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Mission Mali - Der lange Weg zum Frieden

Viele Flüchtlinge kommen aus Afrika nach Europa. Warum sie von dort fliehen, will eine Reportage aus Mali nun näher beleuchten. Phoenix zeigt sie an diesem Sonntag.

Von Klaus Braeuer, dpa 25.06.2016, 23:01

Berlin (dpa) - Zum Thema Flüchtlinge gab und gibt es inzwischen eine ganze Menge an Dokumentationen im Fernsehen. Darin geht es meistens darum, was sie an ihren neuen Aufenthaltsorten in Europa erleben. Nun berichtet ein TV-Team aus Afrika, um bei den Menschen zu hinterfragen, was in ihrer Heimat passiert - und zum Beispiel auch, wie dort stationierte Soldaten der Bundeswehr die Lage beurteilen.

Zu sehen ist die Reportage Mission Mali - Der lange Weg zum Frieden an diesem Sonntag (21.45 Uhr, Phoenix) in einer Erstausstrahlung, aber leider erst am späteren Abend.

Mali liegt in Westafrika, in der Sahelzone, wo es unter anderem an Algerien und Mauretanien grenzt. Zwei große Flüsse durchströmen das Land: der Niger und der Senegal. Im fruchtbareren Südteil mit der Hauptstadt Bamako leben die meisten der etwa 17,5 Millionen Einwohner. Mali ist formell eine Präsidialrepublik nach französischem Vorbild und ein Mehrparteienstaat mit gewähltem Staatspräsidenten. Nach einem Putsch im März 2012 folgten schwere Kämpfe zwischen den Rebellen des Tuareg und den Islamisten im Land.

Sie fanden auch in der Stadt Gao statt, die im Nordosten des Landes liegt und in der etwa 80 000 Menschen leben. Französische Truppen und UN-Blauhelme versuchen, von dort aus das ganze Land gegen die stärker werdenden Islamisten zu sichern, die sich hier vor drei Jahren festgesetzt haben. Die Bundesrepublik hat seit 2013 Soldaten als Ausbilder in Koulikoro im Süden Malis stationiert - als Teil der UN-Friedensmission Minusma.

Seit Februar 2016 steht die Bundeswehr aber auch in Gao, das von den meisten Bewohnern als die geschundene Stadt bezeichnet wird. Viele Geschäfte und historische Bauten wurden von den Islamisten zerstört, darunter das Rathaus und die Polizeistation. Es gab bald keine Infrastruktur mehr, auch keinen Strom. Experimentelle Musik, alte Schriften, freigeistiger Islam, faszinierende Natur - davon ist kaum etwas geblieben. Etwa zwei Drittel der Menschen hier und in anderen Teilen des Landes leben in Armut.

Die junge Fifi trainiert in einer der zahlreichen paramilitärischen Einheiten, die Söhne des Landes, und sagt im Film: Ich greife zur Waffe, damit sich nicht wiederholt, was damals geschehen ist. Die Islamisten kamen, und wir waren schutzlos - sie schlugen, zerstörten und plünderten. Fifi sagt weiter, dass der Krieg sie zur Kämpferin gemacht habe, dass Frauen nicht mehr zum Markt gehen oder mit einem Mann sprechen durften.

Eigentlich arbeitet sie in einem Schönheitssalon und träumt von einem normalen Leben: Ich mag es, wenn Frauen sich schön machen. Es gibt auch mir den Mut, wieder schön und weiblich zu sein. Und weiter: Unter den Islamisten mussten sich alle Frauen in Gao verhüllen, ob es Dir gefiel oder nicht. Überall lagen Leichen. Sogar auf die Kinder haben sie geschossen. Die Stadt hat Dinge gesehen, die man nie zuvor gesehen hatte.

Filmautorin Shafagh Laghai arbeitet seit drei Jahren als ARD-Korrespondentin in Nairobi (Kenia) und hat in Mali neben Gao auch die Städte Timbuktu und Koulikoro besucht. Sie zeigt in in ihrem eindrucksvollen, teilweise sehr emotionalen und sorgfältig recherchierten Film das mühselige Bemühen der Einheimischen, wieder ein halbwegs lebenswertes Leben zu führen, samt der für sie so wichtigen Musik. Sie lässt Aktivistinnen, Musiker und Jugendliche erzählen, die ihre Heimat nicht verlassen möchten und dort nach einer Perspektive suchen.

Ein Kommandeur der Paramilitärs und auch deutsche Soldaten kommen zu Wort. Matthias, der eigentlich als Polizist in Nordrhein-Westfalen arbeitet und sich für ein Jahr zur UN-Polizei-Mission in Mali verpflichtet hat, sagt: Eine gewisse Gefährdung ist immer da. Man ist hier sehr exponiert auf der Straße, man könnte von beiden Seiten angegriffen werden. Gerade am Freitag - einem wichtigen Tag im Islam, der ja in letzter Zeit häufiger von den Islamisten genutzt wurde, um einen Anschlag zu verüben -, ist dieses mulmige Gefühl durchaus da.

Der Kontingentführer und Oberstleutnant im Camp Castro, Marc Vogt, ergänzt: Ich denke, wir haben jetzt gelernt - unter anderem durch die Flüchtlingsströme -, dass Afrika deutlich näher ist, als wir es in den vergangenen Jahrzehnten haben wahrhaben wollen. Und wir merken jetzt tagtäglich, wie ein Konflikt über das Meer herüberschwappt, nicht nur in den Süden Europas, sondern jetzt auch bis zu uns nach Deutschland. Will heißen: Nicht nur Mali geht uns alle an.

Phoenix zu "Mission Mali"