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Grundschulen Verwaltung plädiert für Neubau

Ende des Jahres sollen Entscheidungen für die künftige Stendaler Grundschullandschaft getroffen werden.

Von Donald Lyko 15.09.2016, 02:00

Stendal l In Sachen Grundschulen sieht die Verwaltung das Hauptproblem in der Grundschule „Petrikirchhof“ mit dazugehörigem Hort. „Die Schule und der Hort sind für die Kinderzahlen zu klein, der Zustand der Immobilie ist stark sanierungsbedürftig“, heißt es im vorgelegten Arbeitspapier. Ein weiteres, „aber deutlich kleineres Problem“ habe die Grundschule Nord mit einem zu kleinen Hort, der durch Doppelnutzung von Schulräumen zu Beeinträchtigungen im Schulbetrieb führt. Dritter Handlungsschwerpunkt ist der fehlende Hort der Ganztagsgrundschule, was zu Kapazitätsproblemen der Grundschule „Am Stadtsee“ führt, „so dass deren Aufnahmekapazität auch eingeschränkt ist“.

Auf welchen Wegen die Probleme gelöst werden könnten, hat die Verwaltung in einem Variantenvergleich zusammengestellt, der am Dienstag den Mitgliedern des Kultur- und Schulausschusses übergeben wurde. Dort machte Torsten Mehlkopf, Leiter des Amtes für Jugend, Sport und Soziales, klar, dass die Verwaltung der Sanierung der Petrikirchhofschule oder einem Ersatzneubau „allerhöchste Priorität widmet“. Darum findet sich diese Grundschule in allen Varianten wieder:

Grundschule und Hort würden aufgegeben werden. Mit Blick auf die beengte Hortsituation der Grundschule Nord sollte der neue Standort mehr Schüler aufnehmen als der heutige. Beispiel: Wenn es im Neubau zirka 160 Plätze geben würde, könnte „Nord“ um etwa 30 Schüler entlastet werden, was auch den Hort entlasten würde.

Problem: Es ist momentan schwierig, ein zirka 5000 Quadratmeter großes Grundstück zu finden. Bisher ist das nicht gelungen, weil zum Beispiel denkmalrechtliche Bedenken dem Bau der Schule am Hartungs- oder Nordwall möglicherweise entgegenstehen.

Das jetzige Grundstück des Bauhofes steht nicht kurzfristig zur Verfügung und könnte Altlastenprobleme haben. Am geeigneten Standort am Bruchweg stehen nicht ausreichend städtische Grundstücke zur Verfügung, ein Ankauf ist zeitlich nicht einschätzbar. Ein weiterer Standort: die Bahnfläche hinter der Sporthalle Haferbreite. Dazu werden Verhandlungen mit der Deutschen Bahn geführt. In die Überlegungen wird das Grundstück des alten Schwimmbades an der Osterburger Straße einbezogen (städtisches Eigentum). Die Stadt will zudem mit dem Eigentümer der Grundstücke hinter der Feuerwache (Von-Schill-Straße) verhandeln.

Für einen Schulneubau würde es kein Fördergeld geben, die veranschlagten zirka 3,5 Millionen Euro plus eventueller Grunderwerbskosten müsste die Stadt komplett selbst bezahlen. Ob der Verkauf der jetzigen Schule einen lukrativen Erlös bringen wird, ist offen. Es wird mit etwa drei Jahren gerechnet, bis der Neubau bezogen werden könnte.

Die 3. Etage der Ganztagsgrundschule hat elf freie Klassenzimmer. Bei einer Belegung mit 20 Kindern je Klasse werden sieben Klassenräume benötigt, um komplett alle Schüler der Petrikirchhof-Grundschule hier zu beschulen. Die verbleibenden vier Räume können für Fachunterricht und Lehrerzimmer verwendet werden.

Allerdings wäre die Einrichtung eines Hortes in der Schule notwendig, was zur Entlastung des Hortes der Grundschule „Am Stadtsee“ führen würde. Die Herrichtung der 3. Etage (ohne Hort) würde geschätzt zirka 950 000 Euro kosten.

Problem: Die Bauarbeiten müssten bei laufendem Schulbetrieb in den anderen Geschossen erfolgen. Bedacht werden muss zudem, dass die gesamte Schule dann zirka 450 Schüler im Ganztagsschulbetrieb hätte. Die Mensa ist für diese Größe nicht geplant worden, es könnte Bedarf für zusätzliche Sozialräume geben.

Die vor zwei Jahren geschlossene Möringer Grundschule könnte leicht 80 Kinder aufnehmen. Damit wären rechnerisch alle Probleme in der Stadt beseitigt. Allerdings müsste festlegt werden, woher die Kinder kommen sollen.

