Blütenträume

Sieben Menschen über 50 besuchen einen Flirtkurs - doch was sollen sie da eigentlich noch lernen? Über sich selbst eine ganze Menge. Nur das mit dem Flirten geht schief.

Von Rebecca Krizak, dpa 06.10.2015, 23:01

Berlin (dpa) - Britta grantelt, Friedrich gockelt und Heinz prollt - eine bunte Truppe versammelt sich an einem Sommertag im Flirtkurs 50 Plus. So verschieden diese Menschen auch sind, eins haben sie gemeinsam: Sie sind allein. Und der überforderte Flirt-Coach Jan (Alexander Khuon) soll ihnen helfen, das zu ändern.

Heimat heißt die Themenwoche, in der die ARD auch den Film Blütenträume (Mittwoch, 20.15 Uhr) zeigt. Sieben Menschen suchen ihre Heimat nicht an einem Ort, sondern in der Beziehung zu anderen Menschen. Doch das ist gar nicht so einfach.

Wir sind alle einsam. Aber keiner sagt einem, woran das liegt, erklärt Julia (Nadeshda Brennicke, Frauenherzen) zu Beginn. In den Kurs 50 Plus ist sie nur gekommen, weil der 40 Plus abgesagt wurde. Jetzt hofft sie, von der Lebenserfahrung der Älteren zu lernen. Man kann doch nicht ewig alleine leben, irgendwann fängt man an, mit offenem Mund zu essen.

Lebenserfahrung haben die anderen mehr als ihnen lieb ist: Gila (Teresa Harder, Schuld) ist verwitwet und merkt, dass ihre Kinder sie nur noch zum Putzen und Babysitten brauchen. Der Schöngeist Friedrich (Falk Rockstroh, Ein Tick anders) überspielt den Kummer über die Trennung von seiner Frau mit seiner Selbstverliebtheit. Und Ulf (Rufus Beck) hat nach mehreren Fehlschlägen eigentlich schon mit dem Leben abgeschlossen.

Der Sendeplatz - als Mittwochsfilm im Ersten - klingt nach Musikuntermalung in Moll, nach Sozialdrama. Doch auch wenn die Lage der Protagonisten nicht gerade rosig ist, schafft Regisseur Paul Harather es, ihre berührenden Geschichten mit Leichtigkeit zu erzählen. Schräg und eigenwillig nennt Harather Blütenträume. Genauso sind auch die Kursteilnehmer.

Doch der Leiter Jan hat dafür kein Gespür. Anstatt auf sie einzugehen, will er ihnen in Speed-Dating-Situationen Selbstmarketing beibringen. Mit wenig Erfolg: Am Ende fühlen sich die Sieben noch immer nicht wie das Sahnehäubchen auf dem Kuchen, sondern so, als sei die Sahne schon vor viel zu langer Zeit abgelaufen. Schließlich feuern sie Jan - und müssen überlegen, wie es weitergehen soll.

Bei ihrer Abschiedsfeier scheint die Antwort darauf klar: Sie wollen zusammenleben, eine Kommune gründen. Einen Mann finde ich vielleicht noch, aber keine Familie, sagt Julia. Doch kann die Idee dem nüchternen Tageslicht am nächsten Morgen standhalten?

Als Vorlage für den Film war das gleichnamige Theaterstück von Lutz Hübner, das 2007 uraufgeführt wurde. Film und Theater drehen sich um die Fragen: Wie will man leben? Mit wem kann man sein Leben teilen und wie lange hält man es mit sich selbst eigentlich aus? Zeit, diese Fragen für sich selbst zu beantworten. Am besten direkt nach dem Anschauen.