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Beobachtung Elch auf Wanderschaft

Wolf und Luchs sind schon da. Nun mehren sich Anzeichen, dass auch der Elch rund um Möckerns Dörfer zieht.

Von Stephen Zechendorf 28.10.2016, 11:00

Möckern l Am zurückliegenden Sonntag gegen 19.30 Uhr ist Axel Meerkatz mit seinem Vater im Auto unterwegs von einer Geburtstagsfeier zurück nach Hause. Auf der Straße zwischen Loburg und Schweinitz erkennt er auf einmal im Scheinwerferlicht ein großes Tier am Straßenrand. Nur knapp lässt sich der Zusammenstoß mit dem Tier verhindern. „Das Tier war größer als ein Hirsch“, berichtet Axel Meerkatz der Volksstimme. Und er ist sicher: „Das war eine noch nicht ausgewachsene Elchkuh.“

Nach etwa 20 Schweden-Urlauben ist sich Meerkatz sicher, dass er Elche erkennt, wenn er sie sieht. Auch sein Vater teilt die Ansicht seines Sohnes.

In der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Jerichower Land will man eine solche Elch-Sichtung nicht ausschließen. Unbestätigte Berichte zu Sichtungen der großen Säugetiere gab es demzufolge auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow bereits im Jahr 2015. „Wir beobachten dies sehr interessiert, wenngleich es noch keine offiziellen Bestätigungen“, sagt Thomas Bich, Mitarbeiter in der Landkreisbehörde.

Nach den jüngsten dokumentierten Sichtungen einer jungen Elchkuh südlich von Wittenberg im Juli sei es sogar nicht unwahrscheinlich, dass es sich bei dem Tier bei Schweinitz um das selbe Tier handelt wie in Wittenberg, glaubt Bich. Die imposanten Tiere wandern über Polen und die Lausitz in unsere Gebiete ein. Es sei mittlerweile nicht außergewöhnlich, wenn die Tiere unsere Region tangieren, so Bich. Meist handele es sich um männliche Jungtiere.

Dass die Tiere hier bei uns richtig heimisch werden, sei zumindest von heute auf morgen nicht zu erwarten, so Bich. Auch sei nicht zu erwarten, dass die Elche die vorhandene heimische Tierwelt gefährden.

Der Naturschutzbund Nabu registriert seit einigen Jahren schon die Besuche des leibhaftigen Ikea-Maskottchens hierzulande. „Die Lebensbedingungen sind - insbesondere im dünnbesiedelten Brandenburg mit seinen Feuchtwiesen und Moorwäldern - ideal“, heißt es auf der Internetseite des Nabu. In Brandenburg habe sich bereits eine kleine Kolonie gebildet, die Nachwuchs hervorgebracht habe.

In Sachsen-Anhalt stellen die Elch-Sichtungen noch eine Ausnahme dar. Im Landesjagdverband etwa ist der Elch bislang noch kein Thema, sagt Geschäftsführer Wilko Florstedt. Elche unterliegen nach Bundesrecht zwar dem Jagdrecht, genießen jedoch eine ganzjährige Schonzeit. Man würde die Rückkehr eines einstmals heimschen Wildes befürworten. Für andere Wildtiere stelle der Elch wohl keine Gefahr dar. Abzuwarten sei im Falle einer steigenden Population möglicherweise das Ausmaß von Wildschäden durch die mächtigen Tiere.

Elche stellen die größte Hirschart dar und können 500 bis 800 Kilo schwer werden. Sie leben in lichten Wäldern oder Flussauen und ernähren sich von Blättern, Trieben und Rinde, Zweigen und Sträuchern.

Ob dem Elch die Gegend in der Einheitsgemeinde Möckern gefällt, bleibt abzuwarten. In der traditionsreichen Enzyklopädie „Brehms Tierleben“ aus dem Jahr 1883 heißt es: „Mehr noch als den übrigen Hirschen sind dem Elche Störungen aller Art aufs tiefste verhasst. Es verlangt unbedingte Ruhe und verlässt eine Gegend, in welcher es wiederholt behelligt wurde.“

Zu dem, was dem Elch damals, als er oft auch noch als „Elen“ bezeichnet wurde, außer dem Menschen gefährlich werden konnte, zählten vor allen Wolf, Luchs, Bär und der Vielfraß: „Der Wolf reißt die Elche gewöhnlich im Winter bei hohem Schnee nieder; der Bär pflegt meistens nur einzelne Thiere zu beschleichen und steht vom Angriffe eines Rudels ab; der Luchs und unter Umständen der Vielfraß springen auf ein unter ihnen weggehendes Elen, krallen sich am Halse fest und beißen ihm die Schlagadern durch“, heißt es in den alten Büchern.

Möglicherweise behagt dem Elch unsere Gegend also doch. Denn in der Flächengemeinde Möckern gibt es zwar Wölfe und Luchse, aber kaum Menschen, noch weniger Vielfraße und hoffentlich auch nicht so viel hohen Schnee.