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Heidelbeeren gegen Arthritis Lassen sich Entzündungen wegessen?

Bestimmten Obstsorten wird in vielen Internetforen eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt - einen stichhaltigen Beleg gibt es dafür nicht. Dennoch kann die Ernährung Krankheiten günstig beeinflussen.

Von Sabine Meuter, dpa 26.07.2017, 03:51
Heidelbeeren enthalten eine ganze Menge wichtiger Nährstoffe. Dass sie aber gegen Arthritis oder andere Erkrankungen helfen, wie manchmal behauptet wird, ist bisher nicht belegt. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Heidelbeeren enthalten eine ganze Menge wichtiger Nährstoffe. Dass sie aber gegen Arthritis oder andere Erkrankungen helfen, wie manchmal behauptet wird, ist bisher nicht belegt. Foto: Christin Klose/dpa-tmn dpa-tmn

München/Bonn (dpa/tmn) - Heidelbeeren, Ananas und Kirschen. Solche Obstarten schmecken nicht nur gut, sie sollen angeblich auch entzündungshemmend wirken. Im Internet wimmelt es von solchen Aussagen.

Also einfach eine Portion Obst essen - und schon bessert sich die Akne, heilt die Harnwegsinfektion, und Entzündungsherde im Körper verschwinden? So einfach ist es nicht. Zwar schadet das Obstessen nicht. "Aber eine seriöse Studie, die die entzündungshemmende Wirkung von Obst belegt, gibt es nicht", sagt Prof. Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der Technischen Universität München.

Die entzündungshemmende Wirkung von sekundären Pflanzenstoffen wurde bislang lediglich bei Versuchen im Reagenzglas nachgewiesen, betont Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): "Solche Ergebnisse können nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen werden."

Unumstritten ist indes, dass der übermäßige Konsum von Fleisch und Wurst Entzündungen im Körper fördert. Das liegt an der vor allem in rotem Fleisch enthaltenen Arachidonsäure. "Eine möglichst wurst- und fleischarme Kost wirkt auf den Körper von Patienten mit rheumatoider Arthritis entzündungsentlastend", erklärt Prof. Johannes Georg Wechsler. Der Münchner Facharzt für Innere Medizin ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM).

Einer kleinen Studie des Ernährungsmediziners Olaf Adam zufolge geht es diesen Patienten auch besser, wenn sie zusätzlich Fischöl-Kapseln einnehmen. Das könnte an den in den Kapseln enthaltenen Omega-3-Fettsäuren liegen. "Zum Stillstand bringen sie die entzündlich bedingte Gelenkzerstörung letztendlich allerdings nicht", betont Hauner. Denn die eigentliche Gelenkzerstörung läuft über andere Mechanismen ab, auf die etwa eine Reduzierung der Arachidonsäure keinen Einfluss hat. Das bedeutet: Eine wurst- und fleischarme Kost verbunden mit der Einnahme von Fischöl-Kapseln kann zwar bei Arthritis hilfreich sein, sie ist aber kein Ersatz für die Einnahme von Medikamenten.

Fischöl-Kapseln wird nicht nur bei Arthritis, sondern generell eine entzündungshemmende Wirkung im Körper nachgesagt. Das ist allerdings umstritten. So konnten Forscher in einer Studie die schützende Wirkung von Omega-3-Fettsäuren bei ersten Anzeichen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweisen. Genau das Gegenteil zeigte eine Untersuchung südkoreanischer Forscher. "Stichhaltige Belege für einen Nutzen der Kapseln fehlen also", sagt Hauner. Er empfiehlt aber, dass auf dem Speiseplan möglichst zweimal pro Woche Fisch steht - auch wegen anderer wertvoller Inhaltsstoffe wie Eiweiß und Jod.

Fisch ist ein wichtiger Bestandteil der mediterranen Ernährung. Sie besteht auch aus Gemüse, Obst, Olivenöl, Vollkornprodukten und Nüssen. "Die Mittelmeerkost kann etwa Gicht, aber auch Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen günstig beeinflussen", erklärt Hauner. Außerdem hilft sie, schlank zu bleiben und auch auf diese Weise Erkrankungen vorzubeugen.

Studie von Olaf Adam

Studie zu Fischöl

Fischöl-Studie aus Südkorea

Predimed-Studie