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Filmfestival erklärt Regisseur zur "Persona non grata" Nach Nazi-Äußerungen wirft Cannes Lars von Trier raus

20.05.2011, 04:28

Cannes (dpa). Nach seinen Äußerungen über Adolf Hitler ist der dänische Regisseur Lars von Trier vom Internationalen Festival in Cannes offiziell zur "unerwünschten Person" erklärt worden. Ab sofort gelte von Trier als "Persona non grata", teilte das Festival gestern mit.

Am Mittwoch hatte der 55 Jahre alte Däne auf der Pressekonferenz zu seinem diesjährigen Wettbewerbsbeitrag "Melancholia" erzählt, dass seine Familie deutsche Wurzeln habe. "Ich bin ein Nazi", sagte er vor laufenden Kameras. "Ich verstehe Hitler. Ich glaube, dass er ein paar schlechte Dinge gemacht hat, klar, aber ich kann ihn mir in seinem Bunker vorstellen, am Ende." Wenige Stunden später ließ er über seine Agentur allerdings eine Entschuldigung verbreiten.

Von Trier, der sich selbst gern als neurotischen, seelisch gestörten Menschen beschreibt, ist regelmäßig zu Gast in Cannes. Hier hat er auch in der Vergangenheit schon wiederholt für Skandale gesorgt - sei es mit pornografischen oder extrem gewalttätigen Szenen in seinen Filmen oder mit provozierenden Äußerungen. Doch immer wieder wurde von Trier für seine emotional geladenen, ästhetisch herausragenden Werke auch gefeiert und ausgezeichnet. Im Jahr 2000 erhielt er die Goldene Palme für "Dancer in the Dark".

Seine jüngsten Kommentare seien "nicht akzeptabel, nicht tolerierbar und stehen im Gegensatz zu den Idealen der Humanität und Großzügigkeit" des Festivals, heißt es in der Erklärung der Festivalmacher. Die Organisatoren verurteilten die Aussagen aufs Schärfste und erklärten von Trier für das derzeit laufende Festival "zur Persona non grata, mit sofortiger Wirkung".

Wie vom Festival zu erfahren war, soll der Film "Melancholia" allerdings weiter im Wettbewerb um die Goldene Palme bleiben. Zum Skandal um von Trier gab es von der Jury gestern zunächst keine Reaktion.

Lars von Trier hat möglicherweise selbst geahnt, dass er mit seine jüngsten Provokationen über das Ziel herausgeschossen ist. Über seine Agentur hatte er am Mittwochabend eine Entschuldigung verbreiten lassen: "Wenn ich heute Morgen jemanden durch meine Worte verletzt habe, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Ich bin weder antisemitisch, habe keine rassistischen Vorurteile, noch bin ich ein Nazi."

Nach der Verbannung gestern sagte er der dpa: "Natürlich sympathisiere ich nicht mit Hitler. Ich mag ein Schwein sein, aber ein Nazi bin ich nicht." Er bitte wirklich um Verzeihung und finde seine Äußerungen "natürlich total schwachsinnig".Meinung