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150. Geburtstag Carl Laemmle - ein Hollywood-Mogul aus Schwaben

Heute wird Roland Emmerich als Schwabe in Hollywood gefeiert. Doch der "Independence Day"-Regisseur hat einen berühmten Vorgänger. Der Auswanderer Carl Laemmle baute die Traumfabrik mit auf. Vor 150 Jahren wurde der Gründer der Universal Studios in Laupheim geboren.

Von Barbara Munker, dpa 16.01.2017, 23:01

Los Angeles (dpa) - Seinen Namen spreche man "Lem-lee" aus, heißt es erklärend auf der Webseite des berühmten Universal-Studios, das Filmhits wie "Jurassic Park", "King Kong" und "Psycho" in die Kinos brachte. Gemeint ist Carl Laemmle, der 1912 eines der größten Studios der Traumfabrik Hollywood aus dem Boden stampfte.

Sein Name ist heute noch an vielen Stellen in Los Angeles zu sehen, etwa am Eingang eines riesigen Bürohauses auf dem Studiogelände in Universal City. Oder in geschwungener Schrift an den acht Lichtspielhäusern der "Laemmle Theatres"-Kette im Raum Los Angeles, die 1938 von seinen Neffen Kurt und Max gegründet wurde. "Laemmle" stehe für großartige, unabhängige Art-House-Filme, wirbt das Kino-Unternehmen, das heute noch von Laemmles Nachfahren betrieben wird. Der deutsche Film "Toni Erdmann" steht dort in Kürze auf dem Programm.

Vor 150 Jahren, am 17. Januar 1867, kam Karl Lämmle als zehntes Kind einer jüdisch-schwäbischen Familie in Laupheim bei Ulm auf die Welt. Mit 17 Jahren wanderte er nach Amerika aus, hielt sich mit Jobs über Wasser, arbeitete lange im Textilgeschäft und stieg erst mit knapp 40 Jahren in das Filmgeschäft ein - eine amerikanische "Tellerwäscher"-Karriere.

1912 gründete er zusammen mit anderen Universal, zunächst in New York, 1915 wurde die Produktion ins wärmere Kalifornien verlegt. Tausende Filme produzierte Laemmle in seinem Leben - bis 1936, da musste er Universal verkaufen. Aus Laemmles Filmstudios stammen Kinohits wie "Der Glöckner von Notre Dame", "Dracula" und der mit zwei Oscars ausgezeichnete Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" (1930).

Als Laemmle 1939 mit 72 Jahren in Beverly Hills stirbt, trauert Hollywood um den beliebten "Uncle Carl". Der gerade einmal 1,52 Meter große Schwabe, der sich gern mit Stock, Hut und Nadelstreifenanzug in der Öffentlichkeit zeigte, war als Wohltäter bekannt.

Seiner Heimat Oberschwaben war er sein Leben lang verbunden geblieben - auch als er dort in den 1930er Jahren angefeindet und als "übler Filmjude" beschimpft wurde. In seinen letzten Lebensjahren wurde er zum Retter etlicher deutscher Juden vor den Nazis. Hunderten stellte er Bürgschaften aus, die ihnen die Einreise in die USA ermöglichten.

Laemmle habe die Bedrohung der deutschen Juden durch Hitler schon sehr früh erkannt, sagte der amerikanische Musik-Manager Sandy Einstein 2015 dem Filmblatt "Hollywood Reporter". Sein Vater Hermann Einstein habe mit Laemmles Hilfe Deutschland verlassen können. "Er hat sehr viel Geld für die Rettung hunderter deutscher Juden vor dem Nazi-Horror ausgegeben", so Einstein über den Filmmogul. Im vorigen Jahr wurde Laemmle posthum vom jüdischen Simon Wiesenthal Center für seinen Einsatz geehrt.

Der 150. Geburtstag wird auch in seiner Heimat groß gefeiert. Das Stuttgarter Haus der Geschichte Baden-Württemberg würdigt die Kinolegende seit Dezember mit der Ausstellung "Ein jüdischer Schwabe erfindet Hollywood". Blickfang ist einer der Oscars für den Film "Im Westen nichts Neues", der eigens aus Los Angeles eingeflogen wurde. Zu sehen sind auch Filmexponate wie die Fledermaus aus "Dracula", Bandagen aus "Die Mumie" oder Frankensteins Handschelle.

Laemmles Vorliebe für Torten wird an seinem 150. Geburtstag bei der geplanten "Happy Birthday Carl"-Feier im Haus der Geschichte (am 17. Januar) berücksichtigt. Nach Ankündigung des Museums soll den Besuchern eine 150 amerikanische Pfund schwere Torte serviert werden. So hatte Laemmle einst in Hollywood seine Geburtstage gefeiert: mit einer Torte, die stets so viele US-Pound wog, wie es seinem Alter entsprach.

Haus der Geschichte zum Geburtstag

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Hollywood Reporter

Stadt Laupheim zu Carl Laemmle