Werden die alten Schuleinzugsbereiche der Grundschule Möringen reaktiviert, würde die Grundschule Börgitz zirka 50 Kinder verlieren. Das wiederum würde diese Schule gefährden. Würden die Kinder des alten Möringer Einzugsbereiches weiterhin in Börgitz bleiben und stattdessen Kinder aus Stendal oder den umliegenden Ortschaften nach Möringen fahren, dürfte das auf wenig Verständnis bei den Möringer Eltern stoßen.

Die Kosten für die Wiederherrichtung der Grundschule Möringen würden vermutlich deutlich im sechsstelligen Bereich liegen. Gleichzeitig wäre die Sanierung der Grundschule Petrikirchhof notwendig.

Bei der Sanierung sollen Schul- und Hortplätze reduziert werden. Vorgeschlagen wird eine Reduzierung auf 100 bis 110 Schüler. Damit wäre der heutige Richtwert noch immer unterschritten. Bei maximal 18 Schülern je Klassenraum würden rechnerisch sechs Klassenräume benötigt.

Die Reduzierung um 20 bis 30 Schüler gegenüber heute würde die Situation in der Schule und vor allem im Hort deutlich entspannen. Die Schüler müssten anderen Schulen zugeordnet werden – hier bietet sich die 3. Etage der Ganztagsgrundschule an. Die Sanierung der 3. Etage ist in dieser Variante Grundvoraussetzung, weil während der Sanierung der Petrikirchhof-Grundschule eine Ausweichschule zur Verfügung stehen muss. Erste Kostenschätzung: zirka 1,3 Millionen Euro. Die Verwaltung sieht gute Chance auf Fördergeld.

Diese Variante geht ebenfalls davon aus, dass die Grundschule Petrikirchhof saniert wird, was die Sanierung der 3. Etage der Ganztagsgrundschule voraussetzt. Die Variante betrachtet aber den Zeitraum bis zur Entlastung der Grundschule Nord. Das könnte bei realistischer Planung bis zu vier Jahre dauern. Zunächst müsste 2017 die Sanierung der 3. Etage erfolgen. Mit einer Förderzusage im Jahr 2017 könnte ab 2018 gebaut werden, was sicher bis zum Schuljahr 2019/20 dauern wird.

In diesen vier Jahren gibt es in der Grundschule Nord die eingeschränkte Raumsituation mit nahezu konstant um die 300 Schüler. Als Kompromiss wird derzeit die Bibliothek als Hort und das Beratungszimmer als Bibliothek genutzt. Zudem gibt es Doppelnutzungen von Räumen.

Das Aufstellen von mobilen Elementen für drei Jahre würde zirka 100 000 Euro kosten, wenn die Module als Bibliothek genutzt werden. Sollen die Module zusätzlich Horträume aufnehmen, muss auch Wasser und Abwasser installiert werden, was die Kosten deutlich erhöht. Bei Realisierung der Varianten 2 und 3 müssten die Module länger genutzt werden – bis zum spürbaren Rückgang der Kinderzahlen ab 2026.

Diese Variante geht von der Sanierung der Petrikirchhof-Grundschule aus. Es wird nach Schulplätzen in anderen Schulen gesucht, um durch Verschiebung der Einzugsbereiche die Grundschule Nord zu entlasten. Dabei plant die Verwaltung 30 Schulplätze.

Da die Grundschule Petrikirchhof und die Ganztagsgrundschule als angrenzende Nachbarschulen keine zusätzlichen Kinder aufnehmen können, bliebe nur eine Verschiebung aller Schulbezirke in Richtung Stadtseeschulen.

Von einer zusätzlichen Mehrbelastung dieser Schulen rät die Verwaltung mindestens in den nächsten vier Jahren aber ab.

 

Die Stadtverwaltung gibt aus Zeit- und Organisationsgründen dem Neubau der Petrikirchhof-Grundschule den Vorzug. Denn wenn die Grundstücksfrage geklärt wird, wäre ein Neubau am schnellsten realisierbar. „Unser ganzes Bestreben besteht jetzt darin, einen geeigneten Standort zu finden“, sagte Mehlkopf.
Bei dieser Variante würde keine Ausweichschule benötigt werden. Ein Nachteil wäre, dass die Stadt die Kosten allein tragen müsste. Falls sich der Neubau nicht realisieren lässt, würde die Verwaltung für Variante 4 (Sanierung und Teilnutzung der 3. Etage in der Ganztagsgrundschule), plädieren. Die Varianten 2, 3 und 6 möchte die Verwaltung nach Möglichkeit ausschließen. Variante 5 soll diskutiert werden.

Demnächst wird es ein Treffen mit Elternvertretern aller Stendaler Schulen und Horte geben, zudem werden die Stadtratsgremien die Vorlage beraten. „Ziel ist, möglichst bis zum Jahresende eine Strategie festzulegen“, sagte Torsten Mehlkopf.