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Baustellen „Ampel-Manie“ und Stau-Alltag

Wer durch Burg fährt, muss sich täglich auf Staus einrichten. Der zweite Bauabschnitt der B 1 strapaziert die Geduldsfäden.

Von Mario Kraus 04.02.2017, 06:00

Burg l Autofahrer in Burg sind Stau-geplagt. Nicht nur, dass im Zuge der Landesgartenschau zahlreiche Abschnitte grundhaft saniert werden und Sperrungen in der Altstadt unumgänglich sind, vor allem der Ausbau der Bundesstraße 1 (Tack-Ring) mit dem zweiten Teil sorgt für reichlich Ärger, der diesmal auch den Stadtrat erreicht. Teils öffentlich, teils hinter verschlossenen Türen machten Räte am Donnerstagabend ihrem Ärger Luft. Der wesentliche Knackpunkt: Die Staus in der Innenstadt erreichen immer längere Ausmaße. Es leuchtet auch nicht ein, ob die Ampeln von der Blumenthaler Straße bis Fruchtstraße in jedem Fall nötig sind.

Auch in der Volksstimme-Redaktion kommen nahezu täglich Fragen und Kritiken an. Enrico Krüger wohnt mit seiner Familie in der Siedlung. „Der Baubeginn für den zweiten Abschnitt wurde erst zwei Tage zuvor per Handzettel angekündigt. Das ist eine Farce.“ Egon Kratzer aus Burg wunderte sich im Gespräch mit der Volksstimme, warum mehr als fünf Tage nach der Sperrung „gar nichts passierte“. Seine Fragen: „Kontrolliert das niemand? Warum beginnen Tiefbauarbeiten noch in der Frostphase, die längst nicht beendet ist?“

Ebensolche Fragen werden auch an die Stadtratsmitglieder gestellt. Der Vorsitzende des Gremiums, Markus Kurze (CDU), sprach von einer Zumutung für Anwohner in der Siedlung Ost und im Ihletal und regte eine Straßenanbindung an die Ausfallstraße der Bundeswehr nur für Pkw an. Tatsächlich hatte sich der Stadtrat im nichtöffentlichen Sitzungsteil damit beschäftigt und eine 2,5 Kilometer lange Variante von der Kasernenzufahrt Grabower Landstraße bis zur Zerbster Chaussee (nahe Scharff) erörtert. Allerdings: „Bis das Provisorium fertiggestellt werden könnte, würden mit den erforderlichen Planungen etwa vier bis sechs Monate vergehen und die Stadt bliebe auf den Kosten sitzen“, sagte ein Teilnehmer gestern. Bis dahin wäre auch der zweite B 1-Abschnitt fertig saniert – zumindest laut den Planungen.

Somit wird sich an der aktuellen Lage nur wenig ändern. Auch nicht am Ampelverkehr. „Müssen diese an der Umleitungsstrecke wirklich alle sein?“, fragte Barbara Scheppe (Linke). „Hier ist wohl die Ampel-Manie ausgebrochen.“ Diese sollen laut Volksstimme-Informationen zum einen für die Sicherheit der Fußgänger sorgen, zum anderen auch, um den Lkw-Verkehr wegen der Belastung der Ihle-Brücke in der Fruchtstraße zu regeln.

Ein neuralgischer Punkt bleibt indessen der Autoverkehr, der aus Richtung Magdeburg oder Autobahn nach Genthin rollt. Da die B 1 dicht ist, bleibt zwangsläufig nur die Strecke durch die Altstadt. Und die hat es in sich, wie ein Test zeigte.

Zwei Volksstimme-Redakteure nehmen Donnerstagnachmittag diesen Weg. Während der Verkehr stadteinwärts bis zum Markt noch relativ flüssig verläuft, gibt es den ersten Halt am Wohnhaus Stadtmühle kurz hinter der Ihlebrücke. An der Bushaltestelle Breiter Weg könnte der Motor theoretisch abgestellt werden – der Stau beginnt. Nur im Schneckentempo geht‘s vorwärts, während ein Fahrer eines Kleintransporters am Rathaus sinnloserweise hupt. Vielleicht steckt er in Zeitnot.

Nach einer viertel Stunde ist die Berliner Straße erreicht. Nichts geht mehr. Ein Fußgänger, der seinen Hund ausführt, schüttelt ob der Länge der Autokarawane nur den Kopf. Nach weiteren zehn Minuten erreichen wir die Kreuzung Koloniestraße. Hier muss ohnehin gewartet werden, weil der Umleitungsverkehr aus dem Norden Vorfahrt hat. Da geht nur eins: Schnell eine freie Gelegenheit nutzen und über die Kreuzung fahren. Dumm nur, wenn gleich mehrere Lkw heranrollen. Mühselig rollt der Verkehr weiter zur Kreuzung Wasserstraße/Berliner Straße. Ein knappe halbe Stunde ist vergangen. Dann schaffen es gerade mal fünf Fahrzeuge, die Kreuzung in Richtung Genthin zu passieren.

Offen bleibt eine ganz einfache Frage: Warum kann mit einer provisorischen Ampel der Koloniekreuzung im Einklang mit der Ampel Wasserstraße der Verkehr nicht so geregelt werden, dass die Fahrzeuge zügiger die Stadt verlassen können?