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Schulden Jugendliche gehen besser mit Geld um

Der Anteil überschuldeter Verbraucher hat in Sachsen-Anhalt zugenommen. Lichtblicke gibt es bei Jugendlichen.

11.11.2016, 09:40

Magdeburg l 245 998 Verbraucher in Sachsen-Anhalt kämpfen derzeit mit ernsten Zahlungsschwierigkeiten, 0,5 Prozent mehr als im vorigen Jahr. Das geht aus dem Schuldner-Atlas 2016 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. Im Bundesländervergleich weist Sachsen-Anhalt nach Bremen und Berlin weiterhin die höchste private Schuldnerquote mit 12,74 Prozent auf.

Creditreform unterscheidet bei den Erhebungen zwischen Verbrauchern mit starker und schwacher Überschuldung. In harten Fällen sind etwa Inkasso-Büros schon mehrfach tätig geworden, liegen Haftandrohungen vor oder Privatinsolvenzen. In minderschweren Fällen geht es etwa um mehrere vergebliche Mahnungen von Gläubigern.

Vor allem Geringverdiener und Arbeitslose tappen vergleichsweise häufig in eine Schuldenfalle – und kommen dort nur schwer wieder heraus. Die allgemeinen Einkommenssteigerungen und die Einführung des Mindestlohns konnten offenbar die Lage der Schuldner in Sachsen-Anhalt nur bedingt verbessern.

Nach Angaben von Creditreform-Prokurist Martin Plath hat in Sachsen-Anhalt vor allem die Zahl der Fälle mit starker Überschuldung zugenommen, sie stieg um 4,5 Prozent auf rund 139 000.

„Der eine oder andere mag zwar jetzt den Mindestlohn beziehen“, erläutert Plath, „doch der reicht in der Regel nicht aus, um alte Verbindlichkeiten abzulösen.“ Deutlicher bemerkbar macht sich das gestiegene Einkommensniveau bei Verbrauchern mit minderschweren Zahlungsschwierigkeiten. Die Gruppe schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent auf rund 106 000.

Regional fällt die private Überschuldung in Sachsen-Anhalt sehr unterschiedlich aus. Die höchste Schuldnerquote aller Kommunen verzeichnet weiterhin Halle mit 16,85 Prozent, gefolgt von der Landeshauptstadt Magdeburg, die eine Quote von 14,8 Prozent verbucht. Die niedrigsten Quoten gibt es in den Landkreisen Börde und Wittenberg mit 10,71 beziehungsweise 10,42 Prozent.

Nach Angaben von Martin Plath zeichnet sich in den Statistiken eine Trendumkehr ab. Zwar ist die private Verschuldung in den Großstädten immer noch auf hohem Niveau, doch gelingt es den Verbrauchern dort immer besser, ihre Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. „Das hat damit zu tun, dass die Leute dort inzwischen wieder besser bezahlte Jobs finden“, erklärt Plath. „Hinzu kommt, dass sich Schuldner in einer größeren Stadt eher trauen, eine Beratungsstelle aufzusuchen, weil die Anonymität dort größer ist als auf dem Land.“

Mit Blick auf die Altersgruppen verzeichnet Creditreform sowohl positive als auch negative Entwicklungen. Am stärksten verbreitet sind Überschuldungsprobleme weiterhin bei 30- bis 50-Jährigen. Erfreulich ist jedoch, dass weniger junge Menschen unter 30 Jahren mit Geldsorgen zu kämpfen haben. „Das könnte damit zusammenhängen, dass es den Jüngeren heute leichter fällt, den Überblick über ihre finanzielle Situation zu behalten“, erklärt Martin Plath. Immer mehr würden Online-Banking-Angebote der Banken nutzen. „Heute lassen sich Kontostände ja bereits über das Smartphone überprüfen.“

Häufiger in Not geraten dagegen ältere Verbraucher. Deutlich gestiegen sind im Vorjahresvergleich die Schuldnerquoten in den Altersgruppen 60 bis 69 und über 70. „Hier spielt das Thema Altersarmut zunehmend eine Rolle“, erklärt Plath. Immer mehr Menschen seien nicht in der Lage, Mietkosten oder die laufenden Kosten für ihr Eigenheim zu stemmen. Auch die steigenden Preise für Medikamente und medizinische Dienstleistungen dürften sich hier auswirken.

Bundesweit ist die Schuldnerquote leicht auf 10,06 Prozent gestiegen. Demnach hat in diesem Jahr etwa jeder zehnte Bundesbürger akute Geldsorgen. Pro Kopf beträgt die Überschuldung im Durchschnitt 34 000 Euro, der Gesamtschuldenberg ist auf 235 Milliarden Euro angewachsen.

Die geringste private Überschuldung verzeichnen die wirtschaftlich starken Bayern mit einer Quote von 7,35 Prozent. Auch die Baden-Württemberger zeigen einmal mehr, dass sie mit ihrem Geld haushalten können. Unter den ostdeutschen Bundesländern schneiden Thüringen und Sachsen mit Quoten von 9,24 beziehungsweise 9,89 Prozent vorbildlich ab. Dagegen verzeichnen neben Bremen, Berlin und Sachsen-Anhalt immer stärker auch Nordrhein-Westfalen und das Saarland steigende Zahlen von Privatschuldnern.