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Garten Ruheinsel in einer hektischen Welt

Die Wiese rund um die Villa Uhlenhorst ist von Unkraut übersät. Die Pensionsbetreiberin sucht Rat bei den „Höfe halten Hof“-Experten.

Von Ivonne Sielaff 11.08.2016, 01:01

Wernigerode l Ruheinsel in einer hektischen Welt, Zeitreise in die Vergangenheit - so bezeichnet Gerlinde Heim gern ihre Villa Uhlenhorst. Seit Ostern 2014 führt sie die Villa am Eichenberg als historische Pension. Zum Konzept des Hauses gehört auch das naturbelassene Umfeld. Vor dem Gebäude gedeihen Wildblumen, im hinteren Teil des 5236 Quadratmeter großen Areals spenden hohe Bäume Schatten. Überall gibt es stille Plätzchen und wildromantische Ecken zu entdecken. Ein Idyll – nicht nur für Übernachtungsgäste und Cafébesucher, sondern auch für Schmetterlinge, Vögel und anderes Getier.

Doch der Garten bereitet Gerlinde Heim Sorgen. „Wir haben ihn als Blumenwiese angelegt, nur die Wege zu den Kaffeetischen gemäht und alles andere wachsen lassen“, sagt sie beim Besuch der „Höfe halten Hof“-Experten Lydia Seiler und Frank Schmidt. Leider haben unerwünschte Pflanzen die Wildblumen verdrängt. Brombeeren, Brennnesseln, Diesteln und etliche Gräser haben sich nach zwei Jahren ausgebreitet. „Mein Lebensgefährte Thorsten Hampe kümmert sich um den Garten. Wir sind beide keine Gärtner, machen alles nur nach Gefühl und sind für Tipps dankbar.“

Die Milchdiesteln sollten sofort entfernt werden, rät Lydia Seiler. „Wenn die aussamen, werden Sie sie nie wieder los.“ Eine, wenn auch drastische, Lösung sei es, die gesamte Bepflanzung herauszureißen und Sand in den Boden einzugraben, um ihn dadurch abzumagern. „Je nährstoffärmer der Boden, desto schlechter wächst das Gras“, sagt Frank Schmidt. Man müsste schauen, welche Gewächse gut auf dem Boden zurecht kommen, Malven, Wiesensalbei und Margeriten beispielsweise – und diese dann gezielt aussäen.

Einen Versuch sei es wert, nicht nur einmal im Herbst, sondern ein weiteres Mal im Juni zu mähen. „Ein Teil der Pflanzen hat dann schon ausgesamt“, so Schmidt. „Es würden mehr Blumen gedeihen, weil Licht auf den Boden fällt.

Bei all den Problemen lobt Frank Schmidt das Gartenkonzept der Pensionsbetreiber. „Ich finde Ihre Idee ganz toll“, sagt der Chef des Wernigeröder Gartenamtes. Er selbst sei ein Anhänger der Biodiversität, „so wie wir es in der Stadt entlang der Holtemme haben“. Es gehe dabei um die Vielfalt der Blüten – auch als Biotop für Insekten. „Vielleicht sollten Sie ein Schild am Zaun aufstellen, mit dem Sie Ihr Konzept erläutern.“

Hintergrund: Die Villa Uhlenhorst hat eine bewegte Vergangenheit. Das Haus wurde 1901 als Fabrikantenvilla für die gegenüberliegende Papierfabrik gebaut, wechselte 1935 in den Privatbesitz eines Rechtsanwaltes. Zu DDR-Zeiten wurde die Villa als Mehrfamilienhaus genutzt. Nach der Wende zog kurzzeitig ein Studentenclub und später sogar ein Bordell ein. Ab 2000 war sie wieder Wohnhaus. Gerlinde Heim hat sich 2009 in die Villa verliebt und sie gekauft.