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Pop und Poesie: T.S. Eliot bleibt unsterblich

01.01.2015, 14:55

London - Das hätte sich T.S. Eliot vermutlich nicht träumen lassen: Fünf Jahrzehnte nach seinem Tod hören und singen täglich Menschen seine Texte - viele wohl ohne es zu wissen.

Das Musical "Cats" von Andrew Lloyd Webber (66), das auf einigen 1939 veröffentlichten Gedichten Eliots basiert, begeistert ein Millionenpublikum. Die Figur der Grizabella, die der Dichter nur in unveröffentlichen Skizzen erwähnt hatte, wird am Londoner Palladium seit Neustem von Popsternchen Nicole Scherzinger gesungen.

Der Dichter, Schriftsteller und Kritiker ist zu seinem 50. Todestag (4. Januar) eine feste Größe nicht nur in der Literaturwissenschaft, sondern auch im Alltag insbesondere englischsprachiger Länder. Im Sommer erst stellte der "Telegraph" seine Leser auf die Probe: Sie sollten auswählen, ob ein Zitat wohl von Eliot stamme oder aus einem Rap-Text von Jay-Z, The Notoroius B.I.G. oder 2Pac.

Thomas Stearns Eliot hat einige der berühmtesten Gedichte der englischen Sprache verfasst, allen voran "The Waste Land" (Das wüste Land) von 1922. Als er 1948 den Nobelpreis für Literatur bekam, wurde er als Pionier gewürdigt - damals war er seiner Zeit voraus, modern wirken seine Werke bis heute.

Pünktlich zum 50. Todestag erscheint eine neue Biographie: "Young Eliot" von Robert Crawford konzerntriert sich auf die Jugendjahre des Literaten, der 1888 im US-Bundesstaat Missouri zur Welt kam, aber schon als junger Mann in seine Wahlheimat Großbritannien zog und schließlich auch die britische Staatsbürgerschaft annahm. Das Buch erscheint zunächst in den USA und Großbritannien.

Eliot wollte eigentlich nicht, dass allzu viel über ihn geschrieben wird oder seine unveröffentlichten Texte und Gedichte herausgegeben werden - eine Bürde für seine zweite Frau und Nachlassverwalterin, Valerie Eliot, die im November 2012 gestorben ist. "Für Wissenschaftler war immer weniger zugänglich, bis sie vor etwa zehn Jahren zustimmte, ja, es ist jetzt Zeit, alles von Tom zusammenzutragen", beschrieb der US-amerikanische Englischprofessor Anthony Cuda kürzlich die neue Situation.

Er arbeitet mit an einem Mammutprojekt: der Veröffentlichung sämtlicher Essays, Vorlesungen, Kritiken, Kommentare und Briefe an Verleger von 1905 bis 1965. Mit dem zweiten Band sind die Herausgeber gerade im Jahr 1926 angekommen, acht Bände sollen es werden. Und es ist nur ein Teil eines noch größeren Unternehmens, des T.S. Eliot Editorial Project, das erstmals den gesamten Nachlass des großen Schreibers umfassen soll. Eliot wird die Wissenschaft noch Jahrzehnte auf Trab halten.