 allein aus Syrien. Zum Vergleich: 2015 lag die Gesamtzahl der Betroffenen aus dem Ausland noch bei 4700.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will sich künftig besonders um die Familien kümmern, in denen beide Eltern arbeitslos sind. „Diese Menschen brauchen eine Beschäftigung, damit die Kinder Arbeit als etwas Normales erleben“, betont BA-Regionalchef Kay Senius. „Denn nur so wird der Teufelskreis von sich vererbender Armut durchbrochen.“

Er bekräftigte zudem seine Forderungen nach mehr öffentlich geförderten Jobs, also Stellen im Bereich Bürgerarbeit. Sie seien nötig, um Eltern, die im normalen Berufsleben keine Chancen hätten, eine Alternative zu bieten.

Mit Blick auf die betroffenen Kinder erklärte Senius, wichtigstes Mittel gegen drohende Armut sei Bildung. „Wer eine gute Schul- und Ausbildung hat, der hat ein geringeres Risiko, arbeitslos zu werden, und verdient auch in der Regel besser als Menschen ohne Ausbildung“, so der Experte. Je besser die Familienmitglieder gebildet seien, desto geringer sei das Risiko, in Armut leben zu müssen.