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Kindergärten Warum Sachsen-Anhalts Kitas Assistenzkräfte brauchen

Im bundesweiten Vergleich sind die pädagogisch Tätigen in den Kitas in Sachsen-Anhalt überdurchschnittlich gut qualifiziert. Sie betreuen allerdings auch besonders viele Kinder in ihren Gruppen. Die Sozialministerin setzt für die Zukunft stärker auf einen Mix der Professionen.

Von dpa Aktualisiert: 20.03.2024, 09:45
Petra Grimm-Benne (SPD), Sachsen-Anhalts Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, spricht auf einer Pressekonferenz.
Petra Grimm-Benne (SPD), Sachsen-Anhalts Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, spricht auf einer Pressekonferenz. Ronny Hartmann/dpa

Magdeburg - Aus Sicht von Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sollten neben den ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas auch verstärkt Assistenzkräfte zur Unterstützung eingesetzt werden. „Wir müssen möglicherweise auch solche Wege gehen wie in der Pflege, dass man sagt, die Erzieherinnen und Erzieher und weitere Fachkräfte müssen wir auch von Tätigkeiten befreien, für die man nicht unbedingt eine ausgebildete pädagogische Fachkraft sein muss“, sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. Es gehe um einen multiprofessionellen Mix.

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(Illustration: Tobias Büttner)

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Dieser könne auch Sozialassistenten und - assistentinnen sowie Kinderpfleger und -pflegerinnen einschließen, die bereits eine zweijährige Ausbildung abgeschlossen hätten. Für eine staatliche Anerkennung als Erzieherin oder Erzieher wäre noch eine zusätzliche dreijährige erfolgreiche Fortbildung notwendig. Auch weitere Personen sollten verstärkt in den Kindertageseinrichtungen tätig werden, etwa Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter oder Sprachförderkräfte.

Das Kinderförderungsgesetz (Kifög) wurde laut Ministerium Anfang des Jahres geändert, sodass neben diesen Professionen auch geeignete Fachkräfte ohne explizite pädagogische Ausbildung eingesetzt werden können, so die Profession dem Konzept der Einrichtung entspricht.

Ein Monitoringbericht des Bundesfamilienministeriums zur Qualität in Kitas kam zu dem Ergebnis, dass 2022 eine Fachkraft in Sachsen-Anhalt deutlich mehr Kinder betreute als in anderen Bundesländern. In Gruppen ausschließlich mit Kindern unter drei Jahren kamen hierzulande rechnerisch 5,6 Kinder auf eine pädagogische Fachkraft, bundesweit waren es vier. In Gruppen mit Kindern von drei Jahren bis zum Schuleintritt waren es in Sachsen-Anhalt 10,1 Kinder je Erzieher, im bundesweiten Mittel 7,8 Kinder. Der Rechtsanspruch auf Betreuung gilt in Sachsen-Anhalt für alle Kinder von der Geburt an bis zum Ende der sechsten Schulklasse.

„Meines Erachtens brauchen wir einen solchen Mix auch, um die Randzeiten abzusichern“, erklärte die Ministerin weiter. Am späten Nachmittag könne die Spielzeit etwa mit einem anderen Personal abgedeckt werden. „Das ist umstritten“, sagte die Ministerin. „Aber ich finde, wir brauchen so etwas.“

Die Ministerin verwies auf Kitas mit Schichtdiensten, die etwa im Zusammenhang mit der Ansiedlung des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg nötig seien. Da müssten den Erzieherinnen und Erziehern attraktive Arbeitszeitmodelle angeboten werden. Nicht durchgehend müssten ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher zu allen Zeiten alles abdecken. Und auch die Finanzierung müsse verändert werden: „Wir kommen gar nicht umhin, eine Ausbildungsvergütung in Kindertageseinrichtungen mitzufinanzieren“, sagte Grimm-Benne.

Martin Hoffmann, Referent für frühkindliche Bildung und Jugendhilfe beim Paritätischen Sachsen-Anhalt, betonte: „Die reine pädagogische Arbeit am Kind muss eine Fachkraft machen.“ Da dürfe die Qualität nicht sinken. Aktuell gebe es aber kaum Zeit für mittelbare Tätigkeiten wie Dokumentationen, Statistiken und teils auch Leitungstätigkeiten. Hier könne man die Erzieherinnen und Erzieher entlasten. Kitas seien mit immer komplexeren Anforderungen konfrontiert. Eltern benötigten beispielsweise Unterstützung bei Anträgen zu Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket oder auch Familienberatung. Hoffmann sah da auch mehr Schnittstellen zum bestehenden Hilfesystem als notwendig an. So könnten Erziehungsberatungsstellen stundenweise in die Kitas kommen.

Im Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2023 der Bertelsmann Stiftung hieß es, die Anzahl des pädagogischen Personals in Sachsen-Anhalt sei in den Kitas zwischen 2011 und 2022 deutlich um 35 Prozent gestiegen - auf über 16.000 Tätige. 84 Prozent der pädagogisch Tätigen hätten einen Fachschulabschluss als Erzieherin, 4,9 Prozent besäßen einen Hochschulabschluss, 2,3 Prozent seien in Ausbildung gewesen. Bundesweit lag der Anteil der an Fachschulen ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen in Kitas bei 66,7 Prozent.

Die Bertelsmann Stiftung kam auch zum Ergebnis, dass nur knapp ein Viertel (23 Prozent) der Kita-Beschäftigten in Vollzeit tätig sind. Bundesweit seien es 40 Prozent. 44 Prozent hierzulande arbeiten 32 bis 38,5 Wochenstunden (bundesweit 20 Prozent) und 28 Prozent 21 bis 32 Wochenstunden (bundesweit 25 Prozent). Der Altersdurchschnitt des pädagogischen Personals lag 2022 bei 41,9 Jahren nach 41,7 Jahren im Jahr 2021.