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Mama, warum hast du das getan?

Eine Mutter ermordet ihren Mann und den Vater ihrer beiden Kinder. Die Tat ist 19 Jahre her und lastet bis heute auf den Schwestern Janine und Jennifer. Im ZDF sprechen sie über ihr Leben.

Von Carsten Rave, dpa 31.08.2015, 23:01

Berlin (dpa) - Für das ZDF haben sich die Schwestern Janine (23) und Jennifer (21) in ein Ruderboot gesetzt. Es ist ein warmer Sommertag. Die Stimmung wirkt ruhig und harmonisch. Doch das Leben der beiden jungen Frauen verlief bisher alles andere als friedlich.

Das einschneidende Erlebnis, das das Leben der beiden bis heute prägt, ist der Mord an ihrem Vater, den die Mutter vor 19 Jahren begangen hat. Noch immer stellen sich Janine und Jennifer die Frage: Mama, warum hast du das getan? So heißt auch die ZDF-Reportage in der Reihe 37 Grad, die an diesem Dienstag (22.15 Uhr) zu sehen ist.

Wenn ich die Tatort-Fotos sehe, denke ich, ich bin im Krimi, sagt Jennifer. Mit was für einem Hass muss das gewesen sein - bei so viel Blut, fügt Janine hinzu, als ihnen noch einmal die Bilder der Bluttat vom Juni 1996 vorgelegt werden, als Mutter Iris Vater Frank mit 20 Messerstichen umbrachte. Ein Schwert im Rücken gab später die damals vierjährige Janine zu Protokoll, als sie nach dem Mord von der Polizei befragt wurde. Heute erinnert sie sich nicht mehr daran. Aber später kommt heraus: Der Vater schlug die Mutter und auch die Kinder, unter anderem mit einem Baseballschläger aus Plastik.

Das ZDF berichtet nicht das erste Mal über den Mord an dem vorbestraften Vater. Bereits im Jahr 2003 beleuchtete ein 37 Grad-Film das Leben der damals schon im offenen Vollzug lebenden Mutter, die es mittlerweile geschafft hatte, wieder eine Wohnung zu finden und einen Job. Mit Angst, Mut und Verzweiflung habe sie ihren Mann umgebracht, der ihr etliche Knochenbrüche zugefügt und nach ihrer Aussage ein weiteres Kind auf dem Gewissen hatte, als sie im vierten Monat war. Für den neuen Film habe Mutter Iris nicht mehr zur Verfügung gestanden, heißt es vom ZDF. Aus Rücksicht auf den Schutz der Kinder wird auch nicht ihr Wohnort verraten.

Ihr Zustand sei erbärmlich gewesen, berichtet die Betreuerin des Kinderheims, in das die Geschwister sechs Tage nach dem Mord eingeliefert wurden, heute. Sie blieben ein paar Jahre zusammen und wurden später in verschiedenen Familien untergebracht. Jennifer blieb dort, bis sie vor kurzem in eine eigene Wohnung zog, Janine landete nach einiger Zeit wieder im Heim. Mit elf begann sie, Alkohol zu trinken und zu kiffen, um die Vergangenheit zu vergessen. Auch die behütet aufgewachsene Jennifer hatte immer Probleme, die Vergangenheit abzustreifen. Zwischen Schule und Sport sei immer noch Zeit gewesen, um sich die quälenden Fragen zu stellen.

Wir fragen uns, ob wir eine Teilschuld daran tragen, sagt Jennifer. Vielleicht waren wir sehr nervig als Kinder. Sie hat ihre Mutter seitdem erst ein einziges Mal gesehen. Janine hingegen hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit ihr getroffen. Doch eine Annäherung erscheint illusorisch: Sie habe gemerkt, dass die Kinder nicht mehr zum Leben der Mutter gehörten, berichtet Jennifer nach dem letzten Treffen. Das ist enttäuschend, aber es ist gut, um mit ihr abzuschließen.

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