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Loburger Lokschuppen „Kesselflicker“ auf Zeit

Seit Jahren wartet eine alte schwarze Dampflok im Lokschuppen von Loburg auf ihre Wiederauferstehung.

Von Stephen Zechendorf 13.04.2016, 15:00

Loburg l Immer, wenn von Fahrten des „Traditionszuges“ der Dampfzugbetriebsgemeinschaft (DGB) in Loburg die Rede ist, folgt ein „Aber“. Denn es rollt ein Zug der Dampfzugbetriebsgemeinschaft, aber er fährt nicht mit Dampfkraft sondern mit Dieselloks.

Dabei ist der Verein am Loburger Bahnhofsgelände im Besitz eines stattlichen Dampfrosses. Die Rede ist von der Lok 24 083, Baujahr 1938. Seit 1979 gehört die rollfähige und komplett erhaltene Lokomotive der Dampfzugbetriebsgemeinschaft mit Sitz in Hildesheim. Zu Reparaturzwecken kam das gute Stück nach Loburg. Seitdem steht sie dort und wird im Rahmen von Vereinsarbeit und Maßnahmen immer wieder mal stückweise instandgesetzt. Zuletzt aber dümpelte und rostete die Lok mehr vor sich hin. Es fehlt an Geld und an fähigen Machern.

Mit Paul Palmer (73), Achim Berger (76) und Günter Schubert (72) gibt es noch alte Hasen im Verein, die als Lokschlosser und studierte Eisenbahner bestens Bescheid wissen. Aber die Sanierung der Lok ist auch für sie keine Selbstverständlichkeit. „Mindestens 100 000 Euro würde die Restaurierung kosten“, schätzen sie. Zu tun gibt es eine Mengen an der Lok. „Wir müssen jetzt die Schäden im Kessel erfassen, so Günter Schubert. Dazu wird eine Kesseldruckprobe erfolgen. Auch das Triebwerk und der Lok-Tender, der seit Jahren hinter dem Lokschuppen steht, müssen einer Revision unterzogen werden.

Kürzlich haben die gestandenen Eisenbahner vom Jobcenter Jerichower Land vier Männer zur Seite gestellt bekommen, die bei der Aufarbeitung helfen sollen. Marino Werthmann, Andreas Rodenbeck und Edvard Jesse zählen dazu. Sie entrosten Überhitzungselemente, fertigen hölzerne Stopfen für die Kesselprobe an, klettern in den Rauchkessel und machen alles, was machbar ist, um vielleicht ja doch die alte Dampflok in Gange zu bekommen.

Im Rahmen des Bundesprogramms „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ erhält der Loburger Verein seit Ende 2015 Zuwendungen für die Schaffung von vier Arbeitsplätzen. Die Finanzierung der Plätze ist bis 2018 gesichert. Das Jobcenter pflegt mit dem Verein seit der Gebietsreform im Jahre 2007 Geschäftsbeziehungen. „Die Dampfzug-Betriebsgemeinschaft bietet uns mit ihren vielseitigen Arbeitsfeldern Beschäftigungsmöglichkeiten für langzeitarbeitslose Kunden, die wir gerne nutzen“, so Marco Gravert, Geschäftsführer Jobcenter Jerichower Land. Im Zeitraum 2008 bis 2011 hatte das Land Sachsen-Anhalt das Programm „Aktiv zur Rente“ aufgelegt. „Partizipiert haben lebensältere Kunden des Jobcenters. Hier konnte die Dampfzug-Betriebsgemeinschaft profitieren und erhielt neun geförderte Teilnehmer zur Beschäftigung“, berichtet Gravert. Neben diesem Landesprogramm wurden in den vergangenen neun Jahren 37 Beschäftigungsmöglichkeiten gefördert, die im öffentlichen Interesse liegen, zusätzlich sind und keine reguläre Beschäftigung verdrängen. „Bei allen bisher geförderten Maßnahmen bezogen sich die bewilligten Tätigkeiten auf die Aufbereitung historischer Schienenfahrzeuge für die Präsentation in der Öffentlichkeit“, so der Jobcenter-Leiter.

Erfahrung mit der Aufarbeitung historischer Lokomotiven haben die Loburger Eisenbahnfreunde durchaus. So gelang in der Vergangenheit schon der Aufbau der Lok 89 7513 von einem „unansehnlichen Rostklumpen zur voll betriebstüchtigen Maschine“. Bahnfreunde aus der Region sind jedoch bis heute enttäuscht, dass diese Lok nach ihrer Restaurierung auf Nimmerwiedersehen nach Westen verschwand und nun dort Touristen durch die Gegend fährt. Mit der 24 083 solle das bitte nicht auch wieder passieren.

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde Nebenbahn-Dampflokomotive 24 083 von der Reichsbahndirektion Königsberg beim Bahnbetriebswerk Allenstein eingesetzt. Ab 1945 verrichtete sie bei der Polnischen Staatsbahn PKP ihren Dienst, bis sie in den 1970ern in die Bundesrepublik Deutschland verkauft wurde. Im Museumsbetrieb lief sie auf verschiedenen Strecken bei der DGB. Nur drei weitere Dampflokomotiven dieser Baureihe sollen neben der 24 083 als Museumsloks erhalten geblieben sein, heißt es in Internet-Foren.

Was aber, wenn die Loburger Lok tatsächlich fahrbereit sein sollte? Wird es dann noch Eisenbahnfreunde geben, die das gute Stück auch fahren können und den Loburger Verein weiter mit Leben erfüllen wollen? „Eine Dampflok fährt mit zwei Leuten“, erklärt Paul Palmer. Auch der Heizer benötigt eine Einweisung. Die Dampfzugbetriebsgemeinschaft bildet ihmzufolge nur Diesellokführer aus.

Kontakt: Dampfzugbetriebsgemeinschaft, Arbeitskreis Loburg, Chausseestr. 4a 39279 Loburg. Tel .039245/2042