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Festivalstart Film ab für die Kinokunst!

Bis zum Sonntag stehen zehn Kinos in Sachsen-Anhalt im Zeichen der sechsten Filmkunsttage des Bundeslandes.

Von Klaus-Peter Voigt 20.10.2016, 23:01

Magdeburg l Im altehrwürdigen Magdeburger Studiokino herrschte am Mittwoch dichtes Gedränge. Freie Plätze zum Auftakt Filmkunstage: Fehlanzeige. Das scheint ein untrügliches Zeichen nicht nur für die Bedeutung der gut zwei Dutzend kleinen Programmkinos überall im Land zu sein, sondern auch für das Interesse an interessanten Filmen, die mitunter trotz unstrittiger Qualität in den Multiplexen eher ein Nischendasein führen.

Kein Festival ohne Preise. Den ersten des diesjährigen Auszeichnungs-reigens erhielt Philipp Fleischmann in der Katagorie Kreation Kino-Trailer. Seit 1996 arbeitet er als Schnittmeister und Regisseur, studierte an der Filmakademie in Ludwigsburg und gründete 2004 seine eigenen Trailer-Produktionsfirma.

Eigentlich stehen Trailer stets ein wenig im Abseits. Man nimmt sie wahr, ohne die Arbeit hinter den nur wenige Minuten kurzen Projekten zu sehen. Mehr als 300 Teaser, Trailer und TV-Spots hat Fleischmann bis heute produziert. Für Streifen wie „Der Vorleser“ oder Steven Soderberghs „Che“, für „Die Vermessung der Welt“ oder „Fack You Göhte 2“ entstand der Film zum Film unter seiner Ägide.

Das Faible für dieses Genre steht ihm ins Gesicht geschrieben. „Es macht eine Riesenfreude, die Handlung eines Films zu analysieren und zu verdichten“, sagt er. Durchaus seien es einige Dutzend Mal, die es gelte, das „Ausgangsprodukt“ anzusehen, die passenden Stellen zu finden, ohne das Ende zu verraten. Während mitunter die Spannung im Vorfeld der Premiere ganz bewusst aufrechterhalten werde, gebe es bei Komödien ein ganz anderes Phänomen, schätzt Fleischmann ein. Da gelte es, „aus allen Rohren zu schießen, für den Spaß aufzuschließen“.

Nicht einmal eine Handvoll Mitbewerber gibt es für ihn auf dem deutschen Markt während allein in Los Angeles an die 200 Firmen das Geschäft betreiben. In den USA schaffte es der Künstler bereits zweimal, einen Preis für einen seiner Trailer zu erhalten, 2006 für „FC Venus“ und 2013 für „Kill Me Please“.

Drei Wochen vor dem offiziellen Kinostart wurde am Eröffnungsabend der neue deutsche Spielfilm „Die Mitte der Welt“ nach dem gleichnamigen Roman von Andreas Steinhöfel vorgestellt. Regisseur Jakob Moritz Erwa, der auch das Drehbuch verfasste, hatte acht Jahre um die Rechte dafür geworben. Das Ergebnis ist sein dritter Film, eine sensible und tragikomische Geschichte um das Erwachsenwerden junger Leute. Eine gefühlvolle Kameraführung unterstreicht die Handlung mit den ganz unterschiedlichen Gefühlwelten der Beteiligten.

Die Zwillinge Phil (Louis Hofmann) und Diane (Ada Philine Stappenbeck) wachsen bei ihrer jungen, exzentrischen Mutter auf. Deren Beziehungen zu Männern sind nur von kurzer Dauer. Phil erlebt das Auf und Ab von Gefühlen, verliebt sich in einen gleichaltrigen Jungen Nicholas. Beide erleben das Schwulsein als eine romantische Affäre mit all ihren Problemen.

Hauptdarstellerin Ada Philine Stappenbeck stellte sich in Magdeburg vor. Souverän hat sie ihren ersten Film überhaupt gemeistert und neben den Dreharbeiten ihr Abitur abgelegt. Für Regisseur Erwa ein Beleg dafür, dass sein Anliegen, auch Laiendarsteller zu besetzen, erfolgreich ist.

Weitere Höhepunkte der Filmkunsttage sind heute um 20.15 Uhr in den Uppstall Kinos Stendal die Vorführung von „Frantz“, morgen um 20 Uhr „Vor der Morgenröte“ im Union Kino Genthin und am Sonntag um 17 Uhr von „Akt“ im Zuckerfabrik Kinopark Halberstadt.