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Neuer Transport Rumänien braucht weiter Hilfe

Dienstag startet der nächste Lkw voll beladen mit Hilfsgütern nach Rumänien. Aktive Hilfe ist weiter nötig.

Von Manuela Langner 12.10.2015, 07:00

Gommern l Holz, Medikamente und Lebensmittel. Um sich diese eigentlich selbstverständlichen Dinge in einem Monat leisten zu können, reichen die Renten vieler alter Rumänen nicht aus. Sie sind auf Unterstützung angewiesen. Wie Lebensmittelpakete oder das tägliche Brot, für das eine deutsche Familie mit einer Brotspende sorgen kann. Über die Situation in Zvoristea und umliegenden Orten berichtete Ghorghe Ursacuc am Freitagabend beim Treffen des Rumänienhilfevereins in Gommern.

Die Bäckerei, die dort mit Hilfe des Vereins aufgebaut wurde, ist mit 53 Arbeitsplätzen der größte Arbeitgeber in der Region. Die Arbeitslosenquote liegt bei 60 Prozent. 60 Prozent. Ein leises Raunen ging durch das Alte Pfarrhaus in Gommern. So viele Menschen ohne Beschäftigung, ohne Perspektive.

Die Familienstrukturen brechen auf. Junge Leute gehen ins Ausland, weil sie in Rumänien keine Zukunft sehen. Andere fangen wegen der Perspektivlosigkeit zu trinken an. Darunter leiden ihre Kinder. Edeltraud Nickel, Vorsitzende des Rumänienhilfevereins Gommern, berichtete, dass sich Ghorghe Ursacuc auch Vorwürfe anhören muss: „Jetzt hilfst du auch noch den Säufern“. Er tue es nicht für die Eltern, sondern für die Kinder, erklärte der rumänische Vereinschef. Die können nichts dafür.

Die Hilfe aus dem Jerichower Land erreicht Familien in Zvoristea und inzwischen Orte, die dutzende Kilometer entfernt sind und bislang keine Unterstützung erhalten haben. „Die Leute liegen 30 Jahre zurück“, erklärte Ghorghe Ursacuc. Vor allem Roma wurden dort angesiedelt. In welchen armseligen Verhältnissen die Menschen leben, versuchte Dietmar Schellbach zu erklären. In einer Spendenaktion soll jetzt wenigstens ein Haus neu gebaut werden. Das Dach ist völlig kaputt und kann nicht durch ein neues ersetzt werden – das würde die Statik des Hauses nicht mitmachen.

Jede Hilfe sei in Rumänien willkommen, sagte Ghorghe Ursacuc. Kleidung, Schultaschen und Lebensmittel zählte er besonders auf. Gehhilfen, Gartengeräte können ebenfalls wichtige Dienste leisten. Der nächste Hilfstransport, der morgen abfährt, wird unter anderem mit Fenstern beladen, die Kunden in Deutschland wegen kleiner Mängel nicht haben wollten. Aber auch über die Rollstühle, Fahrräder und die vielen Lebensmittel freute sich Edeltraud Nickel. Sie feiere in diesem Jahr „ihre Silberhochzeit mit Rumänien“, erzählte sie zu Beginn der Veranstaltung. Allerdings habe sie in all den Jahren nie die Sprache gelernt. Es habe einfach nie die Notwendigkeit bestanden, weil stets jemand da gewesen sei, der übersetzen konnte. „Vielleicht lernt die nächste Generation Deutsch“, griff Ghorghe Ursacuc den Gedanken auf. Auch wenn man keine gemeinsame Sprache spreche, setzte er hinzu, „wir haben uns immer verstanden“. Am Freitagabend übersetzte Claudia aus Burg, die in Rumänien aufgewachsen ist und ihre Erfahrungen aus ihrer eigenen, schwierigen Kindheit schilderte.

An den Gedanken der Silberhochzeit knüpfte Karl Heinz Nickel an. „In 25 Jahren wird man ganz schön älter“, merkte er an. Ein befreundeter Rumänienhilfeverein habe inzwischen seine Arbeit einstellen müssen, weil die Mitglieder sie nicht mehr leisten konnten. Auch der Gommeraner Verein brauche junge Leute, die Verantwortung übernehmen. So freuten sich die Vereinsmitglieder über die beiden Sekundarschüler, die am Freitag aus eigenem Interesse zur Veranstaltung gekommen waren.

Edeltraud Nickel folgt dem Hilfstransport gemeinsam mit fünf Frauen und Männern, die in Zvoristea helfen, die Spenden zu sortierten und zu verteilen. Die Lebensmittel werden, weil es sich bewährt hat, in Kisten in den Lkw verladen und in Rumänien aufgeteilt, damit möglichst jeder Empfänger von jedem etwas bekommt: Mehl, Zucker, Reis etc. Die Süßigkeiten gehen vor allen an Kindergärten und Schulen.

„Es geht darum, die Menschen satt zu machen, aber auch darum, ihnen Hoffnung zu geben“, fasste Karl Heinz Nickel das Anliegen zusammen.

Helfende Hände beim Beladen des Lkw werden morgen ab 8 Uhr am Volkshaus gebraucht.