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Gemälde-Ausstellung Der Behüter des Lichts

Stephan Klaube malt surreale, stilisierte und experimentelle Gemälde. Er stellt aktuell in der Galerie im Ersten Stock in Wernigerode aus.

Von Ivonne Sielaff 08.03.2017, 00:01

Wernigerode l Licht zieht sich durch das Werk von Stephan Klaube. „Lichterscheinungen sind mir wichtig“, sagt der Wernigeröder. Damit meint er nicht etwa Engel oder andere himmlische Gestalten. „Es geht mir um das Licht an sich“, sagt der Künstler. „Um Tageslicht, Sonnenlicht, künstliches Licht.“ Licht sei lebenswichtig, auf der anderen Seite zerstörerisch. Das fließe in seine Kunst ein. „Es sind diese Störungen, Reflexionen, die ich durch die Verwendung von Metall, Glas, Kunststoff sowie durch Farben in starkem Kontrast wiedergebe.“

Einen Einblick in sein Schaffen gibt Stephan Klaube derzeit in der Galerie im Ersten Stock in Wernigerode. Er präsentiert Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte und Objekte der letzten Jahre. Surreal, stilisiert, experimentell – so beschreibt Klaube seine Werke. „Es geht mir nicht, um die realistische Darstellung von Gesichtern, Körpern oder Landschaften. Vielmehr versuche ich mit Material, Form und Farbe Gefühle darzustellen – meine Sicht auf die Welt und die Dinge des Lebens.“ Themen, die ihn bewegen und inspirieren, sind die Beziehungen von Menschen zu Menschen, zur Tierwelt und zur Natur. Bevölkerungsbewegungen auf der Erde durch Krieg und Hunger, Umweltzerstörung durch „wahnsinnigen“ Massenkonsum, Massentierhaltung – in seinen Werken wolle er die Wunden aufzeigen, die uns zwar berühren, die wir aber auch ständig versuchen auszublenden.

Gleichzeitig setzt er sich mit sich selbst und seinem Leben auseinander. Den Mittelpunkt der Ausstellung bilden vier lebensgroße Skulpturen. „Es sind Selbstbildnisse, obwohl man mich nicht erkennt.“ Entstanden sind sie 2014 in einer Phase, in der sein Vater schwer erkrankte. Überschrieben mit Geburt, Aufbruch, Rückzug und Ruhe zeigen sie, wie er sich jenes schwere Jahr und sein eigenes Dasein vorstellt. Das ständige Auf und Ab im Leben, der Versuch, sich nicht beiseite schieben zu lassen – „obwohl einem große Brocken in den Weg gelegt werden, die unverrückbar erscheinen“.

Denn wo Licht ist, ist Schatten. Auch Stephan Klaubes künstlerischer Weg war bisher alles andere als leicht. Aufgewachsen als Sohn eines Berufsmusikers, zog es ihn schon früh hinter die Bühne. „Alles, was mit Musik, Licht und Ausstattung zu tun hatte, hat mich interessiert.“ Bei einem Ausflug nach Dresden habe er als 14-Jähriger erstmals die alten Meister gesehen. „Besonders Rembrandt hat mich begeistert.“ Über Umwege, darunter eine Lehre als Holztechniker sowie die Arbeit im Malsaal des Halberstädter Volkstheaters, gelangte er nach Dresden an die Hochschule für Bildende Künste. „Vorher habe ich oft Ablehnung erfahren.“

Drei Jahre später schmiss er sein Studium – ohne Abschluss. „Mir hat irgendwas gefehlt“, sagt er. Die praktische Arbeit, beispielsweise als Theatermaler in München, habe ihm mehr gegeben. Schließlich kehrte er zurück nach Halberstadt, wo er elf Jahre lang die Theatermaler-Werkstatt leitete. „Am Anfang habe ich Klinken geputzt. Es gab nicht viele Jobs.“

2005 dann der große Rückschlag: Krebs. Im Krankenhaus habe er wieder angefangen zu zeichnen. Er kämpfte gegen die Krankheit, kämpfte sich zurück ins Leben. Danach stand sein Entschluss fest. „Ich wollte es als freischaffender Künstler versuchen. Damals hatte ich keine andere Wahl. Also habe ich das Wagnis angenommen.“

Als Künstler in einer Stadt wie Wernigerode zu überleben, sei nicht einfach gewesen. „Am Anfang habe ich Klinken geputzt, es gab nicht viele Jobs.“ Er fasste erneut am Theater Fuß – mehr oder weniger zumindest. Als freier Mitarbeiter bei Studio Hamburg/Studio Berlin ist er bis heute an den Kulissenbauten internationaler Theaterproduktionen beteiligt. „Das ist mein Broterwerb, mit dem ich auch meine freie Kunst finanziere.“

Diese entfaltet sich nicht in Berlin oder Hamburg, sondern in einer Fabrikhalle im beschaulichen Wernigerode. „Hier kann ich mich niederlassen, kreativ sein. Ich fühle mich geborgen durch die Natur, die mich umgibt.“ In dem Saal liegen Skizzen auf dem Boden. Farben trocknen auf der Mischpalette. Sonnenlicht fällt weich durch die Fenster. Es produziert Reflexionen, die durch den Raum flimmern – und vielleicht Eingang in eines seiner nächsten Werke finden.

Die Ausstellung von Stephan Klaube ist noch bis zum 19. März in der Galerie im Ersten Stock, Marktstraße 1 in Wernigerode, zu sehen.