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Pflanzaktion Zwischen Waldfurchen und Gewehren

Militär und Forstwirtschaft sind auf dem Truppenübungsplatz Krähenberge am Burger Stadtrand ganz dicht beieinander.

Von Falk Heidel 14.04.2016, 15:00

Burg l  Forstdirektor Reiner Aumann veranstaltete einen Pflanztag, unter anderem für seine Büromitarbeiter.Elke Krüger hat den wichtigsten Posten. Sie kümmert sich am Waldrand um die Gulaschsuppe. Mit einem großen, hölzernen Kochlöffel rührt sie wie Miraculix von den Galliern den Gemüse-Trank im schwarzen Topf, der mit einer Kette am Dreibock hängt.

Nur einige hundert Meter entfernt trainieren junge Soldaten den Ernstfall im Gelände mit Maschinengewehren über den Schultern: „Halt! Hier geht es nicht weiter.“ Ein Offizier stoppt Aumanns Dienstwagen auf dem Weg zu seinen Mitarbeitern. Der Chef muss einen Umweg durch matschiges Gelände in Kauf nehmen.

An der nächsten Wald-Kreuzung ist der Krieg vorbei. 20 Forstmitarbeiter stecken im Akkord kleine Baumpflanzen in die sandige Erde. Dabei ist Annette Rose sehr ehrgeizig: „Wo wir schon mal da sind, wollen wir auch etwas schaffen“, sagte die Büroleiterin der Forstverwaltung mit Sitz in Dolle. 2500 kleine Bäumchen werden in den nächsten Jahren ihre Wurzeln in den Krähenbergen austreiben – Nordmanntannen, Küstentannen und Douglasien. „Die Tannen werden in zehn Jahren zu ordentlichen Weihnachtsbäumen herangewachsen sein“, sagte Forstdirektor Aumann.

Der Chef des Bundesforstbetriebs Nördliches Sachsen-Anhalt freut sich über die Zusammensetzung seiner Einsatztruppe: „Hier arbeiten Büroleute neben Revierförstern oder auch Forstwirten. Damit wird bei den Verwaltungsmitarbeitern auch ein Stück weit das Verständnis für die anspruchsvolle Tätigkeit der Forstwirte geweckt.“

„Und Spaß macht die Aktion obendrein“, erklärt Franziska Graf. Sie kümmert sich in ihrem Berufsleben im Büro um Finanzen und Forstimmobilien.

Den Standort an den Krähenbergen nutzen die Soldaten des Burger Logistikregiments als Übungsplatz, der mit Wald und Wiese die Einsatzrealität simulieren kann. Gleichzeitig bewirtschaftet und pflegt der Bundesforst die Waldbestände: „Die Stadt Burg, Straßen und Autobahnen sollen so wenig wie möglich beeinträchtigt werden“, sagt Aumann. „Daher sind in den Randbereichen des Übungsplatzes dichte Waldflächen entstanden, die für Lärm- und Sichtschutz sorgen.“

Geeignet seien für solche Pflanzungen vor allem Nordmann- und Küstentannen neben den dort schon stehenden Buchen: „Diese Baumarten erfüllen die genannten Schutzfunktionen bestens. Zudem werden sie von den Fachleuten im Kampf gegen die spätblühende Traubenkirsche eingesetzt.“ Diese Baumart ist Aumann zufolge vor 200 Jahren aus Amerika eingeführt worden und hat sich in unseren Wäldern zur Plage entwickelt. Anders als in Nordamerika wächst dieser Baum nicht als wertvoller Stamm, sondern in unserem Klima nur wie ein Strauch. Sie lasse sich nur schwer vertreiben, weil sie immer wieder austreibt und verdränge einheimischen Baumarten.

Die Pflanzung am Mittwoch war nur ein kleiner Teil der diesjährigen Aufforstung an den Krähenbergen. Gepflanzt haben die Forstwirte hier in diesem Frühjahr 35 000 Rotbuchen sowie je 2500 Küstentannen, Douglasien und Nordmanntannen.

Auf seinen Flächen im Jerichower Land (hauptsächlich Truppenübungsplatz Altengrabow und Burger Krähenberge) hat der Bundesforstbetrieb 128 000 Baumpflanzen in die Waldfurchen gesetzt. Meist handelt es sich um Laubbäume, in der Minderheit (14 000) sind die Nadelgehölze wie Tannen, Kiefern oder Lärchen.

Unterdessen rührt Elke Krüger die heiße Gulaschsuppe im schwarzen Topf am Dreibock. Nachdem alle Bäume gepflanzt sind, gibt es für jeden ein Süppchen aus dem tiefen Teller. „Danach werden wir den restlichen Arbeitstag im Büro verbringen“, sagte Annette Rose zur Volksstimme.

Mittlerweile haben sich auch die Soldaten aus dem Staub gemacht – es ist wieder Frieden im Wald am Burger Stadtrand.