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Literatur aufs Ohr - Hörbücher liegen im Trend

15.03.2014, 13:48

Leipzig - Jan Josef Liefers tut es, Axel Milberg auch, und Katharina Thalbach sowieso. Die beliebten Schauspieler lesen Hörbücher ein - und tragen mit ihren Stimmen zum wachsenden Erfolg dieses Segments bei.

"Wir hatten 2013 mit 14,1 Millionen verkauften Hörbüchern einen Verkaufsrekord", sagt Simone Mühlhauser, Sprecherin des Arbeitskreises Hörbuchverlage des Börsenvereins, auf der Leipziger Buchmesse. Der Absatz legte im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent zu. Dementsprechend sei auch die Stimmung der Verlage auf der Messe. "Wir können uns über mangelndes Interesse nicht beklagen."

"2013 war ein sehr erfolgreiches Hörbuchjahr", bestätigt auch Sabrina Kreuz, Produktmanagerin beim Hörverlag aus München. Das Unternehmen gehört seit dem Jahr 2000 zur Verlagsgruppe Random House und bringt zahlreiche Bestseller als Hörbuch auf den Markt. Die vorgelesene Variante erscheine immer gleichzeitig mit dem Buch. "Abzuwarten, was als gedrucktes Buch erfolgreich läuft, und dann ein halbes Jahr später mit dem Hörbuch zu kommen - das können wir uns nicht mehr erlauben", sagt Kreuz.

Der Hörverlag hat zum Beispiel "Vor dem Fest" vom frisch gekürten Träger des Preises der Leipziger Buchmesse, Sasa Stanisic, im Programm. Der Deutsch-Bosnier hat seine Dorfchronik selbst als Hörbuch gesprochen - weil er es kann und weil er eine markante Stimme habe, wie Kreuz sagt. Andere Autoren lesen ihre Werke nicht selbst. Dann, und natürlich bei Übersetzungen, kommen die Schauspieler zum Zug. Jan Josef Liefers sei als Sprecher von T.C.Boyle "gesetzt", sagt Kreuz, und Axel Milberg bei den Krimis von Henning Mankell.

Ein Patentrezept für den Erfolg eines Hörbuches gebe es indes nicht, sagt die Produktmanagerin. Die Prominenz der Sprecher sei ein Verkaufsargument. Aber auch der Stoff müsse passen. Die bestverkauften Hörbücher des Hörverlages seien die Harry-Potter-Bände gewesen, die 3,5 Millionen Mal über die Ladentische gingen. Sehr erfolgreich laufe auch Jonas Jonassons "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand". Gelesen von Otto Sander wurden mehr als 200 000 Exemplare verkauft.

Neben den Hörbuchverlagen in den großen Verlagsgruppen behaupten sich auch unabhängige Unternehmen am Markt. Audiobuch aus Freiburg zählt dazu, die gerade ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Verkaufsleiter Maik Reumann sagt, dass sich der Hörbuchmarkt nach einer Phase der Schrumpfens seit 2010 erfreulich entwickele. Neben dem klassischen Hörbuch auf CD tragen auch die Downloads zur Entwicklung bei. Im Internet erreiche man Menschen, die bislang nichts mit dem Hörbuch zu tun hatten.

Der klassische Hörbuch-Käufer ist nach Angaben von Produktmanagerin Kreuz im Schnitt 45 Jahre alt, "tendenziell gebildet, mit gutem Einkommen und eher Städter als Landbewohner". Eine wichtige Zielgruppe seien die Pendler. "Immer mehr Menschen sind unterwegs. Wenn sie nicht zum Lesen kommen, ist das Hörbuch eine gute Sache", sagt Kreuz. Außerdem sei das Hörbuch ein klassischer Geschenkartikel, werde oft spontan gekauft.

Wo genau die Entwicklung bei den Hörbüchern hingehe, lasse sich noch nicht abschätzen, heißt es bei den Verlagen. Neben CD und Download könnte das Streaming als dritter Vertriebsweg hinzukommen, sagt Audiobuch-Verkaufsleiter Reumann. "Es ist so, dass wir uns langsam vortasten." Streaming sei interessant, weil dort sehr junge Leute als potenzielle Kunden zu finden seien. "Generell ist ein Trend ins Internet da", sagt Reumann. "Ich denke aber, dass es das physische Hörbuch immer geben wird. Man kann auch einen Download-Code verschenken. Aber das ist natürlich nicht so schön."