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Landwirtschaft Ruhige Feiertage nicht möglich

Die besinnliche Zeit. Zur Ruhe kommen, mit der Familie feiern. Für Daniel Döhne ist das auch zum Jahreswechsel 2015/2016 wieder ausgefallen.

07.01.2016, 17:00

Schartau l Morgens um 5.30 Uhr klingelt der Wecker. Eine halbe Stunde später sind die ersten Kühe bereits in der Melkmaschine. „Sie wurde in den 1990er Jahren gebaut“, sagt Daniel Döhne. Der studierte Agraringenieur betreibt in Schartau einen Milchviehbetrieb. „Seit dem vergangenen Jahr bin ich alleinverantwortlich“, so der gebürtige Marburger.

Zuvor war er mit seinem Vater zusammen für den Hof zuständig. Alfred Döhne ist allerdings noch immer aktiv und arbeitet mit. „Wir haben uns aufgeteilt“, erklärt Daniel Döhne, „er macht morgens die Kühe fertig, ich arbeite eher später am Tag“.

Zweimal am Tag müssen die Tiere gemolken werden. Auch an Wochenenden und Feiertagen. „Weihnachten ist für mich ein Tag wie jeder andere auch“, konstatiert Döhne. Der einzige Unterschied sei, „dass wir versuchen, etwas früher mit dem abendlichen Melken fertig zu werden“. Manchmal könne er sogar in die Kirche zum Gottesdienst gehen. „Wenn es gut läuft, sind wir gegen 20.30 Uhr mit allem fertig und können den Abend genießen“, erklärt er und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Gott sei Dank wird Silvester zu einem späteren Tageszeitpunkt gefeiert.“

Ein Ändern der Melkzeiten wäre nicht einfach so für die Kühe zu verkraften. Denn sie müssten in einem festen Rhythmus in die Melkstation. Dort werden sie insgesamt drei Stunden versorgt. „18 können zeitgleich versorgt werden“, sagt Döhne. Dafür hat er einen fest angestellten Melker, der morgens und abends jeweils knapp vier Stunden auf dem Hof tätig ist. „Die Maschine muss den Kühen manuell angelegt werden, aber sobald sie ‚leer‘ sind, reagiert die Anlage und schaltet sich ab“, erläutert Döhne.

Während die Milch gemolken wird, ist es eine Aufgabe von Vater Alfred Döhne, die anderen Tiere genau zu beobachten. „Wir müssen jeden Tag schauen, ob ein Tier paarungsbereit ist“, erklärt der Sohn. Bei einem Betrieb dieser Größe kommt der Besamungstechniker beinahe täglich.

Sind die Kälber einmal geboren, werden die Muttertiere in einem separaten Stall untergebracht. So können sie sich wieder an den „normalen“ Alltag gewöhnen. „Wenn sie wieder erstarkt sind, kommen sie zurück zu den anderen“, weiß Döhne. Die Kälber stehen draußen vor dem Stall. Sie haben Extra-Boxen, in denen sie aufwachsen, bis sie in eine Aufzuchtstation kommen. „Wir holen die weiblichen Tiere dann ausgewachsen zurück.“ Die Bullen würden verkauft.

Noch kann die Familie Döhne von ihrem Hof leben. Zwei fest angestellte Mitarbeiter hat man. Früher in Marburg hatten sie einen kleineren Hof. „Doch der war zu klein, um allein davon zu leben und zu groß, um ihn nebenher zu betreiben“, erinnert sich Alfred Döhne. Daher hat er mit Anfang 40 noch einmal von vorn begonnen. „Ich war auf einer Weiterbildung und habe dort Kontakt in die ehemalige DDR bekommen“, blickt er zurück. Da sich im Jahr 1991 kein ansässiger Landwirt für den Hof der früheren Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) interessiert hat, griff er zu. Drei Jahre lang baute er den heutigen Hof auf, dann kam die gesamte Familie Döhne nach Schartau. Geblieben ist neben Vater und Mutter nur noch Daniel Döhne. Die beiden Geschwister sind in Berlin und Kanada. „Ich habe zuerst studiert und bin seit 2010 wieder zurück auf dem Gehöft.“

Nun muss er dafür sorgen, dass die Mitarbeiter ihr Geld bekommen und sich die Familie ernähren kann. Mit dem aktuellen Kampf um den Milchpreis kein leichtes Unterfangen. Pro Liter bekommt Döhne aktuell knapp 27 Cent. „Wir bräuchten zwischen 30 und 32 Cent, um kostendeckend produzieren zu können, ab ungefähr 33 Cent würden wir Gewinn machen“, rechnet Döhne vor. Im Moment lebt der Hof von dem Geld, dass eingenommen wurde, als der Milchpreis höher lag.