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  7. Anke Engelke und die Bauern: Kinderbuch Häschenschule massiv in der Kritik

Kinderbuchklassiker Anke Engelke verärgert mit Neuauflage der "Häschenschule" die Bauern

Anke Engelke sorgt mit ihrer Neuauflage der 'Häschenschule' für Diskussionen. Die modernisierte Version des Kinderbuchklassikers stößt bei Bauern auf Kritik, erhält aber auch Lob für die zeitgemäße Botschaft. Warum das Buch polarisiert.

Von Arne Birger Jeske und Yvonne Müller Aktualisiert: 17.03.2024, 17:16
Das Original "Die Häschenschule" wurde von Anke Engelke neu aufgelegt.
Das Original "Die Häschenschule" wurde von Anke Engelke neu aufgelegt. (Symbolfoto: dpa)

Magdeburg/Halle (Saale)/DUR. - Die Neuauflage des Kinderbuchklassikers "Die Häschenschule" von Anke Engelke wird weiterhin kontrovers diskutiert. Vor allem bei Bauern und Bauernverbänden kommt das Buch gar nicht gut an.

So bezeichnete Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk das Buch in der Freien Presse als "realitätsfernen Blödsinn" und zeigte sich entsetzt über die Darstellung der Landwirte.

Krawczyk kritisierte, dass das Buch eine falsche Botschaft vermittle, indem es suggeriere, dass Bauern die Umwelt vergiften und Tiere mit Mähdreschern töten. Er betonte die Wichtigkeit, dass Kinder lernen sollten, sich um die Natur zu kümmern, und sah in der Neufassung eine Gefahr für dieses Lernziel. 

Landwirte sind die Feinde, Füchse sind Veganer

Anke Engelke reagierte bereits kurz nach Erscheinens ihres Buches auf die aufkeimende Kritik. Ihrer Ansicht nach müsse die Original-Geschichte von 1924 in die Neuzeit übertragen werden.

Sie habe deswegen das Kinderbuch "Die neue Häschenschule: Wie Fuchs und Hase Freunde wurden" veröffentlicht und den Klassiker modernisiert. Obwohl ihr Buch in der ersten Auflage direkt ausverkauft war, hagelte es Kritik, vor allem von deutschen Bauern und anderen Kritikern auf der Verkaufsplattform Amazon.

Denn in Engelkes Buch ist nicht der Fuchs der Feind der Hasen, sondern es sind die Landwirte. Sie zerstören mit ihren Pestiziden und der Landwirtschaft den Lebensraum der Tiere. Der Fuchs ist in ihrem Buch Veganer und drückt mit den Häschen die Schulbank.

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Ist die Neuauflage pädagogisch fragwürdig?

Die Zeitung "Bayrisches Landwirtschaftliches Wochenblatt" sieht in der Neuauflage von Anke Engelke einen Angriff auf die Bauern. In dem Buch würden die Kinder lernen, dass alle Gefahr von den Landwirten ausgehen. Diese vergifteten mit ihren Düngemitteln die Umwelt und zerstörten mit ihren Landmaschinen die Lebensräume der Tiere. Doch auch die Jäger sind in Engelkes Buch böse, denn sie erschießen die niedlichen Tiere, heißt es im BLW.

Anke Engelke erklärte auf Amazon zu ihrem Buch: "Bilderbuchklassiker sind etwas Feines, weil oft eine Wahrhaftigkeit mitschwingt, die Zeiten überdauert. Andererseits dreht die Welt sich weiter, alles ist in Bewegung. Wie denken und fühlen wir heute, wie gehen wir miteinander um?"

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" räumte sie allerdings ein, dass die Idee, die Landwirte negativ darzustellen, eigentlich vom Verlag kam. Demnach sollte es einen neuen Konflikt zwischen Gut und Böse geben, wenn Hase und Fuchs schon entspannt zusammen Möhrchen knabbern.

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Zuerst nur negative Bewertungen auf Amazon

Da viele Kunden das Buch bei dem Onlinehändler vorbestellt hatten, ohne zu wissen, was sie erwartet, hagelte es jetzt Kritik. Die Käufer waren erzürnt über die Neuauflage des Klassikers. 

In einer Rezension steht: "Sie sollten sich schämen, Frau Engelke, dass Sie sich vor den Karren spannen lassen, schon den Kleinsten die Lüge zu vermitteln, dass unsere Ernährer die wahren Umweltsünder sind." Knapp 600 andere Amazon-Kunden bewerteten diese Bewertung als "hilfreich".

Amazon-Kundin J. Meyer schrieb: "Ein veganer Fuchs bleibt eine Wunschvorstellung." Und der Nutzer Andreas K. reagierte so: "Dieses - entschuldigt bitte - Pamphlet schlägt völlig aus der Art. Vegane Raubtiere werden in die Welt hinaus geschickt. Der Bauer ist das ultimative Böse. - Frühkindliche Indoktrinierung in einer verzerrten vegane Weltanschauung." Rund 304 Personen fanden diese Bewertung hilfreich.

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Veganer loben das Buch und bewerten es "sehr gut"

Einen krassen Gegensatz negativen Rezensionen sind die klaren Fünf-Sterne-Bewertungen von Käufern, die sich klar als Veganer bekennen und das Buch hoch loben. So schreibt Michaela Pollack: "Ich finde die Geschichte süß gemacht. Ja, ich bin "vorbelastet", da auch Veganer und klar, da mag ich natürlich vegane Füchse."

Und Käuferin Sara Meier schreibt: "Wirklich ein ganz tolles Buch, dass es problemlos schafft, globale Probleme kindgerecht zu vermitteln. Die Kinder werden zum Nachdenken und Mitdenken angeregt, anstatt ihnen stumpf eine heile Welt vorzuspielen."

Über "Die Häschenschule"

Das Original "Die Häschenschule" ist ein Klassiker, der in vielen deutschen Kinderzimmern steht. In dem Buch wird in Reimform erzählt, wie die Hasenkinder in der Schule in Kräuterkunde und Eierbemalen unterrichtet werden. Hierbei ist der Fuchs der Feind der Hasen, vor dem es wachsam zu sein gilt.

Das Vorlesebuch ist mit den Versen von Albert Sixtus und Zeichnungen von Fritz Koch-Gotha geschmückt und bietet fröhliche Geschichten über die Schule und die Osterzeit. Das Buch zählt dabei zu den wohl bekanntesten Bilderbüchern des vergangenen Jahrhunderts.

Das Original hat bei Amazon eine Bewertung von 4,8 bei fünf Sternen. Insgesamt 585 Amazon-Kunden haben das Buch bewertet.

Anke Engelkes Neuauflage hatte zuerst 29 Bewertungen bei knapp zwei Sternen, wobei die negativen Kommentare überwogen. Aktuell hat das Buch 126 Kundenbewertungen bei 3,7 von fünf möglichen Sternen.