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Clausewitz-Briefe „700 Seiten wollen bewältigt sein“

Briefe von Marie von Clausewitz, Frau des aus Burg stammenden Militärreformers Carl von Clausewitz (1780 bis 1831) werden übersetzt.

Von Martin Anselm 22.04.2016, 11:00

Burg l Der Maler, frühere Studienrat und Träger des Brigitte-Reimann-Kulturpreises 2015, Hans-Georg Dräger, transkribiert, neben seiner künstlerischen Arbeit, für die Burger Erinnerungsstätte „Carl von Clausewitz“ die Briefe der Marie von Clausewitz.

Volksstimme: Für den Freundeskreises Carl von Clausewitz beschäftigen Sie sich mit den Briefen der Marie von Clausewitz an Carl von Clausewitz. Können Sie uns näheres darüber verraten?

Hans-Georg Dräger: Gern. Im Jahr 2014 konnte unser Freundeskreis Kopien von Briefen der Marie von Clausewitz erwerben, die im Besitz des Berliner „Geheimen Staatsarchivs - Preußischer Kulturbesitz“ gelangt waren. Nachdem ich bereits Kopien einiger Briefe des Carl von Clausewitz aus der damals üblichen Schrift in unsere heutige Normalschrift übertragen hatte, übernahm ich die Aufgabe, die uns interessierenden Briefe der Marie aus den Jahren 1807 bis 1816 ebenfalls zu transkribieren. Ich denke, dass ich in zwei Monaten diese Mammutarbeit geschafft haben werde. Drei Bände mit den Kopien und den Transkriptionen liegen bereits in der Clausewitz-Erinnerungsstätte.

Ist die alte Schrift, genauer gesagt die alte Schreibschrift, nicht eine besondere Herausforderung?

Gewiss, aber da ich die alte deutsche Schrift noch als Sütterlin-Schrift in meiner Schulzeit erlernt hatte, bereitete mir das Lesen der Briefe relativ wenig Mühe, aber die rund 160 Briefe mit ihren über 700 Seiten wollen bewältigt werden. Und wenn ich auch pro Seite im Durchschnitt weniger als eine Stunde benötige, erfordert diese Arbeit doch sehr viel Zeit.

Welche inhaltlichen Aspekte sind Ihnen besonders aufgefallen?

Diese 200 Jahre alten Briefe haben natürlich ihren besonderen Reiz für uns Heutige. Sie geben uns einen zwar subjektiven, aber unverfälschten Einblick in das Denken und Handeln von Marie, von Carl und ihren Zeitgenossen, das möchte ich den Clausewitz-Freunden vermitteln. Ich werde Aussagen von Marie vorstellen, die sie über sich selbst macht, auch über ihre Liebe zu Carl und über das Verhältnis zu ihrer Mutter. Als Historiker interessieren mich, beziehungsweise uns, sehr stark ihre Bemerkungen als Zeitzeugin zu Persönlichkeiten und zu historischen Ereignissen jener Zeit. Und ein weiterer Schwerpunkt sollte ihre oftmals kritische Sicht auf gesellschaftliche Konventionen sein, denen sie eben auch unterworfen war. Ich möchte neugierig machen und das Bild der Marie von Clausewitz weiter vervollständigen.

Und wie geht Ihre Arbeit dann weiter?

Wenn ich die Transkriptionen der mir vorliegenden Kopien geschafft haben werde, denke ich an eine Art Sachregister zu den Briefen, um die Nutzung dieser historischen Quellen wesentlich zu erleichtern. Ich habe beim Lesen und Transkribieren der Briefe viel Neues, viel Interessantes erfahren, vieles auch betätigt bekommen und die Arbeit hat mir durchaus Freude gemacht. Der Abschluss der Arbeit wird dann die Übergabe der Bände an den Bürgermeister zur Nutzung in der Erinnerungsstätte „Carl von Clausewitz“ sein, das könnte am 2. Juni erfolgen, denn das wäre der 210 Jahre zurückliegende Tag, den Marie für einen der wichtigsten in ihrem Leben hielt.

Die Bände werden dann öffentlich zur Verfügung stehen?

Ja, davon gehe ich aus, denn Kulturgut sollte allen Interessierten die Möglichkeit bieten, sich damit zu beschäftigen und auch sich daran zu erfreuen.